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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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das ein wenig Zeit«, keuchte ich. Diese Dinge zu tun, war doch anstrengender, als ich gedacht hatte. »Kommen Sie, wir laufen dort hinein.«
    »Verdammt!«, fluchte Scarlet, statt mir zu folgen.
    Sie sah nach oben.
    »Auch das noch!«
    Seidenspinner seilten sich an dünnen Fäden von der Decke ab.
    Sie schwebten wie Kokons über unseren Köpfen und näherten sich schnell. Ihre Münder waren formlose Öffnungen in dem wulstigen Kopfstück, winzige zangenartige Gebilde schabten an ihren Rändern entlang. Die Augen, weißgelb und feucht glänzend, schienen blind zu sein. Trotzdem spürten
die Seidenspinnerraupen, wo wir waren. Vielleicht zog sie die Körperwärme an, vielleicht auch nicht.
    Am Ende war es einerlei, was es war.
    Sie konnten uns sehen, was immer auch Sehen für sie bedeutete.
    »Wir müssen schnell hindurchlaufen«, schlug ich vor.
    »Das ist Ihr Plan?«, fragte Scarlet entgeistert.
    »Ja, das ist mein Plan.«
    »Einen anderen haben Sie nicht?«
    War es denn die Möglichkeit! »Nein«, antwortete ich entschieden. »Einen anderen habe ich nicht.« Ich trat auf sie zu. »Und Sie?«
    Scarlet zuckte die Achseln. »Auch nicht.«
    »Buster?«
    Sehe ich so aus, als …
    »Schon gut«, schnitt ich ihm das Wort ab.
    Da berührte etwas meine Schulter.
    Ich schlug es instinktiv weg.
    Etwas Schweres plumpste neben mir auf den Boden, ringelte sich wie ein Stück abgeschnittener Schlange.
    Ich trat drauf.
    Es machte ein glitschiges Geräusch, und das Zucken verebbte.
    »Buster!«, schrie ich, als ich zur Seite schaute.
    Zu spät!
    Eines der Raupendinger fiel auf Scarlets Rücken, streifte Buster Mandrake und riss ihn mit sich zu Boden. Scarlet sprang zur Seite und drehte sich schnell um.
    Mach es weg, mach es weg! , schrie der Streifenschwanzmungo panisch.
    Die Seidenspinnerraupe hatte ihn gepackt und auf den
Boden gedrückt. Ihr Körper wickelte sich um den Streifenschwanzmungo, und die Drüsen an ihrem Mund produzierten seidene Fäden, die sich klebrig um das kleine Tier wickelten. Buster schrie und trat um sich, er biss nach der Raupe, aber selbst wenn er ihr die Haut mit seinen kleinen Zähnchen ritzte, schien ihr das nicht wehzutun. Es ging so schnell, dass uns schier der Atem stockte. In Windeseile hatte sie Buster Mandrake zu einem zappelnden Kokon versponnen. Nur die schwarzen Äuglein schauten verwirrt und ängstlich aus dem Weiß heraus.
    Dann passierte es.
    Etwas zog ihn in die Höhe.
    »Da, ein Faden!«, schrie Scarlet.
    Gerade erst hatte sie es erkannt, als Buster auch schon über uns verschwand. Die Dunkelheit, die über dem Labyrinth schwamm, hatte ihn sofort verschluckt.
    »Wo ist er hin?«
    Ich starrte dorthin, wo er eben noch gewesen war. »Ich weiß es nicht.«
    Dann trat ich nach einer fetten Seidenspinnerraupe, die gerade meinen Stiefel berührte.
    »Was sollen wir tun?«
    »Weiterlaufen!«
    Ein besserer Rat fiel mir nicht ein. Also liefen wir weiter.
    Ein tiefes Grollen ertönte, von irgendwo über uns.
    Es war vor uns.
    Hinter uns.
    Es war überall.
    »Der Drache!«, stellte ich fest.
    Zhang Kui.
    »Was jetzt?«

    Wir schauten uns nur kurz an.
    Dann rannten wir.
    Die Farben der Wände veränderten sich immer schneller, was immer das auch zu bedeuten hatte. Kopflos liefen wir durch das Labyrinth, etwas Großes war uns auf den Fersen. Es schnaufte und grunzte, und ich hatte nicht das geringste Interesse zu sehen, wer oder was sich hinter diesen Geräuschen verbarg.
    Ich fragte mich, ob dies die Strafe dafür war, dass wir die Verbotene Stadt betreten hatten. Vielleicht hatte Scarlet recht gehabt, und wir waren in die einfachste Falle der Welt getappt. Und das nur, weil eine Rättin uns geraten hatte, hierherzukommen.
    Wie hatte ich nur so dumm sein können?
    Ich hätte wissen müssen, dass man den Rattenviechern nicht trauen darf.
    Doch für Reue war es jetzt zu spät.
    Wir waren hier, und nichts änderte etwas an der Tatsache, dass die Situation nicht gerade die beste Situation der Welt war.
    Vor uns lag jetzt ein Platz mit einer Skulptur in der Mitte. Sie zeigte einen Drachen mit goldenen Schuppen. Er war so riesig, und sein Körper war lang wie der einer Schlange. Spiralförmig ringelte sich der Schwanz um die Drachenskulptur, und bald erkannten wir, dass der Schwanz zu einer hohen Wand wurde. Er schien kein Ende zu haben.
    »Das Labyrinth«, sagte Scarlet, »entsteht aus dem Drachen.«
    Ja, sie hatte recht.
    »Wir befinden uns im Zentrum des Labyrinths«, seufzte ich. Wir hatten uns keinen

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