Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
Vom Netzwerk:
sind Primitive. Das muss ich dir doch nicht wirklich erst sagen, oder?« Sie strafte seine Bemerkung mit Schweigen. »Deshalb sind sie gegen unsere Mine. Gegen jede Mine.« Er atmete hörbar aus. »Wir müssen langfristige Entwicklungen im Blick haben, nicht die unreflektierten Reaktionen der Eingeborenen.«
    Rudolf von Beringsen drehte sich ihm zu.
    »Ganz so einfach ist das leider nicht, Bernhard.«
    Katja stutzte. Soweit sie sich erinnern konnte, war dies das erste Mal, dass ihr Vater in ihrer Gegenwart ihrem Bruder widersprach. Vielleicht kein neuer Meilenstein in der Beziehung zu ihrem Vater, aber es war immerhin etwas. Sie blickte auf ihren Teller und lächelte vor sich hin.
    »Ach, nein?« Bernhard klang genervt. »Und seit wann ist das so? Ach, egal, ich bin schrecklich müde. Entschuldigt mich bitte. Vater, du kommst zurecht?« Bernhard wartete die Reaktion seines Vaters gar nicht erst ab, warf die Serviette auf den Teller und stand auf. »Der Abend geht selbstverständlich auf mich.« Er drehte sich um und ging an die Bar, um die Rechnung zu begleichen. Katja holte tief Luft und schaute ihren Vater an, der nachdenklich mit seiner Gabel im Gemüse stocherte.
    »Manchmal hasse ich die Art, wie wir sind«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Kann dieser ewige Streit nicht irgendwann aufhören? Ich habe es so satt, Vater.«
    Rudolf von Beringsen legte die Gabel zur Seite und schaute sie an. Er nickte.
    Katja atmete durch und ergriff die Gelegenheit, ihm von der Affäre ihres verstorbenen Mannes zu erzählen. Hätte ihr jemand noch vor wenigen Tagen prophezeit, dass sie mit ihrem Vater derart Intimes besprechen würde, sie hätte ungläubig den Kopf geschüttelt. Und doch erschien es ihr fast selbstverständlich, ihm von sich zu erzählen. Sie bemühte sich um einen ruhigen Ton. Es dauerte nicht lange, und sie bemerkte, wie ihre Geschichte ihn berührte, ohne dass er allerdings einen Weg fand, seine Gefühle ihr gegenüber auszudrücken.
    »Diese Geschichte …« Er kreiste hilflos mit den Händen in der Luft, »es tut mir sehr leid.« Sie schwiegen eine Weile und sahen aufs Meer hinaus. Rudolf räusperte sich. »Ich hatte übrigens wirklich keine Ahnung von Großvaters Vorschlag an dich. Normalerweise wäre ich darüber sehr ungehalten. Wichtige Firmenangelegenheiten besprechen wir für gewöhnlich miteinander. Und gerade in diesem Fall … Es geht um dich, um meine Tochter.«
    Seine Augen füllten sich zu Katjas Überraschung mit Tränen, und er wandte den Blick ab. Für einen Moment zögerte sie, dann legte sie ihre Hand auf die seine. Sachte, und ohne sie anzusehen, drehte er seine Handfläche nach außen, ergriff ihre Finger, drückte sie. Eine kräftige Brise strich von der See her übers Wasser und kräuselte die Oberfläche in weißen Spitzen.
    Es war ein merkwürdiger Moment, den Katja so schnell nicht vergessen würde. Ihr Vater und sie – sie war sich bewusst, wie behutsam sie vorgehen mussten, um diese zarte Vertrautheit nicht zu zerstören. Sie zweifelte, ob sie mit ihrer nächsten Frage kaputt machte, was gerade erst wuchs. Aber sie musste endlich die Wahrheit in Erfahrung bringen, und dies war die richtige Gelegenheit.
    »Sag mal, denkst du, Großvater weiß Dinge über Neuguinea, die er für sich behalten möchte?« Katja sprach zögerlich.
    Ihr Vater schaute sie verwirrt an, sagte dann aber, dass er dies durchaus für möglich hielte. Sie hätten nicht nur in Neuguinea Schwierigkeiten mit ihren Minenbeteiligungen, bei den hiesigen Palmöl-Plantagen verhielte es sich nicht anders.
    »Doch da dein Urgroßvater hier geboren wurde, denkt Albert, er hätte ein Anrecht auf diesen Ort. Er glaubt, es stehe ihm zu, über das Schicksal der Gazelle-Halbinsel mitzuentscheiden. Darüber lässt er auch nicht mit sich reden. Ja, ich denke, er hat gewisse Geheimnisse, aber die wird er wohl mit in sein Grab nehmen.«
    Katja drückte ihrem Vater die Hand. Sie hatte sich ihm nie näher gefühlt.

    Am darauffolgenden Nachmittag kletterten Katja und Lambert in den Geländewagen. Sie wollten die unbefestigte Straße westlich von Kokopo in Richtung Hochland nehmen. Katja hatte darauf bestanden, erstmals selbst hinter dem Steuer zu sitzen. Lambert zeigte keine allzu große Begeisterung für ihren Wunsch. Eine Fahrt in die Berge hielt etliche Gefahren bereit.
    »Früher oder später muss ich es aber doch lernen«, hatte sie argumentiert, und Lambert gab schließlich nach.
    Sie waren auf dem Weg zum St. Paul Medical

Weitere Kostenlose Bücher