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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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dir Glauben schenkt, wird man dich trotzdem in Gewahrsam nehmen, bis es hieb-und stichfeste Beweise für deine Anschuldigungen gibt. Viel kann passieren, wenn man hilflos hinter Gittern sitzt.«
    Das wusste Dylan nur zu gut. Seufzend schlenderte er zu einer Ecke des Hofes hinüber, um dem schneidenden Wind zu entgehen. »Dann ist mein Wissen also praktisch wertlos?«
    Sinann zuckte die Schultern. »Nicht unbedingt. Wenn du abwartest, ergibt sich vielleicht eine Gelegenheit.«
    »Es muss doch irgendwie möglich sein ...« Er brach ab, als zwei rot berockte Reiter sich dem Hinterhof näherten. Einer davon war Bedford, der jetzt eine frische Uniform trug. »Verdammt«, knurrte Dylan. Es war zu spät, die Flucht zu ergreifen, der Major hatte ihn bereits gesehen. Also drückte er das Kinn in den hochgeschlagenen Kragen seines Mantels, schob die Hände in die Ärmel und lehnte sich gegen die Wand.
    »Er scheint Ramsay sprechen zu wollen, und zwar dringend«, flüsterte Sinann.
    Bedford klopfte an die Haustür. Während er wartete, blickte er zu Dylan hinüber, der ihm höflich zunickte, ohne ihm ins Gesicht zu sehen. Nichts im Benehmen des Majors verriet, dass er Dylan wiedererkannt hatte. Die Tür wurde geöffnet, und er verschwand im Haus von Ramsays Mätresse.
    Sinann hob eine Hand. »Soll ich ...?«
    Dylan wehrte hastig ab. »Nein. Er will ganz offensichtlich zu Ramsay. Es sieht nicht so aus, als hätte er mich erkannt. Vielleicht komme ich ja noch einmal davon.«
    Ramsay hielt sich viel länger bei seiner Mätresse auf als sonst, vermutlich wegen des unerwarteten Besuches von Bedford. Dylan hüllte sich enger in seinen Mantel und vermied angelegentlich jeden Blickkontakt mit Bedfords Begleitoffizier. Der Rotrock war bei den Pferden stehen geblieben und trotzte der Kälte mit einer stoischen Disziplin und Gelassenheit, die Dylan Bewunderung abnötigte. Nach einer Weile jedoch bemerkte der Leutnant auf Gälisch: »Kalter Tag heute, was?«
    Dylan betrachtete den Mann genauer und erkannte in ihm den mondgesichtigen Soldaten wieder, den er vor einiger Zeit vor Ramsays Büro gesehen hatte. »Für einen Engländer sprecht Ihr ausgezeichnet Gälisch«, erwiderte er vorsichtig.
    Der Leutnant grinste. »Ich komme von der Insel Skye. Und ich muss sagen, dass Ihr für einen Kolonisten geradezu perfekt Gälisch sprecht.«
    In Dylans Kopf begann eine Alarmglocke zu läuten. »Nur wenige Menschen können meinen Akzent richtig zuordnen.«
    Für gewöhnlich wurde er nach seiner Herkunft gefragt und nicht direkt als Amerikaner identifiziert, denn es wanderten mehr Schotten nach Amerika aus, als Kolonisten nach Schottland kamen.
    »Ich war drei Jahre lang drüben und bin erst vor kurzem zurückgekommen. War in Virgnia stationiert. Aber Ihr sprecht nicht ganz so wie die Leute dort.«
    »Es ist ja auch ein großes Land.« Dylan entspannte sich ein wenig. »Hat es Euch dort drüben gefallen?«
    Der Soldat zuckte die Schultern. »Für jeden, der etwas für mordlüsterne Wilde, Giftschlangen und Blut saugende Insekten in der Größe von Geiern übrig hat, ist es ein Paradies. Ich für meinen Teil bin froh, wieder zu Hause zu sein.«
    Jetzt musste Dylan lächeln. »Wie kommt es, dass ein Inselbewohner wie Ihr in die englische Armee eingetreten ist?«
    »Immer noch besser, als hungers zu sterben.«
    Dem hatte Dylan nichts entgegenzusetzen. Trotzdem fragte er: »Ihr seid Offizier. Wie kann jemand, der aus einer bettelarmen Familie stammt, ein Offizierspatent bezahlen?«
    »Ich hatte Glück. Bei einem Indianerüberfall wurde mein Regiment nahezu vollständig ausgelöscht. Seine Majestät beförderte mich unentgeltlich, weil ihm die Offiziere fehlten.«
    Ramsay und Bedford kamen, in eine angeregte Unterhaltung verstrickt, aus dem Haus. Der Leutnant stellte seinem Major das Pferd zum Aufsteigen bereit, wechselte wieder ins Englische und sagte zu Dylan: »Überlegt doch, ob Ihr Euch nicht auch anwerben lassen wollt. Vielleicht ist Euch das Glück ebenso hold wie mir, vor allem, wenn die Jakobiten auch weiterhin Unfrieden stiften.« Es war als freundliche Aufforderung gemeint, daher verkniff sich Dylan die böse Bemerkung, dass er sich in der Tat glücklich schätzen könnte, wenn die Jakobiten die englische Armee dezimieren würden.
    So lächelte er nur und nickte wortlos, unterdrückte jedoch ein Aufstöhnen, als Bedford sich in die Diskussion einmischte. Der Major drehte sich interessiert zu ihm um. »Denkt Ihr daran, in die Armee einzutreten,

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