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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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glaube, er ist siebzehn. Und wo er herkommt . . . Niemand weiß, wo er wirklich herkommt. Im vergangenen Sommer haben viele Leute draußen im Camp gewohnt und auf der Ranch gearbeitet. Der Junge war dabei. Ich dachte, er würde zu jemandem gehören. Aber als der Herbst kam und die Helfer das Camp verließen, weil es kalt und ungemütlich wurde, ist Simon dageblieben. Ich habe ihm angeboten, in den alten Wohnwagen zu ziehen, und das hat er getan. Simon ist ein Einzelgänger, aber er ist ein guter Junge. Manchmal weiß ich nicht, was ich ohne ihn machen würde.« Boyd lachte breit. »Er spricht nicht und ich kann nichts hören. Sind wir nicht das perfekte Team?«
    Julia nickte lächelnd. Sie mochte das tiefe Lachen ihres Großva ters.
    Ist die Schokolade gut?
    »Oh ja. Von Schokolade versteht ihr Deutschen was.«
    Julia zeigte auf die halb aufgegessene Schokoladentafel und schrieb: Das war Pas Lieblingsschokolade.
    Der alte Mann strich ihr mir seiner großen Hand zärtlich über den Kopf und fragte: »War mein Sohn dir ein guter Vater?«
    »Ja«, sagte Julia leise. Und schrieb: Er war der beste.
    Hufgetrappel und wildes Schnauben weckten Julia am nächsten Morgen. Sie setzte sich in ihrem Bett auf, rutschte auf Knien ans Fenster heran und sah hinaus. Eine kleine Pferdeherde – ungefähr zwanzig Tiere – umkreiste den Trailer. Sie waren braun, gescheckt oder grau mit weißen Punkten. Zwei langbeinige Fohlen drängten sich an ihre Mütter. Anführer der Herde war vermutlich ein dunkel grauer Hengst, dessen Rücken und Bauch wie von Raureif bedeckt schienen. Sein fast weißes Hinterteil war gesprenkelt mit dunklen Punkten.
    Bisher hatte Julia keine Pferde auf der Ranch gesehen und vermutet, dass ihre Großeltern sich keine mehr halten konnten. Wahr scheinlich waren die Tiere aus den nahen Bergen gekommen. Sie begannen zu grasen und sich an den Zaunpfählen zu scheuern.
    Eilig schlüpfte Julia in ihre Kleider und machte Katzenwäsche im Bad. Es war erst kurz vor sieben und ihre Mutter schlief noch, als sie ins Freie trat. Die Pferde grasten direkt vor dem Trailer. Sie hoben die Köpfe, als sie Julia bemerkten, dann trotteten sie auf ein Signal des gefleckten Hengstes hin davon.
    Auf dem Weg zum Ranchhaus sah Julia, wie Simon mit Tommy auf dem Vorplatz erschien und ihn in seinen Truck setzte. Es war noch kühl, aber Tommy trug nur Shorts.
    »Guten Morgen«, sagte sie, als sie bei den beiden angelangt war.
    Simon nickte.
    »Warum hat er nichts an?«, fragte sie. »Ihm muss doch kalt sein?«
    Simon drehte sich von ihr weg, um die Fahrertür des Pick-ups zu schließen. »Tommy m-ag Kleidung nicht. Er trägt immer n-n-nur sei ne Shorts.«
    »Im Winter auch?«
    »Ja, auch im Winter. Aber dann sitzt er n-icht hier draußen.«
    Pepper umkreiste sie bellend und schnappte nach Julias Knöcheln.
    Simon bückte sich, um ihn auf den Arm zu nehmen. »Hey, lass das gefälligst bleiben, Kumpel«, sagte er streng.
    Julia streckte die Hand aus, um Pepper zu streicheln, sorgsam da rauf bedacht, nicht mit Simons Händen in Berührung zu kommen. »Na, du kleine Nervensäge«, sagte sie zu dem Hündchen und kraulte ihn hinter den Ohren. »Was ist eigentlich mit seinem Bein passiert?« Fragend sah sie Simon an.
    »Ich nehme an, er ist u-nter die Räder gekommen. Hab ihn im Stra ßengraben g-g-gefunden.«
    Simon setzte den Hund wieder auf den Boden und ging zurück ins Haus. Julia trottete ihm hinterher.
    Während sie ihre Cornflakes löffelte, kochte Simon Wasser für Pipsqueaks Flasche. Er goss es in eine Metallschüssel, rührte mit dem Schneebesen Milchpulver dazu und füllte kaltes Wasser nach, bis die Flüssigkeit die richtige Temperatur hatte.
    »Ich m-uss noch Pipsqueak und die Kühe f-f-füttern. Dann können wir losfahren und die Wegweiser aufstellen.«
    »Darf ich dem Kälbchen die Flasche geben?«, fragte Julia.
    Statt einer Antwort drückte Simon ihr die große Plastikflasche mit dem Gummischnuller in die Hand.
    Simon konnte es nicht lassen, immer wieder verstohlen zu Julia hi nüberzusehen. Während er die Kühe mit ihrer morgendlichen Rati on Heu versorgte, gab sie dem winzigen Kälbchen die Flasche.
    Simons Gedanken eilten voraus. Was sollte das bloß werden? Den ganzen Vormittag allein mit einem Menschen, den er überhaupt nicht kannte. Dass dieser Mensch ein ausgesprochen hübsches und obendrein sympathisches Mädchen war, machte die Sache nicht un bedingt leichter.
    Wenigstens schien es Julia nicht zu stören, dass die Worte

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