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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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zu jeder Blume. Wenn ich auf eine widersprüchliche Definition stieß, führte ich in Gedanken lange und ausufernde Debatten mit Grant. Hin und wieder ließ ich ihn gewinnen.
    Am Samstag war ich vor Renata auf dem Blumenmarkt und überreichte Grant die Papierrolle, die ich angefertigt hatte. Sie enthielt eine Liste von Definitionen bis zum Buchstaben E und außerdem meine Korrekturen unserer gemeinsamen Liste.
    Als Renata und ich eine Stunde später zu seinem Stand zurückkehrten, las er noch immer. Er blickte auf und beobachtete, wie Renata seine Rosen betastete.
    »Gibt es heute eine Hochzeit?«, fragte er.
    Renata nickte. »Zwei. Allerdings nur kleine. Eine ist die meiner ältesten Nichte. Sie will mit ihrem Freund durchbrennen, hat es mir aber erzählt, weil sie möchte, dass ich ihr die Blumen besorge.« Renata verdrehte die Augen. »Die Kleine benutzt mich.«
    »Dann wird es heute ein kurzer Tag?«, erkundigte sich Grant und sah mich an.
    »Bei Victorias Arbeitstempo wahrscheinlich schon«, entgegnete sie. »Ich würde den Laden gerne um drei schließen. Um diese Jahreszeit habe ich nicht viel Laufkundschaft.«
    Grant wickelte die Rosen für Renata ein und gab ihr zu viel Wechselgeld zurück. Inzwischen feilschte sie nicht mehr mit ihm. Es war überflüssig geworden. Wir wandten uns zum Gehen.
    »Bis später!«, rief er uns nach.
    Ich drehte mich mit fragendem Blick zu ihm um. Er hielt drei Finger hoch.
    In meinem Brustkorb weitete sich etwas. Der Raum wurde unnatürlich hell und war plötzlich von zu viel Sauerstoff erfüllt. Gerade hatten wir alles in den Laster geladen, als mir mein Versprechen von letzter Woche einfiel.
    »Warte«, sagte ich, knallte die Wagentür zu und ließ Renata im Führerhaus sitzen.
    Auf der Suche nach roten Rosen und Flieder hastete ich durch den Markt. Grant hatte diese Blumen eimerweise, doch ich lief an ihm vorbei, ohne aufzuschauen. Auf dem Rückweg zum Auto kam ich erneut an Grants Stand vorbei. Ich hielt mir einen Stengel weißen Flieder vors Gesicht und spähte in seine Richtung. Wieder hielt er drei Finger hoch und lächelte schüchtern. Mein Gesicht war ganz heiß vor Verlegenheit. Hoffentlich glaubte er nicht, dass die Blumen in meinen Armen für ihn bestimmt waren.
     
    Den ganzen Tag arbeitete ich hektisch und wie in einem Nebel. Die Tür öffnete und schloss sich, und Kunden kamen und gingen, ohne dass ich ein einziges Mal aufgeblickt hätte.
    Um halb zwei schob Renata mir das Haar aus der Stirn, und als ich den Kopf hob, waren ihre Augen nur wenige Zentimeter von
     meinen entfernt.
    »Hallo? Ich habe dich schon dreimal gerufen«, sagte sie. »Eine Dame wartet auf dich.«
    Ich schnappte mir die Rosen und den Flieder aus der Kühlkammer und ging in den Verkaufsraum. Die Frau hatte sich zur Tür gewandt, als habe sie aufgegeben, und ließ die Schultern hängen.
    »Ich habe Sie nicht vergessen«, meinte ich bei ihrem Anblick.
    Sie drehte sich um. »Earl war sicher, dass Sie das nicht tun würden.«
    Sie beobachtete mich bei der Arbeit. Ich arrangierte den weißen Flieder um die Rosen, bis man das Rot nicht mehr sah. Dann wickelte ich Rosmarinzweige, die, wie ich in der Bibliothek erfahren hatte, nicht nur fürs Erinnern, sondern auch für Nähe standen, wie ein Band um die Stengel. Da die Rosmarinzweige frisch und biegsam waren, brachen sie nicht ab, als ich sie zusammenknotete. Nachdem ich sicherheitshalber noch ein weißes Band darum geschlungen hatte, schlug ich das Ganze in braunes Papier ein.
    »Erwachende Liebe, wahre Liebe und Nähe«, verkündete ich, als ich ihr die Blumen reichte. Sie gab mir vierzig Dollar. Ich nahm das Wechselgeld aus der Kasse, doch als ich aufblickte, war sie fort.
    Ich kehrte zum Arbeitstisch zurück. Renata musterte mich mit einem schiefen Lächeln. »Was machst du da draußen?«
    »Ich erfülle den Menschen nur ihre Wünsche«, erwiderte ich und verdrehte die Augen wie Renata am Tag unserer ersten Begegnung, als sie außerhalb der Saison mit Dutzenden von Tulpen auf dem Gehweg gestanden hatte.
    »Sie sollen bekommen, was sie wollen«, stimmte Renata zu und entfernte eine Reihe spitzer Dornen von einer gelben Rose. Eine gelbe Rose für die Hochzeit ihrer Nichte: ihrer flüchtenden, verstohlenen, ihre Mitmenschen benutzenden Nichte. Eifersucht, Untreue. Ich fand, dass die genaue Definition in diesem Fall keine Rolle spielte, denn ich gab der Angelegenheit keine große Chance. Nachdem ich mit der letzten Tischdekoration fertig war, sah ich

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