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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Strahan. Genau.«
    Katja fragte sich, was sie bei Martins Tochter sollte, erkundigte sich aber aus Höflichkeit dennoch nach dem Namen.
    »Rosie. Mehr weiß ich nicht. Hat mal ’ne Weihnachtskarte an die Vormänner geschickt.«
    »Alles klar. Danke.« Katja schloss die Scheibe und fuhr los. Der grobe Sand knirschte unter den Reifen. Sie hob die Hand zum Abschied und schüttelte sachte den Kopf. Eine Rosie in Strahan. Was war denn das schon wieder für eine seltsame Angabe?
    Katja wusste noch nicht, ob sie etwas mit Garys Information über diese Frau anfangen wollte, aber darüber konnte sie auch später noch nachdenken. Jetzt wollte sie sich innerlich auf den Besuch der Absturzstelle vorbereiten. Beim Gedanke an den Unglücksort zog sich Katja der Magen zusammen, doch sie war entschlossen, sich ihrer Angst vor jenem Ort zu stellen.

Auszug eines Briefes von Phebe Parkinson an Johanna Hunter,
undatiert, Phebe-Parkinson-Archiv, Archivnummer 051
    (…) Letzte Woche habe ich einen Brief von Bibi erhalten. Es scheint ihm gut zu gehen. Weil ich weiß, dass es Dich interessiert, zitiere ich einige Stellen:

Man sorgt hier gut für mich, es fehlt mir an nichts. Ich habe mich entschlossen, die Universität abzubrechen, um eine Karriere in der Reichswehr anzustreben. Die Zeiten in Deutschland sind zu aufregend, um in einer verstaubten Bibliothek zu versauern. Habt Ihr in der Ferne vom Hitlerputsch gehört? Die Putschisten um Adolf Hitler sind zwar niedergeschlagen worden, und seine Partei, die NSDAP, hat man verboten, aber sie erhalten trotzdem mehr und mehr Zulauf aus ganz Deutschland. Ich bin an diesen neuesten politischen Entwicklungen in der Heimat meines Vaters sehr interessiert. (…)
Vor einigen Tagen habe ich die Zusage für die Armee erhalten. Drückt mir die Daumen, dass ich bald in die Offiziersschule aufgenommen werde! Ihr seht, mir geht es gut. Bitte grüßt alle, die ich kenne!

    Ich bin jedes Mal aufs Neue erleichtert, wenn ich einen Brief wie diesen von Bibi erhalte. Der Junge hört sich mittlerweile vollkommen normal an, findest Du nicht? Wieder einmal denke ich, wie richtig es war, Bibi nach Europa zu schicken. Mein schlechtes Gewissen, als er damals mit Emma an Bord ging, hat mich noch lange Zeit geplagt. Ich wusste nicht, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, ihn gehen zu lassen. Doch nun zu hören, wie er sich unter den neuen Umständen gemacht hat, lässt mir das Herz aufgehen. Ich hoffe nur, er bereut es nicht irgendwann, ohne akademischen Titel zu sein. Von einem Herrn Hitler habe ich noch nie gehört. Du vielleicht? Hauptsache, der Junge begeistert sich für etwas. Warum also nicht für diese Reichswehr? Es ist gut, dass er nicht an eine Rückkehr denkt, denn die Leute hier erinnern sich noch gut an ihn und leider nicht im positiven Sinne. Umso besser, wenn sich die Dinge für ihn in Deutschland so glücklich fügen. (…)

    Deine Miti

Cradle Mountain, Tasmanien, 2010
    D ie Entscheidung, nach Tasmanien zu fliegen, war Katja unglaublich schwergefallen. Als sie Gary gegenüber erklärt hatte, dass sie vorhabe, dorthin zu reisen, war dies eigentlich noch gar nicht hundertprozentig entschieden gewesen. Es war ihr selbst nicht ganz klar, weshalb sie vor Gary überhaupt davon gesprochen hatte, doch da hatte er ihr auch schon diesen Hinweis auf Rosie gegeben.
    Die Briefe von Johanna an Phebe, Garys Bemerkung über Johannas Sohn Martin, dessen Tochter angeblich in Tasmanien lebte – allmählich hatte Katja das Gefühl, dass sich die Sterne zu formieren begannen, um ihr den Weg nach Tasmanien zu leuchten.
    Schon als sie dies dachte, musste sie sich schütteln. Was für ein kitschiger Gedanke! Sie war schließlich Akademikerin!
    Dennoch, wenn sie jetzt nicht den Mut aufbrächte, um zu Michaels Absturzstelle zu fahren, dann würde sie es nie tun. Spring über deinen Schatten!, redete sie sich selbst Mut zu, und damit war die Sache endgültig entschieden.
    Noch aus Mt. Isa rief sie Rolf an, Michaels besten Freund und Kollegen, um ihn nach den notwendigen Details über die Absturzstelle zu befragen. Erst zeigte sich Rolf überrascht über ihren Schritt, dann schien er sich aber für sie zu freuen und versorgte sie ausführlich mit Tipps für Anreise, Unterkunft und Kontakte.

    Katja lag wie erschlagen auf ihrem breiten Bett und starrte an die rustikale Decke aus schweren, dunklen Balken, die sie an bayerische Almhütten erinnerten. Sie war im Morgengrauen von Cairns über Melbourne nach Hobart

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