Die Verbannung
nur die Fee war, die ihm da ins Ohr kreischte. Er atmete tief durch, dann nahm er einen weiteren Bissen von dem Lachs, den er auf dem Fischmarkt erstanden und den der Wirt in der Küche für ihn zubereitet hatte. »Sehr gut. Wann kann ich mit ihnen rechnen?«
Ein Klopfen an der Tür beantwortete seine Frage. Sinann flatterte hoch und grinste. »Ich habe persönlich dafür gesorgt, dass sie sicher hier ankommen.«
Dylan sprang vom Bett, wischte sich Hände und Mund mit dem Leinentuch ab und riss die Tür auf. Seumas Glas MacGregor stand auf dem Gang und blickte sich misstrauisch um. Als er Dylan sah, zog ein breites Grinsen über sein Gesicht. »Mac a'Chlaidheimh!« Er stürmte in den Raum und umarmte Dylan fest, ehe er ihm auf die Schulter schlug. »Wusste ich doch, dass du das bist!«
Hinter ihm stand Alasdair Og, der auch zu Rob Roys Glen-Dochart-Gruppe gehört hatte und längst nicht mehr so jung aussah, wie sein Spitzname es andeutete. »Das stimmt«, pflichtete er Seumas bei. »Er hat gesagt, dass die Nachricht von dir stammt, sonst wären wir gar nicht gekommen.« Er grinste. »Aber wenn Dilean Dubh uns braucht, ist es natürlich etwas anderes.« Der Jakobitenaufstand und die nachfolgende Schlacht hatten tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, und er schien in den vergangenen Monaten um zehn Jahre gealtert zu sein.
Ein dritter Mann, den Dylan nicht kannte, stand hinter Alasdair und betrachtete Dylan ebenso skeptisch, wie es Seumas kurz zuvor getan hatte. Dylan begrüßte die beiden Männer mit Handschlag und klopfte Alasdair auf die Schulter. Der Fremde wurde ihm als Keith Rómach vorgestellt. Der >zottige Keith< machte seinem Namen alle Ehre, er hatte die wildeste Haarmähne und den buschigsten Bart, die Dylan je gesehen hatte. Er vermutete, dass der ganze Schopf Keith bis weit den Rücken hinunterreichen würde, wenn es ihm je gelänge, Ordnung hineinzubringen, und von seinem Gesicht war unter dem wild wuchernden Bart kaum etwas zu erkennen. Aber seine Augen blickten wachsam, und er machte einen ruhigen, zuverlässigen Eindruck.
Die Männer drängten sich in den kleinen Raum. Dylan bedeutete ihnen, auf dem Bett Platz zu nehmen. Alasdair setzte sich auf die Kante, Dylan lehnte sich neben dem Kamin an die Wand, und Keith blieb neben der Tür stehen. Seumas ließ sich neben Alasdair auf die Pritsche fallen. »Murchadh Dubh hätte uns bestimmt begleitet, wenn er noch leben würde«, begann er. »Du weißt ja, dass er an der französischen Krankheit litt, und zuletzt war sein Verstand vollkommen verwirrt. Am Tag nach der Schlacht ging er mit einem Dolch auf Alasdair Roy los, und der hat ihn natürlich prompt über den Haufen geschossen.« Er klopfte Keith auf die Schulter und fuhr fröhlich fort: »Aber Keith hier ist ein guter Mann, einer der besten von Glen Dochart. Ich verbürge mich für ihn. Er ist ein Campbell, ein Vetter meiner Frau.«
»Deiner Frau?« Dylan bückte sich, um Seumas ins Gesicht sehen zu können. »Deiner Frau ? Du hast also das Mädchen geheiratet, von dem du mir so viel vorgeschwärmt hast?«
Seumas' Lächeln wirkte seltsam gezwungen, was Dylan nicht verstand. »Aye. Wir haben noch vor der Schlacht von Sheriffmuir geheiratet, kurz nachdem du dich Balhadies Truppe angeschlossen hast.«
Dylan verschlug es einen Moment lang die Sprache. Beinahe hätte er gefragt, warum Seumas in Edinburgh war, wenn er in Glen Dochart eine hübsche junge Frau hatte, mit der er noch nicht einmal einen Monat verheiratet war. Aber Seumas war Rob Roys zweitbester Schwertkämpfer gewesen, und er würde Dylan hier gute Dienste leisten. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, dachte er und verkniff sich jede weitere Frage.
Alasdair unterbrach das verlegene Schweigen. »Also ist Keith unser dritter Mann im Bunde.«
Dylan hieß ihn mit einem Kopfnicken willkommen. »Keith, es freut mich.«
Seumas meldete sich wieder zu Wort. »Sieben Pence pro Tag, sagst du? Wofür denn? Wen sollen wir ausrauben?«
Alasdair lachte, und Dylan erwiderte: »Niemanden. Es handelt sich um einen vollkommen legitimen Job, und wenn ich jemanden beim Stehlen erwische, bekommt er meinen Stiefel zu spüren. Oder mein Schwert. Nein, Gentlemen ...«, die Anrede rief das erwartete unterdrückte Gelächter hervor, »... wir sollen Diebstähle verhindern. Ihr drei sollt unten bei den Docks zwei Lagerhäuser bewachen. Ihr werdet euch Pistolen beschaffen müssen, falls ihr keine habt.« Er
Weitere Kostenlose Bücher