Die Verbannung
sah Keith an. »Weißt du, wie man so eine Waffe lädt und abfeuert?«
Keith nickte. Dylan fuhr fort: »Ihr müsst immer Pistole und Schwert bei euch tragen. Ihr sollt die Waren vor Dieben schützen. Dafür erhält jeder von euch sieben Pence pro Tag und ein Bett für die Nacht. Nehmt ihr das Angebot an?«
Seumas grunzte. »Sieben Pence pro Tag sind vier Pence mehr, als die Armee uns gezahlt hat, und sieben Pence mehr, als wir seit Sheriffmuir gesehen haben. Georges Truppen machen sich überall breit, und Rob hat nicht genug Männer, um sich mit den Soldaten anzulegen und sie auszuplündern. Also kannst du sicher sein, dass wir für sieben Pence sogar an einem Ort bleiben, wo es von Rotröcken nur so wimmelt, wenn wir schon nur wegen eines Stücks Papier, das sozusagen vom Himmel gefallen ist, den ganzen weiten Weg auf uns genommen haben.«
»Vergiss die Stimme nicht«, warf Alasdair ein.
»Oh, aye, die Stimme.« Seumas nickte. »Dylan, mein Freund, stehen vielleicht ein paar Feen in deinen Diensten? Jedes Mal, wenn ich den verdammten Wisch wegwerfen wollte, flatterte er mir wieder vor die Nase. Ob ich nun gerade beim Essen saß oder zu Bett gehen wollte - immer lag dieser Papierfetzen da. Und wenn tatsächlich alles ruhig war, dann hörte ich eine liebliche Stimme, die mir zuflüsterte, dass die Nachricht von dir stammen würde und dass ich zwei Männer mitbringen sollte. Wir mussten herkommen, sonst hätten wir uns vermutlich den Zorn der kleinen Leute zugezogen.«
Dylan biss sich fest auf die Innenseiten seiner Wangen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Er wusste, dass Seumas nicht scherzte; er glaubte wirklich an die Existenz von Feen und fürchtete sich anscheinend auch vor ihnen. Mit todernster Miene nickte er. »Ja, das Feenvolk gehorcht mir aufs Wort. Ich schicke sie irgendwohin, und sie folgen. Sie sind so gehorsam wie gut abgerichtete Hunde.«
Die Männer quittierten diese Bemerkung mit dröhnendem Gelächter, und Dylan war froh, das Thema >Feen< fallen lassen zu können.
Doch dann fragte Seumas: »Wer ist eigentlich unser Arbeitgeber?«
Dylans Lachreiz verflog. Er hüstelte leise. »Nun ja, wir ... wir arbeiten für Connor Ramsay.«
Seumas stieß eine obszöne Verwünschung aus. »Zur Hölle mit ihm! Haben wir den Kerl nicht vor ein paar Monaten gefangen genommen, um Lösegeld zu erpressen?«
Dylan nickte.
»Und hast du ihm nicht zur Flucht verholfen und uns wie Trottel dastehen lassen?« Seumas zog die Brauen zusammen. Seine Augen begannen wütend zu funkeln.
Wieder nickte Dylan.
»Und hast du uns nicht erzählt, das Kind seiner Frau wäre dein Sohn?«
Dylan biss sich auf die Lippe und nickte noch einmal.
Eine Weile herrschte Schweigen. Dylan wartete geduldig ab. Seumas schob die Unterlippe vor, seine Augen wurden schmal, doch dann spielte ein Lächeln um seine Lippen, und schließlich brach er in dröhnendes Gelächter aus, in das Alasdair und Keith mit einstimmten. Als er wieder zu Atem gekommen war, japste er: »Du hast vielleicht Nerven, Mann! Hat er eine Ahnung, wer du bist?«
Dylan schüttelte den Kopf.
»Hoffst du auf eine Begnadigung durch König George, wenn du für einen Whig arbeitest?«
Seumas und die anderen hatten keine Ahnung, dass Ramsay ein jakobitischer Spion war, und Dylan beabsichtigte auch nicht, es ihnen zu verraten. Also nickte er nur.
Die drei Männer kamen überein, abwechselnd in Zwölfstundenschichten im Lagerhaus zu wachen, sodass immer einer von ihnen freihatte. Dylan führte sie in den Gebäuden herum. Ein Speicher war im Lauf der letzten Woche leer geräumt worden, in dem anderen lagerten Biberfelle aus Amerika, aus einem Teil des Landes, den die Indianer kan-tuk-ee nannten.
Seumas, Alasdair und Keith richteten sich in den ihnen zugewiesenen Unterkünften häuslich ein, und Dylan ließ sie allein. Er wusste, dass sie ihrer Aufgabe gewachsen waren, und brauchte sich auch keine Sorgen zu machen, sie könnten sich vielleicht von dem überreichen Warenangebot zum Stehlen verleiten lassen. Die Art von Diebstählen, mit denen sie früher befasst gewesen waren, hatten sie mit alten Traditionen entschuldigt. Sie betrachteten es nicht als Verbrechen, die Viehherden eines rivalisierenden Clans fortzutreiben, sofern dieser den Verlust verschmerzen konnte; aber Güter zu stehlen, zu deren Schutz sie angeheuert worden waren, galt in ihren Augen als übler Verrat an ihrem Arbeitgeber. Dazu kam, dass sie Dylan hintergehen würden und nicht Ramsay, und sie
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