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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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war fast ebenso dümmlich und plump wie Malenka. Penelope brauchte sich dieses ganze Fratzenschneiden nicht anzutun, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Oder Geneviève, die war Französin und musste nur jemanden ein paar Minuten lang ignorieren, um ihn für immer zu ihrem Sklaven zu machen.

    Auf einmal fiel Kate auf, wie heiß es war. Mitternacht war gekommen und vorbeigegangen, aber die Nacht war immer noch mild und tropisch. Ihr brannte das Gesicht wie einer Warmblütigen. Blut pochte in ihren Schläfen, und sie war unsicher auf den Beinen.
     
    Wie kam es dazu? Das Gedränge ließ nach. Ihre Schritte hallten durch leere Straßen. Malenka summte immer noch den »Dracula Cha-Cha-Cha«.
    Kate fiel etwas Berühmtes ins Auge.
    Der Trevi-Brunnen. Ein Figurenensemble, das König Poseidon und seine Tritonen darstellte. Wasser ergoss sich aus einer Art Muschel. Ein Triton kämpfte mit einem sich aufbäumenden Meerespferd, der andere führte ein frommes Tier. Die Meerespferde symbolisieren die unvorhersehbaren Launen der See, besagte ihr Baedeker.
    Sie hatte sich für ihre »Reise nach Rom« auch einen Besuch der Piazza di Trevi vorgenommen und sogar mit dem Gedanken gespielt, fünfzig Lire zu vergeuden und sich etwas zu wünschen.
    Ein Kater miaute. Er trottete elegant den Rand des Wasserbeckens entlang und schmiegte sich an Malenkas bleichen Arm. Sie nahm den Kater hoch und rieb ihr Gesicht an seinem. Sein weißes Fell passte exakt zu ihrer Stola.
    »Armer kleiner Streuner«, sagte sie. »Er muss Milch bekommen.«
    Es war ein Befehl. Sie sah Graf Kernassy an, der Marcello ansah.
    »Es ist überall geschlossen«, sagte er. »Sogar in Rom …«
    »Irgendwo nicht«, erklärte Malenka. »Man kann so ein kleines Tier nicht verdursten lassen.«
    Sie machte Kussgeräusche. Der Kater kletterte ihr auf den Kopf.
Dort rollte er sich zusammen, wie eine Pelzmütze mit Schlitzaugen.
    »Marcello, kümmern Sie sich darum«, sagte der Graf kühl. Er hielt ihm ein paar Geldscheine hin. Marcello steckte sie ein.
    Kate war das peinlich. Marcello zog sich höflich zurück, um auf die Suche nach Milch zu gehen, aber hinter seiner Sonnenbrille kochte er. Ihr wurde klar, dass er ebenso sehr ein Haustier war wie dieser unvermittelt adoptierte Kater, und das bereitete ihr ein schlechtes Gefühl, um seinetwillen, um ihretwillen.
    Sie hatte mehr mit ihm gemeinsam als mit diesen Leuten.
    Malenka hüpfte auf den Beckenrand. Der Kater rutschte ihr vom Kopf und landete wenig überraschend in ihrem Dekolleté, glitt in das gemütliche fleischige Tal. Malenka tippelte wie eine Seiltänzerin den Rand entlang, trat dann ins Wasser. Es ging ihr bis zu den Schenkeln. Ihr Kleid breitete sich aus wie eine Seerose.
    Der Kater bekam es mit der Angst zu tun. Er schrie und kratzte. Malenka biss ihm in den Nacken und schleuderte ihn weg. Sie wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Mund.
    Sie würden keine Milch mehr brauchen.
    Kate setzte sich auf eine Steinbank. Ihr drehte sich der Kopf.
    Was immer der Kater gespürt hatte, es machte sie ganz kribbelig. Ihre Krallen begannen zu wachsen.
    Malenkas Laune änderte sich erneut. Sie watete durch das Becken, beschwor den Grafen, sich ihr anzuschließen, ließ sich das Wasser auf das Haar, das Gesicht, die Brust prasseln.
    »Hier sind Münzen. Du kannst nach Schätzen tauchen.«
    »Du bist mio tesoro, cara.«
    Malenka drapierte sich über ein Meerespferd, zeigte mit den Brüsten zu den Sternen.
    Einer der Ober mit den Cocktails vorhin litt anscheinend an einer fieberhaften Erkrankung. Kate fühlte sich ganz und gar nicht
gut. Eindrücke schossen ihr durch den Kopf, explodierten wie Blitzbirnen. Eine heiße, staubige, leere Landschaft. Lachende, berühmte Gesichter. Ein bedrohlicher scharlachroter Schatten.
    Sie legte sich auf die Bank, mit pochenden Kopfschmerzen.
    Irgendetwas Schnelles und Rotes kam auf die Piazza gesprungen. Kernassy fuhr herum, mit wirbelndem Umhang, und wurde angegriffen. Der Älteste wurde hochgehoben und in den Brunnen geworfen. Sein Kopf war weg. Blut spritzte aus seinem Halsstumpf. Sein Körper taumelte rückwärts, verfing sich im Umhang. Der Kopf wirbelte durch die Luft und krachte in eins der Becken, dabei zerfiel das Gesicht zu Staub.
    Kate versuchte sich aufzusetzen, aber es gelang ihr nicht.
    Malenka brüllte vor Zorn; Klauen und Fänge sprossen. Sie machte einen Satz wie eine Löwin. Ein silbriges Blitzen traf ihren Busen.
    Kate stand auf und wollte einen Schritt nach vorn

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