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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Patriotin.«
    »In Britannien gibt es nichts, was sich durch die Pfählung des Premierministers nicht beheben ließe.«
    »Jetzt klingen Sie wie Vlad Tepes.«
    »Noch ein Gentleman, dem es sehr zum Vorteil gereichen würde, wenn man ihm ein gutes Stück stabilen Hagedorns hintansetzte.«
    »Ich habe Ihren Artikel über den Prozess gelesen, Kate.«
    Ihre Stimme zitterte leicht, weil sie versuchte, ihre Eitelkeit zu unterdrücken. »Und …?«

    »Sie haben gesagt, was gesagt werden musste.«
    »Aber der warmblütige, kaltherzige General Mireau stolziert immer noch einher wie ein narbengesichtiger Pfau, klirrt bei jungen Vampiren mit seinen Orden und kniet zur Messe nieder mit einem Gewissen, so rein wie das Wasser von Vichy.«
    »Sie müssten eigentlich wissen, dass die Oberbefehlshaber der Streitkräfte es als Ehrensache betrachten, nicht auf den Rat einfacher Journalisten zu hören. General Pétain hat Ihre Artikel sicher mit Interesse gelesen.«
    »Ich habe noch mehr zu schreiben. Mireau muss zur Rechenschaft gezogen werden.«
    »Und Sir Douglas Haig?«
    »Er auch, die ganze verfluchte Mischpoke.«
    Geertruida Zelle wurde an den Pfahl gestellt, und ein Wachposten fesselte ihr die Hände. Sie hielt ihren verschleierten Kopf hoch erhoben, unerschrocken.
    »Die Maikönigin«, bemerkte Kate.
    Der Sergeant des Exekutionspelotons verlas den Richterspruch. Seine dünne Stimme verlor sich im bitterkalten Wind. Mindestens zehn Klagepunkte wurden mit dem Tod geahndet. Als er das Urteil verlesen hatte, rollte der Sergeant das Papier zusammen und steckte es in seinen Gürtel. Er zog und hob sein Schwert; acht Soldaten legten an und zielten. Sieben Kugeln aus Silber, eine aus Blei. Da niemand wusste, in wessen Lauf der Blindgänger steckte, konnte sich jeder von ihnen einreden, den tödlichen Schuss nicht abgegeben zu haben. Das Schwert schwankte und fiel. Schüsse durchsiebten den Rumpf der Gefangenen. Eine verirrte Kugel zernarbte den Boden ein Dutzend Yards hinter dem Pfahl. Geertruida Zelles Kopf sank auf die Brust, und der Schleier glitt ihr wie ein Umhang von den Schultern und wehte mit dem Wind davon. Die Morgensonne fiel auf ihr Gesicht und bräunte es in Sekundenschnelle. Rauch strömte ihr aus Mund und Augen.

    »Damit wäre der Fall erledigt«, sagte Kate. »Grausige Geschichte.«
    Beauregard wusste, dass es noch nicht vorbei war. Der Sergeant schritt über den Exerzierplatz, ging neben der toten Frau in Stellung und packte das Schwert wie eine Sense.
    »Grundgütiger«, stieß Kate hervor.
    Mit einem Hieb versenkte der Sergeant sein Schwert in Geertruida Zelles Hals. Die Klinge blieb im Knochen stecken. Mit behandschuhten Händen umfasste er Heft und Spitze und presste die versilberte Stahlklinge hindurch, bis sie in das Holz des Pfahls drang. Geertruida Zelles Kopf fiel zu Boden, und der Sergeant riss ihn an den Haaren in die Höhe, damit ihn jeder sehen konnte. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit versengt, die Katzenaugen geschrumpft wie Erbsen.

7
Kate
    D as Gerücht, das Kate in Paris zu Ohren gekommen war, hatte sich bestätigt: Mata Hari lehnte es ab, sich von einem Priester die letzte Beichte abnehmen zu lassen, war jedoch durchaus bereit, die Nacht vor ihrer Hinrichtung mit Charles Beauregard vom Diogenes-Club zu verbringen.
    Zu Beginn ihrer Journalistenlaufbahn hatte sie erkannt, dass sie Charles nur auf Schritt und Tritt zu folgen brauchte, um eine Geschichte an Land zu ziehen. Wo immer man ihn antraf, war er der stille Mittelpunkt eines Mahlstroms von Intrigen. Würde er sich jemals entschließen, sein Wissen preiszugeben, würde die Geschichte umgeschrieben werden müssen. Regierungen würden
stürzen, Kolonien revoltieren, Duelle würden ausgefochten, Ehen geschieden werden. Charles war der Achsnagel Großbritanniens; oftmals schon hatte Kate das heftige Verlangen verspürt, ihn mit einem Ruck herauszuziehen.
    Was für einen Vampir hätte er abgegeben.
    Sie bemühte sich, Charles nicht allzu sehr zu löchern. Er war ein zu gewiefter Kunde, um sich wie ein kleiner Beamter von einem mädchenhaften Grinsen und einer beiläufigen Frage übertölpeln zu lassen. Zudem kannte er sie seit vielen Jahren. Die Masche der wirrköpfigen Närrin, ihr verlässlichstes Handwerkszeug auf dem Gebiet der Täuschung, hätte sich bei ihm nicht verfangen.
    Der Sergeant des Exekutionspelotons füllte einen Sack mit der Asche des Kopfes der Spionin und posierte damit für die Fotografen. Das Erschießungskommando nahm

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