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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Junge eine zweite Chance erhalten hat. Jeder sollte das (…)
    Katja verstand nicht, warum dieser Bibi so ein Problem gewesen sein sollte, schließlich war er doch nur ein Kind. Was konnte ein Junge denn schon so Schlimmes verbrochen haben, dass Phebe darüber nachgrübelte, ob es richtig sei, ihm eine zweite Chance zu gewähren? Und worin bestand die? Darin, dass Emma ihn mit sich genommen hatte? Langsam fragte sich Katja, ob die Papua jeden Weißen per se als böse aburteilten. Immerhin waren sie ungebildet, kannten nichts außerhalb ihres unmittelbaren Erfahrungsbereichs und schienen daher alles Fremde gleich als bedrohlich zu empfinden. Sie selbst hatte schließlich am eigenen Leib erfahren, wie seltsam sich diese Menschen Außenstehenden gegenüber verhalten konnten.

    Phebe begann den folgenden langen Brief aus dem Juli 1925 mit einer ausführlichen Beschreibung, wie Richards wissenschaftliche Arbeit in Deutschland aufgenommen worden war. Katja legte diese erste, für ihre Zwecke uninteressante Seite schnell unter die zweite und las weiter. Phebe erging sich in der ausführlichen Schilderung einer Hochzeit. Dann machte sie sich über eine Offiziersgattin lustig, die – gerade erst in der Kolonie angekommen – mit der tropischen Umgebung und ihren Bewohnern überhaupt nicht zurechtzukommen schien. Alles ganz amüsant, aber es half Katja nicht weiter. Auf der dritten Seite verfiel Phebe ins Sinnieren über alte Zeiten. Ob sie sich am Ende ihres aktiven Lebens gewähnt hatte und deshalb, wie viele alte Menschen, mehr der Vergangenheit als der Zukunft zugewandt war?
(…) Ich denke viel zu oft über Vergangenes nach. Vielleicht liegt es daran, dass nichts mehr so ist, wie es war, seit Emma unsere Insel verlassen hat. Mit ihr hat es uns nie an etwas Materiellem gemangelt. Sie wusste einfach, wie man Geschäfte macht. Trotzdem bin ich froh, dass ich ihrer Bitte, sie zu begleiten, nicht gefolgt bin. Ich bin wie ein alter Baum, den man nicht mehr verpflanzen kann. Was brauchen meine Kinder und ich denn schon? Es ist warm, das Meer schenkt uns Nahrung ebenso wie das Land. Die Tolai sind uns wohlgesinnt, und alles in allem könnte es das Leben sehr viel schlechter mit uns meinen. Sicher, früher war das Leben wesentlich unbeschwerter, auf jeden Fall luxuriöser als heute. Wenn ich an Emmas Partys denke, du meine Güte. Aber uns bleibt immer noch die Erinnerung. Nicht wahr, meine liebe Freundin?
Ich erinnere mich zum Beispiel noch, wie die australischen Digger mit ihren Pferden durch Emmas Wohnzimmer geritten sind. Nie wieder hab ich Deinen Bill so wütend auf seine Männer gesehen. Er war solch ein Gentleman und so verliebt in Dich! Bestimmt wirst Du jetzt rot, hab ich recht? Er ist einfach wie für Dich gemacht! (…)
    Im letzten Schreiben von Phebe ging es wieder um ihren Alltag auf Kuradui. Es klang irgendwie wehleidig, und Katja fragte sich, ob dieser Brief einer der Auslöser war, weshalb Johanna später nach Neuguinea zurückkehrte. Hatte sie sich für Phebe verantwortlich gefühlt?
Kuradui, im Januar 1928

(…) Ach, liebe Freundin, es wäre wunderbar, wenn Du uns irgendwann besuchen könntest! Es wäre gleich wie früher. Meine Kinder würdest Du zwar kaum wiedererkennen, so groß sind sie mittlerweile geworden, aber ich würde für Dich all Deine Lieblingsgerichte kochen, und dazu würden wir den Champagner trinken, den ich noch von Emma habe. Ich bin fest entschlossen, ihn aufzuheben, bis wir uns wiedersehen. Wahrscheinlich schmeckt er schon gar nicht mehr, aber das ist mir gleich! (…)
Die Farm ist ein bisschen heruntergekommen. Ich kann mir ja keine Gärtner mehr leisten, aber meine Jungen helfen, wo sie nur können. Sie haben die Veranda erneuert, auf der ich jetzt während der Nachmittagshitze im großen Korbsessel sitze und Dir schreibe. (…)
    Danach folgte ein Bericht übers Wetter und Phebes Gemüsegarten.
    Der letzte Brief stammte von Johanna und war an George gerichtet. Er war auf den November 1928 datiert.
Lieber George,
ich schreibe Dir, um Dich wissen zu lassen, dass ich gut in Neuguinea angekommen bin. Die Fahrt hat länger gedauert, als ich es in Erinnerung hatte. In Cooktown kamen etliche Passagiere an Bord, so dass ich mir Sorgen machte, ob das gutgehen würde. Es war kaum Platz für alle. (…)
Aber nun bin ich endlich bei Phebe, und es geht mir gut, obwohl ich mich noch immer jede Nacht in den Schlaf weine. Warum hatte es ausgerechnet Bill treffen müssen? Diese Frage wird mir wohl nie

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