Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
dir ein, über mich und Natzuya zu urteilen? Niemand bezeichnet mich als Hure!“, bombardierte sie ihn mit Fragen und Vorwürfen. Dabei hatte sie begonnen, ihn wütend anzuschreien.
Verwirrt sah der Vampir zu ihr herunter. Er wusste offenbar nicht, was er sagen sollte.
„Nein, nein, ich bin Vampirjäger!“, rechtfertigte er sich wieder.
Sayura hätte später nicht mehr sagen können, wie sie plötzlich ihre Kräfte mobilisieren konnte. Sie sprang auf, schlug ihm die Waffe aus der Hand und ergriff ihn an seinem Kragen.
„Du bist enttarnt, Arschloch!“ Dann zerrte sie ihm die Maske vom Kopf. Er war so überrascht, dass er nicht reagieren konnte, er wurde überrumpelt.
Dann sah sie ihn wütend an. Er hatte kurzes blondes Haar, ein rundliches Gesicht und schwulstige Lippen. Seine Vampirzähne blitzten hervor. Offenbar fühlte er sich bedrängt, denn plötzlich, jetzt viel zu schnell für ihre Augen, stieß er sie von sich.
Wieder fiel sie zu Boden. Bei dem Versuch, sich mit den Händen abzufangen, verletzte sie sich ihre linke Hand. Als sie mit den Händen den Sturz abzufangen versuchte, konnte sie nicht ahnen, dass an jener Stelle die Scherben der zerbrochenen Milchflasche liegen würden. Selbst wenn sie dies gekonnt hätte, wäre auszuweichen unmöglich gewesen. Der Schmerz durchzog sie, dennoch linderte das in ihrem Körper ausgestoßene Adrenalin ihn schnell. Es gab jetzt Wichtigeres als ihre linke Hand. Blut und Milch bildeten einen interessanten Farbkontrast.
„Verlass die Stadt! Du bist keine Jägerin mehr, ich bin jetzt für dieses Revier zuständig, ist das klar!“, fauchte der blonde Vampir sie an.
„Die Vampirgesetze sind dir offensichtlich nicht bekannt! Vampire dürfen keine Vampire töten! Also ist das hier mit Sicherheit nicht dein Revier!“, belehrte sie ihn.
Er spürte, dass sie ihn nicht mehr für voll nahm, keine Angst und schon gar keinen Respekt übrig hatte.
„Ich sag’s dir zum letzten Mal …!“ Er sprach nicht weiter, denn plötzlich erfüllte das Echo eines lauten Lachens die Umgebung.
Sayura und der Vampir sahen sich gleichsam suchend um, doch konnten sie keine Person ausfindig machen, der dieses Lachen gehörte.
„Ja, sag es ihr nur! Sag ihr, wer du bist!“, sagte jene Stimme, die zuvor gelacht hatte.
Doch diesmal war sie nahe hinter Sayura. Sie zuckte zusammen. Sie wusste, wem diese Stimme gehörte, ohne ihn gesehen zu haben: Natzuya!
Natzuya war aufgewacht. Sein Instinkt funktionierte wie eine Uhr. Er erwachte erst bei völliger Dunkelheit. Als er in Sayuras Wohnung aufwachte, rekelte er sich zunächst in ihrem Bett. Gern hätte er seinen Arm nach ihr ausgestreckt, um sie zu umarmen, mit ihr zu kuscheln, doch längst schon hatte er registriert, dass sie nicht einmal mehr in der Wohnung war. Vermutlich hatte sie doch ein wenig Angst vor ihm oder zumindest vor seiner Blutgier. Natzuya hatte erst vor Kurzem getrunken, und dies hielt immer drei bis vier Tage vor. Er verspürte keinen Durst. Als er aufgestanden war und aus dem Schlafzimmer trat, fand er ihren Zettel zu seinen Füßen. Amüsiert lächelte er: Sie wollte also nicht, dass er ging oder im Fall seines Verschwinden anschließend wiederkäme. Wie beruhigend! Ihm ging es ähnlich.
Natzuya hatte beschlossen, ihr zu folgen, ein kleiner Spaziergang würde ihm guttun. An ihrer Seite einkaufen zu gehen, wäre einen Moment lang sicher so herrlich banal gewesen, als hätte er ein ganz normales Leben.
Kaum aus der Tür, hatte Natzuya den Duft ihres Blutes sofort in der Nase gehabt. Als er sich der Situation genähert hatte, erkannte er auch Moe. Dieses dreckige Schwein war schnell in der Ausführung seiner Taten, verdammt schnell.
Natzuya ging hinter Sayura in die Hocke, schlang seine Arme um ihren Körper und hob sie hoch. Als er aufrecht stand, sahen sie sich beide an. Er wandte den Blick ab, um den anderen Vampir anzusehen.
„Deine Selbstsicherheit kann dir zum Verhängnis werden, Natzuya! Ich könnte dich und das Mädchen töten, du hättest keine Chance, dich zu wehren mit ihr auf dem Arm!“ Mit dem Kopf nickte der Vampir, der sich immerfort als Jäger ausgab, in Sayuras Richtung.
Sayura konnte zusehen, wie sich Natzuyas Iris schwarz verfärbte. Trotzdem sah der den blonden Vampir ruhig an. Sie staunte über seine Selbstbeherrschung.
„Da magst du wohl recht haben, aber ihr Vampirjäger habt doch eure Regeln, nicht wahr? Du bist als Botschafter hier, nicht als Todesengel. Du sollst Sayura lediglich
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