Die Vampire
angeknackst.
Prinzessin Asa Vajda starrte auf das Schwert in ihrer Hand, als wäre es eine Schlange. Es schien in Ordnung zu sein, scharf, silbern. Etwas Rotes tropfte von der Schneide. Nicht Blut, Erdbeermarmelade.
»Das ist ein Zauber schwert.« Kate setzte sich auf.
Orson Welles machte ein verlegenes Gesicht. Asa stach auf seinen enormen Rumpf ein, und das Schwert schien ihm durch die Brust zu fahren, ohne ihn zu verletzen.
»Nicht Ihre Art Zauber, Prinzessin«, sagte Kate. »Keine Nekromantie und Hexerei. Einfach ein Zaubertrick, Illusionskunst.«
Die Prinzessin glotzte wie ein Mondkalb. Kate war nicht die Einzige, die lachte. Penelope bemühte sich verzweifelt um eine angemessen neutrale Miene, konnte ihre Freude über die Demütigung der königlichen Verlobten jedoch nicht verhehlen.
»Versuche mal einer in meinem Zustand, ›Illusionskunst‹ zu sagen«, bemerkte Kate.
»Was ist das für ein Schwert?«, herrschte die Prinzessin Welles an.
»Ein Zauberkünstler verrät niemals seine Geheimnisse«, erwiderte er.
Asa Vajda hatte einen gewaltigen Fehler gemacht und sich dabei des Namens befleißigt, den zu tragen sie noch nicht berechtigt war. Ein Anflug von Erschrecken huschte über ihr schönes, maskenhaftes Gesicht. Dracula würde von ihrer Anmaßung hören, wusste vielleicht bereits davon.
Tartaren packten Kate und zerrten sie auf die Füße. Geneviève legte dem einen eine Hand auf die Schulter, kraftvoll, gelassen und unglaublich schön. Prinzessin Asa nickte dem Wachsoldaten zu. Kate wurde freigelassen.
Penelope gab Kate ihre Schuhe. Sie hatte Tränen in den Augen vor unterdrücktem Lachen. Das Mal von Asas Peitschenhieb war verschwunden.
»Ich glaube, du gehst besser, Katie.« Penny biss sich auf die Wangen, um nicht zu explodieren.
»Da hast du wohl Recht.«
Kate küsste Penelope.
»Es war wie immer schön, dich zu sehen, Penny.« Sie umarmte ihre Freundin ernsthaft. »Und dich auch, Geneviève. Ich nehme meine unbedachten Ausfälligkeiten vorhin ausdrücklich zurück. Du bist die beste Freundin, die eine Frau sich wünschen kann.«
Geneviève küsste sie ebenfalls.
Asa grummelte irgendetwas über die barbarischen Länder und Inseln des Westens. Irland, England und Frankreich waren weit weg von Moldawien. Die dortigen Bräuche waren absurd.
»Gute Nacht, Prinzessin«, sagte Kate. »Noch viel Freude mit dem Rest dieses demokratischen Jahrhunderts.«
»Hinaus«, fauchte Asa.
Kate ging.
Sie hatte den Palast verlassen, da fiel ihr ein, dass Marcello noch drinnen war, wahrscheinlich randvoll mit Vimto und voller Wut über ihren Hunger. Sollte sie auf ihn warten oder sich auf eigene Faust auf den Weg zurück nach Rom machen?
Musik drang durch die Gitterfenster, breitete sich über das Städtchen aus. Kate setzte sich auf die breite Eingangstreppe und schlüpfte wieder in ihre Schuhe. Sie war immer noch betrunken, hatte sich aber wieder im Griff. Die Gefahr war vorüber, ihr roter Zorn verraucht. Heute Nacht würde sie auf niemanden mehr losgehen. Außer sie lief irgendeinem Scheusal über den Weg.
Sie konnte darüber lachen, aber ihr Kampf mit Asa Vajda war beängstigend gewesen. Hätte die Prinzessin ein verlässlicheres Schwert gefunden, wäre sie jetzt einen Kopf kürzer und für immer tot. Selbst wenn sie der Klinge hätte ausweichen können und der Vampirältesten die schleimigen Gedärme herausgerissen hätte, wäre sie am Ende dafür gestorben. Sie verdankte dieser komödiantischen Einlage ihr Leben.
Etwas Rotes rollte in die Auffahrt: der Ball, dem sie gefolgt war. Er schien auf sie zu warten. Selbst in ihrer derzeitigen geistigen Verfassung war ihr klar, dass Spielzeuge normalerweise keinen eigenen Willen besaßen.
Auf den Wehrmauern krachte eine Kanone. Etwas flog fauchend aufs Meer hinaus und explodierte, brennende Klumpen stürzten in die Wellen. Kate roch den Gestank von Schießpulver und unterdrückte den Impuls, sich flach auf den Boden zu werfen. Sie hatte zu viele Kriege miterlebt.
Im Aufblitzen des Pulvers war am Rand der Klippe eine kleine Gestalt aufgeschimmert. Kate sah sich in der Dunkelheit um und konnte das Mädchen nicht mehr sehen.
Es war hier gewesen.
Ein Nebel aus kochendem Blut rollte durch ihr Gehirn, der Vorbote absolut spektakulärer Kopfschmerzen. Am liebsten hätte
sie sich zusammengerollt und gleich hier geschlafen, neben den Steinlöwen, die über die Tore von Draculas Palast wachten.
Die Silhouette des Mädchens hatte sich ihr als Nachbild
Weitere Kostenlose Bücher