Die Verbannung
gehabt: Die Highlander benötigten Güter, die sie gegen die Gegenstände des täglichen Bedarfs eintauschen oder verkaufen konnten, und eine Steigerung der Wollproduktion bot ihnen die Möglichkeit, Stoffe für den Verkauf herzustellen.
»Den Schafen passiert nichts«, beruhigte er Cait.
»Sie werden sterben. Sie werden vor unserer Haustür erfrieren oder vom Ungeziefer aufgefressen werden.«
»Die Kälte tötet die Wanzen. Dieses Teerzeugs macht dir beim Säubern der Wolle nur überflüssige Arbeit. Und wenn die Tiere den Winter über im Freien bleiben, werden ihre Vliese viel dicker.«
»Also auch mehr Arbeit für mich, ich muss die Wolle ja spinnen und weben.«
Dylan hielt mit der Arbeit inne und musterte sie. »Ich dachte, du wolltest ein neues Kleid haben.« Achselzuckend wandte er sich ab. »Ich jedenfalls lege Wert darauf, dass meine Frau ein neues Kleid bekommt, also brauchen wir mehr Wolle.« Er nahm den letzten Stein aus dem Karren, legte ihn auf die Mauer, die er gerade errichtete, und führte dann die Pferde zum Bach zurück, aus dem er schon eine Karrenladung Steinbrocken geholt hatte.
Der Pferch war beinahe fertig. Die meisten Steine stammten von seinen Feldern, einige von Mauern in Ciorram, die nicht mehr gebraucht wurden, und einige wenige aus dem verfallenen Wall, der um die Burg herum verlief. Jetzt riss er Steine aus dem Bett seines Baches, aber er tat es ungern, denn nun würde das Wasser lange Zeit mit Schlamm verschmutzt sein, und er veränderte so auch den natürlichen Lauf des Baches. Aber er wusste nicht, wo er sonst Steine herbekommen sollte, ohne ein Vermögen dafür hinzublättern, also blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sie aus dem Bach zu holen, wenn er seinen Pferch fertig bauen wollte.
Cait folgte ihm und sah zu, wie er in das eiskalte Wasser stieg, um einen Stein vom Grund aufzuklauben. »Ich lasse die Tiere nicht sterben«, versicherte er ihr. »Ich kann sie ja vom Fenster aus im Auge behalten und sehe sofort, wenn ihnen etwas fehlt.« Er watete aus dem Wasser, legte den Stein in den Karren und watete ins Wasser zurück. Seine Gamaschen und die Ärmel seines Mantels waren völlig durchnässt. Allmählich spürte er die Kälte, was bedeutete, dass er Gefahr lief, sich eine Erkältung zu holen. Zwar war er in seinem ganzen Leben noch nie erkältet gewesen, aber er wusste, dass an einem Ort wie diesem seine erste Erkältung auch seine letzte sein konnte.
Geduldig redete er weiter auf Cait ein. »Wenn das Wetter zu schlecht wird oder ein Schneesturm droht, bleibt uns ja immer noch Zeit, sie in den Stall zu bringen. Du darfst auch nicht vergessen, dass wir sie an den Hängen grasen lassen können, wenn nur wenig Schnee liegt. Oder auf den Feldern.« Noch war seine Herde so klein, dass sie den Boden beim Grasen nicht ruinierte, aber sowie sie die von ihm angestrebte Größe erreicht hatte, würde es kaum noch möglich sein, sie auf den Feldern weiden zu lassen, er trieb sie ja jetzt schon nur zum Abfressen der Stoppeln darauf. Er bückte sich, um einen weiteren Stein aus dem Wasser zu zerren. »Wenn sie im Winter grasen können, sind sie im Frühjahr fetter als sonst.« Nun ja, zumindest weniger abgemagert. Im Winter reichte das Futter gerade aus, um die Tiere vor dem Hungertod zu bewahren. Er stand, einen etwa zehn Pfund schweren Stein in den Händen, knietief im Wasser und sah sie bittend an. »Alles wird gut gehen, Cait. Vertrau mir.«
Sie seufzte, und ihm schien, als würde der Ausdruck ihrer Augen weicher.
Er nutzte seinen Vorteil unverzüglich aus. »Ich bin dein Mann, Ich würde nie zulassen, dass dir oder deinen Schafen etwas geschieht.«
Cait sah ihn lange schweigend an. Doch schließlich streckte sie die Arme aus und trat an den Uferrand, um ihm den Stein abzunehmen.
Dylan schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte nicht, dass du so schwer trägst. Aber ich weiß die gute Absicht zu schätzen.« Sie küsste ihn, und er legte den Stein in den Karren.
Sinann tauchte über dem Torfmoor auf, als Dylan mit seinem Spaten Soden ausstach. »Du hast deine Studien vernachlässigt, mein Freund. Es gibt noch viel zu lernen.«
»Ich hatte viel zu tun.« Eigentlich hatte er noch immer viel zu tun. Während der letzten Monate war er zu der Erkenntnis gelangt, dass sein neues Leben als Bauer mit mindestens ebenso viel Arbeit verbunden war wie sein altes als Kung-Fu- und Fechtlehrer. Ständig galt es, Wasser zu holen, Haushaltsutensilien zu schnitzen, die Kühe zu melken und
Weitere Kostenlose Bücher