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Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Titel: Die Vampirjaegerin - Till the End of Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Hellwich
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Sofa, insofern man es denn „schlafen“ nennen konnte. Ständig erwachte sie, da sie annahm, ein Geräusch zu hören, vielleicht war er endlich zurück. Sie musste ihn tief getroffen haben, dabei wollte sie doch nur, dass er sich von seinen Eltern verabschiedete. Sie konnte sich an eines ihrer Gespräche erinnern, in dem er erklärt hatte, dass ihm die Trennung von seinen Eltern wirklich schwerfiel. Auch war ihr aufgefallen, dass Natzuya manchmal wehmütig aus dem Fenster starrte, er hing seinen Gedanken nach und wirkte dabei sehr traurig. Sayura konnte nur vermuten, dass es Gedanken an seine Eltern waren, die ihn in eine derart lethargische Stimmung versetzten. Nie hatte sie es angesprochen und in jener Nacht ganz sicher nicht getan, um ihn anzugreifen. Wenn sie schon die Stadt verlassen würden, dann sollte er sich doch wirklich richtig verabschieden können; und vielleicht wäre es möglich, ihnen sein Geheimnis anzuvertrauen. Warum auch nicht? Schließlich waren es seine Eltern. Einmal mehr staunte Sayura über sich selbst. Als Jägerin hätte es derartige Gedankengänge in ihr nie gegeben; schließlich wäre es ein Regelverstoß gewesen.
    Unter Umständen würde Natzuya seine Eltern sogar besuchen können, und ein so endgültiger Abschied, wie er vermutlich annahm, war zunächst noch gar nicht notwendig. Aber da­rüber hätte man doch reden müssen, dies setzte allerdings voraus, dass Natzuya anwesend war.
    Was, wenn ihm nun etwas zugestoßen war? Wenn er und Moe abermals aufeinandergetroffen waren?
    Wut machte sich in Sayura breit, sie streunte durch die Wohnung. Diese Wut ließ sie jedoch noch weniger schlafen. Ging man so mit einem Menschen um, den man liebte?
    Irgendwann war sie heulend ins Bett gefallen und eingeschlafen. Natzuya war ihre neue Familie, sein Verschwinden konfrontierte sie selbst plötzlich mit eigenen Erinnerungen an ihre Familie. Der Mord an ihren Eltern war unfassbar grausam und tötete Sayuras Kinderseele. Damals hatte sie noch ihre ältere Schwester Florence alias Zoé, an ihr hing sie nach dem Verlust der Eltern umso mehr. Beide Schwestern wurden von und durch die Organisation zu Jägern ausgebildet. Florences psychischer und physischer Verfall entging nicht einmal Sayura. Ihre Schwester sprach nur noch wenig, sie aß kaum etwas und nahm am Unterricht nur selten konzentriert teil. Dafür weinte sie sehr viel. Ihr Blick wirkte stets wie hinter einem Schleier. Eines Nachts verschwand sie. Sayura nahm an, sie würde kurz auf die Toilette gehen. Doch sie kam nie zurück, sie hatte sich nicht einmal verabschiedet. Am nächsten Morgen fischte man sie aus dem Fluss. Sie hatte sich von der nächstgelegenen Brücke gestürzt und den Freitod gewählt.
    Von da an war Sayura allein gewesen. Ihre Seele drohte zu zerbrechen, sie hatte große Verluste erfahren, schlimme Dinge gesehen; und was sie schließlich am Leben hielt, waren Wut und Hass. Mit diesem Antrieb stürzte sie sich in ihre Ausbildung, und die Schuldigen waren schnell gefunden: Es waren die Vampire. Die Organisation machte sich dies geschickt zunutze, und in Sayura wurde eine kalte Jägerin geboren. Sie ging zu niemandem mehr irgendeine Bindung ein, nicht einmal zu ihrem Ausbilder, denn weitere Verluste würde sie nicht ertragen können. Vielleicht hatte sie es Natzuya auch aus diesem Grund so schwer gemacht.
    Und jetzt? Jetzt hatte sie sich auf ihn eingelassen, ihm ihr Herz geöffnet und vertraute ihm.
    Und was tat er? Verschwand von der Bildfläche! Was, wenn er nie zurückkäme? Sayura hatte große Angst in sich und musste sie immer wieder aufs Neue bändigen, um nicht durchzudrehen.

    Langsam kam sie wieder zu sich. Irgendetwas hatte sie wach gemacht, auch wenn sie nicht mit Genauigkeit bestimmen konnte, was es war. Je mehr ihr Bewusstsein erwachte, umso deutlicher konnte sie seinen Körper neben dem ihren spüren, sein Arm lag schwer und besitzergreifend quer über ihrem Oberkörper. Draußen regnete es, der Regen prasselte laut gegen das Fenster.
    „Tu das nie wieder!“, flüsterte sie leise.
    „Du auch nicht! Versuche nicht, mir vermeintlich Gutes zu tun! Meine Eltern gehen dich nichts an!“
    „Bitte? Du kommst nach vier Tagen nach Hause, und das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“ Sayura richtete sich auf, ihre Wut und Angst waren zurückgekehrt, und jetzt gab es keinen Grund mehr, sie zurückzuhalten.
    „Wie wäre es mit einem ‚Es tut mir leid, Sayura, ich weiß, dass du dich um mich gesorgt hast, es war nicht

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