Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
Center, einer von mehreren kleinen Praxen in den Bergen, die Lambert in regelmäßigen Abständen mit Medikamenten und Geräten versorgte. Außerdem entschied er während dieser Besuche, welche Patienten für die weitere Behandlung nach Vunapope geflogen werden mussten. Es war Katjas dritte Tour zu einem der Außenposten. Nach und nach sollte sie alle Aufgaben kennenlernen, die der Job ihr abverlangte. Im Notfall musste sie in der Lage sein, auch ohne Lamberts Begleitung die abgelegenen Medical Centers, die in Vunapopes Einflussbereich fielen, zu besuchen. Viele erreichte man nur per Flugzeug.
Die Straße, die in Wirklichkeit nicht mehr war als ein unbefestigter Weg, wand sich in engen Kurven den dicht bewaldeten Hügel hinauf. Obwohl Katja nicht gläubig war, betete sie, dass ihr kein Fahrzeug entgegenkäme. Viel Raum für ein Ausweichmanöver blieb nämlich nicht, und das schwere Gefährt war nicht gerade leicht zu lenken.
Ein akuter Fall in der Chirurgie hatte sie beide aufgehalten, daher waren sie spät dran für den Trip ins Hochland. Lambert hoffte trotzdem, dass sie noch vor Einbruch der Dunkelheit ihr Ziel erreichen würden.
Katja hatte im Zwielicht die Scheinwerfer eingeschaltet und konzentrierte sich voll auf ihre Aufgabe als Fahrerin. Gerade hatte sie den Wagen aus einer engen Kurve herausgesteuert, da sahen sie und Lambert zwei Fahrzeuge mit eingeschalteten Warnblinkern, die die Straße blockierten. Davor stand eine Gruppe Männer, die ihnen durch Winken bedeutete anzuhalten. Katja und Lambert sahen einander besorgt an. Überfälle auf offener Straße waren keine Seltenheit in Papua-Neuguinea. Andererseits war es auch nicht außergewöhnlich, dass Abschnitte der Straßen wegen Steinlawinen, umgestürzter Bäume oder Sturzregen kurzfristig gesperrt werden mussten. Aus der Entfernung konnten weder Katja noch Lambert erkennen, was die eigentliche Ursache für diese Straßensperre sein könnte.
Die Männer trugen lichtreflektierende Sicherheitswesten.
»Die sehen nach council workers aus«, meinte Lambert, »aber so genau weiß man das hier nie. Halte sicherheitshalber schon hier an.« Katja fuhr links ran und hielt ungefähr zehn Meter vor der Absperrung. »Lass den Motor laufen!«, forderte Lambert. Dann warteten sie.
Als keiner der Männer auf sie zukam, entschied Lambert, dass die Situation sicher war, und stieg aus. Raskols, die gefürchteten Banden, hätten seines Erachtens schon längst zugeschlagen, erklärte er seine Einschätzung der Lage. Katja lief bei dieser Bemerkung ein eiskalter Schauder über den Rücken. Sie dachte an den Strandüberfall zurück. Noch einmal wollte sie so etwas nicht erleben. Angespannt beobachtete sie, wie Lambert den Männern entgegenging. Wie er ihr geraten hatte, ließ sie die Zentralverriegelung einrasten.
Dann ging alles ganz schnell.
Katja sah mit Schrecken, wie einer der Männer Lambert am Hemd fasste und mit sich zog. Zwei andere lösten sich blitzschnell aus der Gruppe und liefen auf sie zu. Verdammt, sie hatten der Bande geradewegs in die Hände gespielt! Dies war eindeutig ein Hinterhalt. Katjas Herz schlug ihr in der Kehle. Was sollte sie jetzt nur tun?
Als die beiden Raskols näher kamen, sah sie, dass einer der Männer eine Machete bei sich trug. Sie bekam jetzt kaum noch Luft. Ohne weiter zu überlegen, drückte Katja auf die Hupe und ließ sie nicht los. Dann gab sie Gas und steuerte geradewegs auf die Männer zu. Sie sprangen zur Seite, rappelten sich aber sofort wieder auf und liefen hinter ihr her. Lambert nutzte die Gelegenheit, um sich aus dem Griff seines Angreifers zu befreien, und rannte Katja entgegen. Drei Männer hefteten sich an seine Fersen. Katja entriegelte die Türen und lehnte sich hinüber zur Beifahrertür, um sie für Lambert zu öffnen, doch ein schneller Läufer erreichte den Geländewagen vor ihm. Mit einem Satz sprang der Mann auf das Trittbrett der Fahrerseite, hielt sich mit einer Hand geschickt am Dach fest und öffnete Katjas Tür, noch bevor sie die Verriegelung erneut schließen konnte. Er erwischte sie mit einem Fausthieb an der Schläfe. Katja verriss das Lenkrad, fing sich aber wieder. Sie begann, den Wagen scharf von rechts nach links zu lenken, um den Raskol abzuschütteln, was ihr tatsächlich auch gelang. Vorher hatte Lambert es gerade noch geschafft, sich auf den Beifahrersitz zu schwingen. Verzweifelt versuchte er nun, sich von dem Mann zu befreien, der trotz Katjas Lenkbewegungen noch in der offenen
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