Die Verbannung
junger Freund?«
Jetzt saß Dylan in der Falle. Der Leutnant wusste ja, dass er Amerikaner war, aber wenn Bedford seine Stimme und seinen heimatlichen Akzent hörte ...
Ramsay griff gerade noch rechtzeitig ein. »Nun, nun, Daniel. Macht mir doch meinen Leibwächter nicht abspenstig. Gute Männer sind ohnehin schwer zu finden, da muss die Krone sie nicht gleich als Kanonenfutter verschleißen.«
Ein tückisches Lächeln spielte um Bedfords Lippen. Er trat einen Schritt auf Dylan zu. »Ah, Connor, seid nicht so selbstsüchtig. Wenn Euer Mann ein guter Kämpfer ist...«
Doch ehe der Major Dylan zu nahe kam, packte Ramsay ihn am Arm. »Ich meine es ernst, Daniel. Lasst ihn in Ruhe. Er gehört mir. Ihr könnt ihn nicht haben, und das ist mein letztes Wort.« Seine Stimme klang immer noch freundlich, doch der schneidende Unterton verriet, wie wichtig ihm die Sache war. Er würde es Bedford büßen lassen, wenn dieser ihm Dylan abwarb, und der Major wusste das, denn er blieb stehen und hob betont lässig die Schultern.
»Nun gut, wenn Ihr so an ihm hängt, dann behaltet ihn. Ihr beide kommt sicher hervorragend miteinander aus.« Der gutmütige Rippenstoß, der auf diese Bemerkung folgte, trieb Dylan das Blut in die Wangen, doch Ramsays lüsternes Kichern fand er noch unheimlicher. Der Major fuhr fort: »Dann bringt ihn doch zum nächsten Treffen im Benison mit, wenn Ihr ihn so gern habt.«
Ramsay stieß einen tiefen, grollenden Knurrlaut aus. »Ich denke, das werde ich tun. Mal sehen, wie es ihm gefällt.«
Bedford schwang sich mit einem breiten Grinsen in den Sattel. »Ich treffe Euch beide dann dort.« Sein Leutnant stieg ebenfalls auf, und die beiden Männer ritten davon.
Tiefes Unbehagen beschlich Dylan. Er wusste, was es mit dem Beggar's Benison auf sich hatte, und in diesem Moment wünschte er, Edinburgh verlassen zu können und nie wieder hierher zurückkommen zu müssen.
Auf dem Heimweg vom Büro zu Ramsays Haus an jenem Abend fragte Ramsay beiläufig: »Sagt mir, Mac a'Chlaidheimh - kennt Bedford Euch von irgendwoher?«
Dylan zwinkerte verwirrt. Er hatte über der Vorfreude des baldigen Wiedersehens mit Cait alles um sich herum vergessen. Fieberhaft suchte er nach einer Antwort und fragte, um Zeit zu gewinnen, vorsichtig: »Wie kommt Ihr denn darauf?«
»Weil Ihr Euch am liebsten in einem tiefen Loch verkrochen hättet, als er Euch heute Nachmittag ansprach. Ihr seid ein Outlaw, daher liegt es nahe, dass es in Eurer Vergangenheit unerfreuliche Zusammenstöße mit Behörden und Soldaten gegeben hat. Aber vor dem Leutnant habt Ihr Euch ganz offensichtlich nicht gefürchtet. Erst als Bedford sich direkt an Euch wandte, fiel mir auf, dass Ihr Euch weit weg gewünscht habt.«
Dylan seufzte. »Aye. Der Major könnte mich wiedererkennen, wenn er nur einmal genauer hinschaut, und dann wird er mich mit Sicherheit verhaften lassen.«
»Und weshalb, wenn ich fragen darf?«
Achselzuckend erwiderte Dylan: »Das Übliche. Hochverrat und Mord.«
»Nun, da ich weiß, dass Ihr für Rob Roy MacGregor gearbeitet habt, muss ich Euch ja wohl nicht fragen, ob Ihr schuldig seid oder nicht. Außerdem interessiert mich das nicht im Geringsten.«
Ein Anflug von Ärger schwang in Dylans Stimme mit. »Ichhabe mir so manches zu Schulden kommen lassen, während ich zu Robs Bande gehörte, aber niemals einen Mord. Wenn ich getötet habe, dann nur, um mich zu verteidigen.«
Ramsay bedachte dies einen Moment, dann nickte er. »Wenn Ihr das sagt ... Trotzdem macht es für mich keinen Unterschied. Als ich Euch einstellte, wusste ich, dass Ihr Euch nicht gerade eines untadeligen Rufes erfreut. Mir geht es einzig und allein darum, dass Ihr Euch nach Kräften bemüht, mein Leben zu schützen. Ich ...« Er griff erst in seine eine Manteltasche, dann in die andere. »Verdammt!«
»Sir?«
»Ich habe einen wichtigen Brief in meinem Büro vergessen.« Mit säuerlicher Miene blickte er in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Aber es ist zu weit, um noch einmal umzukehren. Vergesst es.«
»Ich laufe rasch zurück und bringe Euch den Brief dann ins Haus«, eibot sich Dylan.
Dieser Vorschlag schien Ramsay auch nicht sonderlich zuzusagen, aber er nickte. »Gut, ich denke, das wird das Beste sein. Er liegt auf meinem Schreibtisch; der mit dem blauen Wachssiegel.«
Dylan eilte zum Bürogebäude zurück und rannte die Wendeltreppe hoch, blieb aber oben erstaunt stehen, als er sah, dass die Falltür zum Dachgeschoss offen stand. Mit drei
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