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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Hanna, das mit John...Estut mir so entsetzlich leid.« Govinda umarmte Hanna noch einmal und dann nahm er auch Julia in die Ar me.
    Sie machte sich steif.
    »Gut, dass ihr hier seid und an der Zeremonie teilnehmen könnt«, sagte Govinda schlicht.
    »Ja, ich bin auch froh darüber.«
    Julia betrachtete ihre Mutter voller Verwunderung. Meinte sie das wirklich? Schließlich wusste Julia nur zu gut, dass Hanna an jedem Ort der Welt lieber wäre als hier, in der trockenen Halbwüste Neva das zwischen irgendwelchen Beifußbüschen.
    »Können wir dir helfen?«, fragte Hanna.
    »Ja, das wäre toll. Mein Sohn Ian sollte das eigentlich tun, aber ich habe keine Ahnung, wo er sich im Augenblick herumtreibt.«
    Govinda erklärte ihnen, in welchen Abständen große Eisenhaken in die Erde gedreht werden mussten, um daran dann später die Hal teseile für eine Funkantenne zu befestigen.
    Als er für einen Moment außer Hörweite war, fragte Julia ihre Mut ter: »Wer zum Teufel ist das?«
    »Govinda?«
    »Ja, wer sonst?«
    »Er lebt in Kalifornien, ist aber meistens mit seinem Truck unter wegs. Govinda kommt jedes Jahr zum Sommertreffen und stellt sei ne technische Ausrüstung zur Verfügung. So können Radioaufnah men gemacht werden und kleine Videotapes.« Sie deutete auf die Eisenstäbe und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Er sorgt dafür, dass die Stimmen der Indianer an die Öffentlichkeit gelan gen.«
    »Und wieso heißt er Govinda?«
    Hanna hob die Schultern. »Soweit ich weiß, stammte sein Vater ur sprünglich aus Deutschland und hatte sein Leben dem Buddhismus gewidmet.«
    Govinda kam auf sie zu, einen jungen Mann mit Dreadlocks an sei ner Seite, und Julia musste sich mit der Antwort vorerst begnügen. »Hanna, Julia, ich möchte euch meinen Sohn Ian vorstellen.«
    Sie schüttelten einander die Hände. Ian trug Sneakers und enge Jeans. Kein T-Shirt. Er hatte eine Brad - Pitt-Figur, braun gebrannte Haut und Augen, die in einem hellen Blau leuchteten.
    »Wie ich höre, wird meine Hilfe gebraucht.« Ian zeigte ein strahlendes Lächeln, und ehe Julia sich versah, hatte er sie mitgezogen und in ein Gespräch verwickelt. Ian war ein sprudelnder Quell für wilde Theorien. Beispielsweise plädierte er dafür, dem Kalender eine andere Einteilung zu verpassen. Man bräuchte die Tage nur um einige Stunden zu verkürzen und am Ende würde mehr Freizeit für jeden Einzelnen dabei herauskommen. Julia verstand die Logik zwar nicht, aber es gefiel ihr, Ian zuzuhören.
    In seinem Beisein kam ihr die Hitze nicht mehr so schlimm vor und die Arbeit machte plötzlich Spaß. Hin und wieder hörte sie sich laut lachen. Es fühlte sich verkehrt an, wenn sie lachte, und doch tat es gut.
    Am späten Nachmittag fuhr ein großer Pick-up-Truck auf den Platz und der Mann, der aus der Fahrerkabine stieg, riesig wie ein Bär und mit einem schwarzen Cowboyhut auf dem Kopf, wurde von allen Seiten mit fröhlichem Hallo begrüßt.
    »Das ist Dominic, der Koch«, klärte Ian Julia auf. »Jetzt gibt es neue Arbeit.«
    Von allen Seiten kamen Leute herbeigeeilt, um gemeinsam das große Küchenzelt aufzubauen. Julia staunte, wie viele Menschen sich bereits eingefunden hatten.
    Wie gut kannten sie einander? Würden sie und Hanna unter den anderen auffallen? Julia hörte dem Lachen und den Gesprächen zu. Sie beobachtete, wie ein weiterer Truck vorfuhr und seine Insassen herzlich begrüßt wurden. Ein jeder packte mit an und bald herrsch te ein reges Treiben auf dem Platz.
    Die Männer luden das Metallgestänge und die große Plane vom Pick-up des hünenhaften Kochs und er erläuterte, wie das Gestell montiert werden musste.
    Ein hagerer Mann um die vierzig, mit langem Pferdeschwanz und freundlichen braunen Augen, kam auf Julia zu und stellte sich ihr vor. Es war Frank Malotte.
    »Tut mir furchtbar leid, das mit deinem Dad«, sagte er. »Ich habe John sehr gemocht. Wir haben ziemlich viel Unfug getrieben, als wir in deinem Alter waren.« Er schüttelte traurig lächelnd den Kopf.
    Julia hätte gerne Genaueres über diesen Unfug erfahren, den ihr Vater und sein Cousin angestellt hatten, aber Frank wurde gebraucht. Nachdem das Metallgestell zusammengesetzt und die Ver strebungen verschraubt waren, wurde eine riesige Plane darübergezogen. Die Männer verankerten die Halteleinen und die Frauen begannen damit, die einzelnen Teile der Plane mit Schlaufen zusammenzuknüpfen.
    Im Lauf des Nachmittags wurde die Hitze

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