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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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ausgewichen.
    Sie setzte sich, und nach einem Moment des Zögerns tat Marcello es ihr nach. Er fühlte sich immer noch unbehaglich in ihrer Gegenwart. Lag es daran, weil er sie neben den Leichen von Kernassy und Malenka hatte kauern sehen? Oder war er vorher schon so reserviert gewesen? Im Flughafen war er mit Vampiren zusammen gewesen, also konnte er wohl kaum eine Phobie gegen ihre Art haben.
    Nein, es war wohl ihr üblicher Fluch. Wann immer ihr ein Mann gefiel, verriet sie gleich alles. Sie strahlte ein Signal aus, mit
dem das Objekt ihres Interesses in ihre Hoffnungen und Sehnsüchte eingeweiht und zugleich leicht abgestoßen wurde. Sie hatte es mit Kühle versucht, mit Freundlichkeit, mit Klugheit, mit Unverfrorenheit. Keine Herangehensweise konnte den ersten Eindruck ändern.
    Sie schreckte die Männer ab. Darauf lief es hinaus.
    Wegen dieser verflixten Sonnenbrille konnte sie nicht erkennen, was Marcello dachte. Geneviève würde durch die dunklen Gläser hindurchsehen bis in sein scheues Herz. Kate hatte Angst, dass er gerade nach einer Ausrede suchte, um sich abzusetzen.
    »Haben Sie über die Morde geschrieben?«, fragte sie.
    Mit einem schuldbewussten Neigen des Kopfes gab er zu, die knappen Einzelheiten an mehrere Redakteure weitergegeben zu haben. Sie konnte nicht glauben, dass er so gelangweilt war, wie er tat. Kein Journalist stolperte über den Tatort eines Doppelmordes, ohne eine Nennung als Autor und einen Scheck zu wittern. Außerdem hatte er sich die Mühe gemacht, Vater Merrin zu konsultieren. Er tat nur so als ob, täuschte ein Desinteresse vor, das er unmöglich empfinden konnte.
    »Ich habe mir überlegt, einen Artikel über den scharlachroten Henker zu schreiben«, sagte sie. »In England kennt man ihn gar nicht. Zufällig bin ich mittendrin gewesen. Aber ich brauche mehr als nur ein knappes Entkommen. Ich brauche Hintergrund, und ich muss an der Story dranbleiben. Wir sollten zusammenarbeiten.«
    Das war zu plump. Da konnte er ja nur die Kurve kratzen.
    »Vielleicht kommen wir sogar vor Silvestri an ihn heran«, setzte sie nach.
    Marcello kniff den Mund nachdenklich zusammen. Über dem Rand seiner Sonnenbrille zogen sich die Augenbrauen zusammen. Er stieß eine Rauchwolke aus.
    »Vielleicht«, sagte er.

    Vielleicht. Das war fast so gut wie ein Ja. Besser als »könnte schon sein«. Und auf jeden Fall kein Nein.
    »Partner?« Sie hielt ihm die Hand hin.
    Er drückte seine Zigarette aus, steckte sich die nächste an, sog den Rauch ein, atmete ihn aus, überlegte einen Moment und ergriff ihre Hand, ohne sie zu drücken oder zu schütteln.
    »Partner«, bekräftigte sie.

9
Leben und sterben lassen
    B ond wusste, dass er beschattet wurde. Drei Personen, zwei groß, eine klein. Da er heute zu Fuß unterwegs war, nutzte er die Gelegenheit eines Bummels durch den Parco di Traiano dazu, sie aus der Deckung zu zwingen.
    Überall stand alles mögliche antike Zeug herum, das einen touristischen Seitenblick wert war. Wann immer er eine Tafel oder das Stück einer zerbrochenen Statue betrachtete, erfreute er sich an der Vorstellung, dass es seinen Schatten eng unterm Kragen wurde. Jedes Mal, wenn er stehen blieb, erregten sie mehr Verdacht. Tatsächlich waren sie etwa so unauffällig wie ein koreanischer Ringer in einem englischen Club. Er fragte sich, warum sie überhaupt in diesem Metier waren. Wie einem immer wieder beigebracht wurde, ging es darum, sich einzufügen und eben nicht hervorzustechen. Andererseits hatte Bond selbst einen Hang zum Auffälligen. Es war zum Beispiel nicht gerade leicht, einen Aston Martin zu übersehen. Und sein Zweitwagen war ein Bentley.
    Er vermutete, dass sie zur anderen Seite gehörten, zu den Leuten,
mit denen Anibas sich eingelassen hatte. Dort war man sicher nicht gerade erfreut, ein wertvolles Mädchen wie sie zu verlieren, und kam unfairerweise - aber was konnte man aus dieser Ecke anderes erwarten - vielleicht sogar auf die Idee, ihm dafür die Schuld zu geben. Eine andere Möglichkeit war, dass es sich bei dem Größten um diesen scharlachroten Henker handelte, dem er sein Leben verdankte, mit dem er aber nicht unbedingt wieder zu tun haben wollte. Vielleicht beschränkte der Vampirmörder seine Aktivitäten ja doch nicht auf Älteste. Die Lage in Rom war unübersichtlich, wie Winthrop ihn gewarnt hatte. Er sollte wohl besser noch einmal den alten Herrn konsultieren.
    Vom Park aus konnte er Beauregard in seinem Rollstuhl auf dem Balkon sehen, wie er manchmal

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