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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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er die Schultern und steckte sich die nächste Zigarette an. Sie winkte mit den Fingerspitzen, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Er bot ihr sein Zigarettenetui an, und sie nahm eine, um den Blutgeschmack in ihrem Mund wegzurauchen. Er klappte ein Zippo-Feuerzeug auf. Sie beugte sich vor, um die Flamme anzusaugen. Sie stießen mit den Köpfen zusammen und entschuldigten sich.
    Hier lief doch etwas.
    Sie sah sich um. Penelope und Tom hinkten hinterher. Penny erzählte dem Amerikaner konzentriert etwas und hielt ihn beim Arm gefasst. Dort lief wohl auch etwas.
    Herumstreunende Paparazzi, denen es nicht gelungen war, zu Malenka und dem Grafen vorzudringen, belästigten Marcello und Kate. Er erklärte ihnen, dass sie weitergehen sollten, weil er ein Niemand sei wie sie, aber sie schossen trotzdem ihre Fotos. Kate war klug genug, ihre Augen abzuschirmen.
    »Ich muss mir auch so eine Sonnenbrille zulegen«, sagte sie.
    Marcello lachte. »Stimmt, jeder trägt eine. Wir verstecken uns alle gern. Das ist eine römische Tradition.«
    Penelope und Tom waren verschwunden. Der Graf war mit Malenka beschäftigt. Sein Versprechen, Kate nach Trastevere zu bringen, hatte sich wie die untergehende Sonne in nichts aufgelöst. So viel zum Wort eines Kernassy.
    Sie dachte, dass Marcello sich vielleicht um sie kümmern würde,
aber der hatte, wie alle hier, nur Augen für Malenka. Nein, seine Aufmerksamkeit war anderer Natur. Sie erkannte eine ironische Distanz. Er blieb außen vor. Er nahm alles in sich auf, um später darüber zu schreiben.
    Ein bisschen wie sie.
    Aber Malenka hatte ihn ebenso verhext wie die anderen Männer auch. Es musste an diesen lachhaften Brüsten liegen. Und an diesem Berg Haaren.
    Ein satyrbärtiger Mann in einem Polohemd sprang aus einer Palme, warf sich auf die Straße und flehte Malenka an, über ihn hinweg zu cha-cha-cha-en. Klove klaubte ihn auf und warf ihn zurück in die Menge.
    Cha-Cha-Cha …
    Auf einmal war das alles extrem komisch. Kate fing zu lachen an, Marcello stimmte höflich mit ein.
    »Drac -u- la … Dra! … Cha-Cha-Cha«, japste sie und machte zuckende Armbewegungen. »Cha-Cha-Cha.«
    Es war alles zu albern.
    Marcello bewahrte sie davor, hinzustürzen.
     
    Alles verschwamm, ging rasch ineinander über. Mehr Cafés, mehr berühmte Gesichter, mehr Gedränge. Ein Sternbild aus Blitzlicht-Supernovas. Malenka wollte diese Bar besuchen, sich mit jenem pittoresken Waisenkind fotografieren lassen, das Blut eines ganz bestimmten Obers in einer gewissen ausgefallenen trattoria probieren, vor allen berühmten Fassaden Roms gesehen werden, einen verdatterten Landpriester umarmen und ihm ihre Zähne zeigen.
    Kate fragte sich, wie viele Leute aus der Menge bis zum Ende dabeiblieben, weil sie hofften, dass Malenkas Wunderkleid völlig auseinanderfallen würde. Ihr Cha-Cha-Cha ließ bereits weitere Risse über den Hüften klaffen, was für große Aufregung sorgte.
Es war beinahe die modische Entsprechung einer Eisskulptur, ein ebenso vergängliches Kunstwerk. Noch vor der Dämmerung würde es abfallen, und die Fotografen würden endlich die Aufnahmen bekommen, die in ihren Mappen noch fehlten.
    Marcello brachte Kate dort heil hindurch. Ohne ihn wäre sie in irgendeinem Café zurückgelassen worden wie ihr Koffer (der immer noch im Hassler war, fiel ihr ein). Sie ließ sich ein Dutzend Möglichkeiten durch den Kopf gehen, ihn zu fragen, ob er etwas dagegen hätte, wenn sie ihn beißen würde, weil sie es gern auf eine Weise formulieren wollte, die deutlich machte, dass sie sich höflich und keinesfalls penetrant anbot und auch nichts vorhatte, das in die Nähe einer Vergewaltigung kam.
    Er war ein bisschen böse auf sie. Jedes Mal, wenn es so schien, als ob er dichter an Malenka herankommen könnte, war sie im Weg. Als sie spürte, wie es ihm damit ging, versuchte sie sich nüchtern zu geben, aber es gelang ihr nicht. Ihre ernsthafte Miene sah wohl sehr komisch aus, denn Marcello musste wider Willen lachen.
    Die Cocktails hatten nicht geholfen. Der rote Durst war weg, aber das Sehnen war noch da. Blut reichte nicht. Es war sehr zivilisiert und auf der Höhe der Zeit, es in ein Glas zu füllen und wie ein stärkendes Getränk zu sich zu nehmen, aber sie sehnte sich nach menschlichem Kontakt, nach empfindsamer Haut unter ihrem Mund, nach etwas, in das sie die Fänge schlagen konnte, nach den Seufzern in ihren Ohren, dem widerstandslosen Körper in ihren Armen, dem Ansturm von Gefühlen.
    Sie war albern,

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