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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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sich und trotzdem wurde ihr nicht langwei lig. Ian brachte sie zum Lachen und er nahm ganz selbstverständlich ihre Hand, wenn sie nebeneinanderher liefen.
    Am Nachmittag kam Wind auf und wehte Staub und kleine Pflan zenteile in die Augen und die Kleidung der Versammelten. Als der Wind sich zu heftigen Sturmböen auswuchs, flüchteten alle in die beiden großen Zelte. Frank und Simon waren gerade dabei, Adas Zelt abzubauen, als die morsche Plane riss und das halbe Zelt in die Luft gewirbelt und davongetragen wurde.
    Chaos herrschte und jeder sah zu, wie er seine Habe und sich selbst in Sicherheit bringen konnte. Ada, Hanna und Julia fuhren auf die Ranch zurück. Simon blieb, um beim Abbau der beiden großen Zelte zu helfen. Frank erklärte sich bereit, ihn später nach Hause zu fahren.
    Hanna und Julia verschwanden im Trailer und fielen todmüde auf ihre Betten. Der Wind heulte um den Blechkasten und ließ ihn schwanken. Julias Blick fiel auf die drei Steine, die Simon auf das Schränkchen neben dem Bett gelegt hatte. Sie nahm sie nacheinan der in die Hand. Zuerst den hellen, mit dunklen Punkten gespren kelten, dann den grünen Stein. Simon hatte ihr vom Traum des Ap paloosa-Hengstes erzählt und von den Träumen der Pflanzen in der Nacht. Als er davon gesprochen hatte, war es ihr merkwürdig vorge kommen. Doch nun, da sie das Gewicht der Steine in ihren Händen fühlte, bekam sie eine Vorstellung davon, was er meinte.
    Julia drehte und wendete den grauen Stein in der Hand. Seine Oberfläche war rau und kantig, ein ganz gewöhnlicher Stein. Keine besondere Form und keine besondere Farbe. Sie fragte sich, aus welchem Grund Simon ihn ausgewählt hatte.
    Mit dem grauen Stein in der Hand schlief sie ein, trotz des Sturms, der an der Verkleidung des Trailers riss und das Blech klappern ließ.
    Es war die Stille, die sie weckte. Für einen Augenblick wusste Julia nicht, wo sie war. Der Sturm hatte sich gelegt und die roten Strah len der untergehenden Sonne bahnten sich ihren Weg durch das kleine Fenster in den Raum.
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Es war sieben Uhr abends, sie hatte drei Stunden geschlafen. Im Bad warf Julia einen Blick in den halb blinden Spiegel und ihr wurde bewusst, wie staubig und ver schwitzt sie war. Samenkörner hatten sich in ihrem Haar verfangen und ihr Scheitel war von einer rötlichen Staubschicht bedeckt.
    Sie lief durch den schmalen Gang zu ihrer Mutter und versuchte, sie zu wecken. Aber Hanna grummelte nur ungehalten und öffnete nicht einmal die Augen. Kurz entschlossen holte Julia ihre Waschta sche aus dem Bad, packte frische Sachen in einen Beutel und schrieb ihrer Mutter einen Zettel, auf dem stand, dass sie zur Bade stelle gegangen war.
    Dann machte sie sich auf den Weg.
    Pepper hatte vor Simons Wohnwagen geschlafen und nun kam er angehumpelt, um sie ein Stück des Weges zu begleiten. Demnach war Simon immer noch nicht zurück vom Versammlungsplatz. Er tat ihr leid. Julia beschlich das Gefühl, dass ihre Großmutter Simons Gutmütigkeit und seinen Wunsch nach Anerkennung ausnutzte, so wie einige andere auch.
    Sie streichelte Pepper zwischen den gelben Augen und er leckte ihr freudig die Hand. Dann marschierte sie los. An der Abzweigung zur Badestelle blieb der Hund stehen und bellte. Nach einer Weile machte er kehrt und humpelte zur Ranch zurück.
    In der roten Abendsonne wirkten die Hügelkämme wie mit oliv goldenem Samt überzogen. Auf halber Strecke blieb Julia stehen und drehte sich einmal um die eigene Achse. Sie war ganz allein am Hang. Da entdeckte sie unvermutet den gefleckten Hengst, nur ein paar Meter von ihr entfernt. Seine Herde graste ein ganzes Stück weiter oben in den Bergen, aber der Graue schien wissen zu wollen, wer da in sein Revier eingedrungen war.
    Er umrundete Julia in einem großen Bogen, der zu ihrem Entset zen immer enger wurde. Schließlich blieb er stehen, hob den Kopf und wieherte laut. Julias Herz klopfte wild und Panik erfasste ihren ganzen Körper. Der baumlose Hügel bot nirgendwo Deckung.
    Als sie hinter sich einen Wagen den Berg hinaufbrummen hörte und der Graue das Weite suchte, war sie unendlich erleichtert. Han na war also doch noch aufgewacht und ihr gefolgt.
    Sie irrte sich. Es war Simon, der in der Fahrerkabine des braunen Trucks saß. Er hielt neben ihr und öffnete die Beifahrertür. Pepper hockte auf der Sitzbank. Der Hund legte den Kopf schief und blickte Julia fragend an. Unschlüssig stand sie da. Was sollte sie mit Simon zusammen an

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