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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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zu füttern, den Schafstall auszumisten und den Dung zum Komposthaufen zu tragen. Dazu kamen Reparaturen am Haus, er musste neue Möbelstücke anfertigen, die Felder bestellen, die Geräte in Ordnung halten und mit Viehhändlern verhandeln, da blieb nicht viel Zeit, die Magie der Sidhe zu erlernen. Im Moment stach er Torf als Brennmaterial für den Winter.
    »Komm mit.«
    Dylan warf eine weitere Sode auf den Haufen. Auf Englisch brummte er: »Bist du high?«
    Sinann zwinkerte. »Ich kann so hoch fliegen, wie ich will. Was soll das denn ...«
    »Es bedeutet so viel wie: >Bist du verrückt?< Wörtlich eigentlich: >Hast du Drogen genommen?< Substanzen, die dein Bewusstsein verändern. Du musst verrückt sein, wenn du glaubst, ich könnte meine Arbeit im Stich lassen, um mit dir Feenspielchen zu spielen.« Die nächste Sode landete klatschend auf dem Haufen.
    »Das ist kein Spiel.«
    Dylan seufzte. »Ja, ich weiß, ich habe selbst gesehen, dass es funktioniert. Du brauchst mir keine Vorträge zu halten.«
    »Du musst aber noch sehr viel mehr darüber lernen. Du könntest deiner Familie sehr helfen, wenn du über größere Macht verfügen und sie klug einsetzen würdest.«
    Dylan schnaubte. »Damit Vater Turnbull Verdacht schöpft und mich der Ketzerei bezichtigt? Er fragt ohnehin schon alle möglichen Leute über mich aus.«
    Sinann verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn finster an. »Hat dieser Priester vielleicht irgendwelche Macht über dich?«
    »Komm schon, Tink. Du weißt, dass hier in der Gegend immer noch Hexen gehängt werden. Das wird in den nächsten Jahren aufhören, aber trotzdem gilt die Ausübung von Magie noch als Kapitalverbrechen.« Er kicherte. »Später werden die Engländer dann den Schmuggel zu einem Kapitalverbrechen erklären, und bald läuft jeder hier Gefahr, am Galgen zu enden.«
    Die Fee machte große Augen. »Was du nicht sagst!«
    Er zuckte die Schultern. »Na ja, Schmuggler werden nicht gleich gehängt, aber in den nächsten Jahren wird die Krone sehr viel härter gegen sie vorgehen.«
    Sinann dachte einen Moment darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf und meinte: »Dann solltest du dich erst recht intensiv mit der Magie befassen. Wie du deine Macht nutzt, ist deine Sache.«
    Dylan überlegte kurz. »Na schön.« Die Sonne stand noch hoch am Himmel und würde erst in einigen Stunden untergehen. Er packte die Torfsoden in die Körbe, die sein Packpferd auf dem Rücken trug, und führte es nach Hause. Nachdem er die Soden zum Trocknen ausgelegt hatte, nahm er dem Pferd Geschirr und Körbe ab und legte ihm Fußfesseln an, damit es grasen konnte. Dann war er bereit, Sinann zu folgen.
    Sie gingen zu dem alten Turm im Norden von Glen Ciorram, der als verwunschen galt, weil dort die >kleinen Leute< - insbesondere Sinann - ihr Unwesen trieben, und der deshalb von der Bevölkerung gemieden wurde. Dylan hatte diesen Umstand schon häufiger ausgenutzt, wenn er von Sinann magische Tricks lernen oder mit Cait allein sein wollte. Er ließ sich auf dem großen Steinbrocken in der Mitte des Turminneren nieder. »So, Sinann, und jetzt ist es langsam an der Zeit, dass du mir verrätst, wieso du von der englischen Patrouille gewusst hast, die auf dem Weg nach Edinburgh an uns vorbeigekommen ist.«
    Sinann blinzelte. »Patrouille?«
    »Ja, Erinnerst du dich nicht? Ich habe dir meine Geburtsdaten gegeben, du hast mein Horoskop erstellt und daraus vorhergesehen, dass uns eine englische Patrouille über den Weg läuft. Daraufhin hast du mir befohlen, ich solle den Weg verlassen und mich im Unterholz verstecken. Ich wollte erfahren, woher du das wusstest. Ich hatte ja keine Ahnung, dass man mithilfe der Astrologie derartige Dinge vorhersehen kann.«
    Die Fee flatterte näher und landete so, dass sie sich auf Augenhöhe mit Dylan befand. »Das ist ja auch nicht möglich.« Sie schlang die Arme um die Knie, für Dylan ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte.
    Er runzelte die Stirn. »Aber wieso ...«
    »Ich wollte, dass du dich versteckst, und das war eine einfache Methode, dich dazu zu bringen.«
    Dylans Augen wurden schmal. »Du hast also gelogen.«
    Sinann hob die Hände. »Nenn es, wie du willst. Mir war jedes Mittel recht, um dich vom Weg wegzubekommen.«
    »Aber die Patrouille ...«
    »Das waren keine Engländer. Es war die Fee Morrighan mit ihrem Gefolge.«
    Das überraschte Dylan. Er brauchte einen Moment, um die Neuigkeit zu verarbeiten. »Morrighan? Die

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