Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften
Und sofort verdorrte jener Junge völlig. Jesus aber zog sich zurück und ging heim in das Haus Josefs.
Die Eltern des Verdorrten aber hoben ihn auf, brachten ihn unter Klagen über seinen frühen Tod zu Josef und machten ihn dafür verantwortlich: „Einen solchen Jungen hast du, der so etwas fertig bringt!“
4. K APITEL
(1) Bald darauf ging er wieder durch das Dorf. Da lief ein Junge heran und stieß ihn an seiner Schulter. Da wurde Jesus sauer und sagte zu ihm: „Du sollst deinen Weg nicht fortsetzen!“
5,2
Und sofort fiel er hin und starb. Einige, die sahen, was geschehen war, sagten: „Woher stammt
dieser
Junge, dass jedes seiner Worte vollendete Tat ist?“
Röm 12,14
(2) Die Eltern des Verstorbenen gingen Josef an und beschwerten sich bei ihm mit den Worten: „Du, der du ein solches Kind hast, kannst nicht weiter bei uns im Dorf wohnen, es sei denn, du lehrst ihn, zu segnen statt zu verfluchen. Er bringt ja unsere Kinder um.“
5. K APITEL
(1) Da rief Josef den Jungen zu sich und wies ihn zurecht mit den Worten: „Warum stellst du solche Dinge an? Die Leute leiden doch darunter, und so hassen und verfolgen sie uns.“
Da antwortete Jesus: „Ich weiß, dass diese Worte nicht deine eigenen sind, dennoch will ich um deinetwillen schweigen. Jene aber werden ihre Strafe zu tragen haben.“ Und sofort erblindeten die, die ihn angezeigt hatten.
4,1
(2) Die, die es mitbekamen, packte große Angst und Sorge, und sie sagten über ihn, dass jedes Wort, das er sprach, ob gut oder böse, Tat war und zu einem Wunder wurde. Als er sah, dass Jesus solche Dinge anstellte, stand Josef auf, fasste ihn beim Ohr und zog ordentlich daran.
(3) Der Junge aber wurde wütend und sagte zu ihm: „Genug! Dir ist’s bestimmt, zu suchen und nicht zu finden! Völlig unklug hast du gehandelt. Weißt du nicht, dass ich dein bin? Mach mich nicht traurig!“
6. K APITEL
(1) Ein Erzieher, Zachäus mit Namen, der zufällig dabei stand, hörte Jesus dies zu seinem Vater sagen, und er war sehr erstaunt darüber, dass er, obwohl er noch ein Kind war, solche Dinge von sich gab.
Ex 20,12
(2) Und wenige Tage später ging er Josef an und sagte zu ihm: „Einen vernünftigen Sohn hast du, auch hat er Verstand. Komm, übergib ihn mir, dass er die Buchstaben lernt! Ich will ihm über die Buchstaben alles Wissen lehren, auch alle älteren Menschen zu begrüßen, sie zu ehren wie Großväter und Väter, sowie Gleichaltrige zu lieben.“
(3) Und er sagte ihm alle Buchstaben vom Alpha bis zum Omega mit viel Nachprüfung deutlich auf. Er aber blickte den Lehrer Zachäus an und sagte zuihm: „Wo du selbst nicht einmal das Alpha seinem Wesen nach kennst, wie willst du andere das Beta lehren? Heuchler, lehre zuerst das Alpha, wenn du’s kannst, und dann wollen wir dir auch glauben, was das Beta betrifft!“
Darauf begann er, den Lehrer über den ersten Buchstaben auszufragen, aber der konnte ihm keine Antwort geben.
(4) Vor vielen Zuhörern sagte der Junge zu Zachäus: „Höre, Lehrer, die Ordnung des ersten Buchstabens, und achte hier darauf, wie er Geraden hat und eine Mittelvertiefung, die du gemeinsam aufeinander zulaufen siehst, zusammengeführt, sich erhebend und verschlingend, drei Linien von gleicher Art, von unten erwachsend und sich unterordnend, gleichlang. Da hast du die Linien des A(lpha).“
7. K APITEL
(1) Als der Lehrer Zachäus solche und andere Deutungen des ersten Buchstabens den Jungen vortragen hörte, wurde er angesichts solcher Ausdrucksfähigkeit und Gelehrsamkeit ratlos und sagte zu den Anwesenden: „Wehe mir, ich bin ratlos! Ich Unglücklicher habe mir selbst geschadet, indem ich diesen Jungen zu mir nahm.
Feuer wird häufig mit Gott und seiner Erscheinung in Verbindung gebracht, siehe z. B. Ex 19, 18; Lev 9,24; Dtn 4,12. Besonders weit geht Heb 12,29: „unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“
(2) Nimm ihn darum wieder mit, so bitte ich dich, Bruder Josef! Ich ertrage seinen strengen Blick nicht, auch nicht mehr nur ein einziges Mal seine Rede. Dieser Junge ist nicht erdgeboren. Er kann sogar Feuer bändigen. Vielleicht ist er sogar vor der Erschaffung der Welt gezeugt worden. Was für ein Mutterleib ihngetragen, was für ein Mutterschoß ihn genährt hat – ich weiß es nicht. Weh mir, Freund, er übertrifft mich, ich kann seinem Denkvermögen nicht folgen. Ich habe mich selbst betrogen, ich dreimal Unglücklicher. Ich wollte einen Schüler und habe einen Lehrer bekommen.
(3) Ich bin mir der Schande
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