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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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schaute ihm nach, und dann wanderte ihr Blick durch den Raum. Der alte Walfänger hätte sich wohl niemals träumen lassen, dass er irgendwann einmal so enden würde,
als Taverne für hungrige Reisende, tief unter den Straßen der Stadt Gotham, deren Hafen er bestenfalls ein paar Mal in seinem früheren Leben angesteuert hatte.
    »Alles okay?« Jake hatte sie beobachtet.
    Scarlet nickte. Schüttelte den Kopf. Nickte wieder. »Die übliche Verwirrung nur.«
    »Du bist müde.«
    »Ich habe vergessen, wer ich bin.« Sie musste lachen. »Wenn man es sich oft genug wiederholt, dann klingt es richtiggehend bescheuert.« Dann erstarb ihr Lachen so schnell, wie es geboren worden war.
    »Wir finden dich schon wieder«, versprach er ihr. »Ich helfe suchen.«
    Sie schaute ihn an. Hinter Jake war ein Kartenspiel im Gange. Die Männer sahen aus wie Hafenarbeiter, grobschlächtig und schmutzig. Dahinter standen ein Mann, der wie ein Rabe aussah, und eine Frau, deren blaues Haar an den Seiten zu schmalen Streifen rasiert war, nebeneinander und teilten sich eine Wasserpfeife.
    »Wer ist dieser Queequeg?«, fragte Scarlet, nachdem sie einige Minuten lang die anderen Gäste beobachtet hatte.
    »Er ist ein Tunnelstreicher«, antwortete Jake. »Er erkundet die Wege und die Pfade der uralten Metropole. Er kennt sich aus. Er hört von Dingen, die heimlich geflüstert werden.«
    »Glaubst du, dass er etwas über die Wendigo weiß?«
    Jake sah nachdenklich aus. »Gut möglich. Er weiß viele Dinge.«
    »Können wir ihm trauen?«
    »Ja, können wir.«
    Starbuck kehrte mit zwei großen Näpfen voll köstlich riechender Suppe an den Tisch zurück. Diskret servierte er,
stellte noch Brot und Wasser auf den Tisch und war augenblicklich auch schon wieder verschwunden, um sich den anderen Gästen zu widmen.
    »Die Wendigo trachten mir nach dem Leben«, dachte Scarlet laut nach. »Das können sie nur tun, wenn sie wissen, wer ich bin.« Sie schnüffelte an der Suppe, als erwarte sie eine heimliche Tücke des Wirts. »Sie müssen einfach wissen, wer ich bin und warum ich hier bin.« Ungeduldig rissen ihre Finger eine Papierserviette in Stücke. »Damit sind sie mir schon einmal einen Schritt voraus.«
    »Und sie erhalten ihre Order von jemandem namens Lady Solitaire.«
    »Hast du den Namen schon einmal gehört?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn sie die Auftraggeberin der Wendigo ist, dann wird sie dir Antworten geben können, nach denen du suchst.«
    »Ja, dann weiß sie genau, wer ich bin.« Sie verstummte nachdenklich. »Ob sie diejenige ist, die für die Eistoten verantwortlich ist?«
    »Sie ist jemand, der die alte Magie beherrscht«, gab er zur Antwort. »Sie hat die Wendigo zum Leben erweckt und nach Gotham gebracht. Ich weiß nicht, ob sie etwas mit den Eistoten zu tun hat.« Jake löffelte seine Suppe. »Da gibt es noch die Schlafwandler.«
    »Die in der Nähe der Eistoten gesehen wurden.«
    »Hm«, machte er und kaute auf einem Stückchen Brot herum. »Die Mistress glaubt, dass sie etwas mit den Eistoten zu tun haben. Aber mit Sicherheit können wir das nicht sagen.« Er seufzte. »Eigentlich wissen wir gar nichts.«
    Scarlet grübelte.
    Die Eistoten und die Schlafwandler, Roanoke Island, die
verlorene Kolonie, die Wendigo, eine geheimnisvolle Lady, der Indianer, mit dem sie zusammen gesehen worden war, die beiden rätselhaften Retter.
    »Du fragst dich wahrscheinlich zum tausendsten Mal, was du mit all dem zu tun hast.«
    »Ich kann an nichts anderes mehr denken.«
    »Wir werden es herausfinden.«
    »Bist du dir da so sicher?«
    »Alles findet sich irgendwann.«
    »Meine Erinnerungen sind fort, Jake. Es ist so, als würdest du etwas sagen wollen, aber fändest keine Stimme mehr. Da ist eine Leere in mir, die einfach nur falsch ist.«
    »Queequeg wird uns zu Lady Solitaire führen«, beruhigte sie Jake. »Er kennt sich aus.«
    Scarlet aß ihre Suppe. Ein Lächeln zauberte sich wie ein zarter Hauch auf ihr Gesicht. »Die ist wirklich fein«, murmelte sie. »Die Pequod kann man getrost weiterempfehlen.«
    »Was ist mit den beiden seltsamen Gestalten?«, fragte Jake. »Unseren Rettern in der Not.«
    »Mr. Fox und Mr. Wolf.« Scarlet mochte die beiden nicht. »Ich bin ihnen nie zuvor begegnet.«
    »Du erinnerst dich nicht daran, dass du ihnen schon einmal begegnet bist.«
    Sie grummelte nur: »Könnte man auch sagen.«
    »Die führen etwas im Schilde.« Jake mochte die beiden ebenfalls nicht.
    »Meinst du, dass sie uns zu dieser Lady

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