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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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weiß, dass unser Pater heute Nachmittag in der Liebfrauenkirche die Beichte abnimmt.»
    «Ah!» Das Gesicht der Magd leuchtete auf. «Ihr wollt also, dass der Mörder davon hört und auch kommt, nicht wahr? Und weil Ihr noch nicht wisst, wer er ist, müssen einfach alle Leute davon erfahren.»
    Blettner breitete die Arme aus. «Wer sagt’s denn?», rief er erleichtert. «Ihr seid ein kluges Geschöpf. Nur haltet Euer Maul im Zaum. Der Mörder darf natürlich nicht wissen, dass wir ihm auf den Fersen sind.»
    Der Richter zwinkerte der Magd vertraulich zu.
    «Ihr könnt Euch auf mich verlassen», raunte die Magd wichtig. «Und Euer Weib, die war immer freundlich zu mir. Froh bin ich, wenn ich helfen kann.»
    «O Gott, o Gott», jammerte der Schultheiß. «Wir haben heute den fünfundzwanzigsten März. Warum hatte Gott kein Einsehen und wartete auf mich mit solchen Aufgaben bis nach dem achtzehnten April?»
    «Weil du dich endlich einmal als Mann zeigen sollst, als einer, dessen Wort Gewicht hat, als einer, der sich bei niemandem anbiedert.»
    Der Schultheiß war aufgesprungen, und Heinz Blettner wandte sich überrascht um.
    Die Schultheißin kam die Treppe herab, das Neugeborene an die Brust gedrückt.
    Krafft von Elckershausen schluckte. Die Schultheißin aber beachtete ihn nicht, sondern trat direkt auf den Richter zu. «Blettner, ich weiß, wie Ihr Euch fühlt. Und ich versichere Euch, ich werde mithelfen, dass Euer Weib gesund nach Hause kommt.»
    Sie blickte Blettner direkt in die Augen. «Zumal die Eure morgen Geburtstag hat.»
    Der Richter glotzte kalbsdumm. «Wo… woher wisst Ihr das?»
    Die Schultheißin lachte. «Wir sind … nun ja … wir sind befreundet, die Hella und ich. Wenn auch nicht so eng, wie ich es mir wünschen würde. Und Frauen vergessen die Geburtstage ihrer Freundinnen niemals. Und jetzt steht nicht herum, holt den Pater aus dem Verlies, steckt ihn in einen heißen Badezuber und seht zu, dass er heute Nachmittag gesund genug ist, um die Beichte abzuhalten. Ich jedenfalls werde jetzt zu meinen Freundinnen gehen und ihnen von der Freilassung berichten. Und Ihr, Richter, geht noch in die Küche zur Magd. Sie hat gestern eine wundervolle Rinderbrühe gekocht. Davon nehmt Ihr etwas mit. Für den Pater und für Euch.»
    Sie senkte vornehm den Kopf, dann entschwand sie ebenso graziös, wie sie gekommen war.
    «Ei der Daus!», brach es aus Blettner hervor. «Ein tolles Frauenzimmer.»
    Der Schultheiß blickte grämlich. «Na ja», murmelte er. «Aber in einem hat sie recht. Holt den Pater da raus, ich schicke gleich einen Büttel mit den nötigen Papieren. Und nehmt meinen Wagen. Womöglich ist der Pater zu schwach für den Heimweg.»

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 37
    I m Haus herrschte vollkommene Stille. Nur durch die geschlossenen Läden konnte Hella den Sturm brausen hören. Vorsichtig und noch immer ein wenig benommen stand sie auf. Es war stockdunkel in ihrem Gemach, doch ihre Augen hatten sich daran gewöhnt, sodass sie einzelne Umrisse gut erkennen konnte. Dort musste die Tür sein.
    Auf Strümpfen schlich sich Hella vorwärts.
    Der Flur lag ruhig. Nur ein winziges Öllicht brannte dort, wo die Stiege hinab zur Küche führte.
    Vom Flur gingen mehrere Türen ab, und Hella presste ihr Ohr an eine jede, um nach Geräuschen zu lauschen.
    Aus der Tür, die neben ihrer Kammer lag, drangen laute Schnarchgeräusche. Dort musste der Jedermann schlafen.
    An der nächsten Tür hörte Hella nichts. Auch hinter der übernächsten war es still.
    Doch von gegenüber vernahm Hella leise Geräusche. Es klang, als ob jemand weinte.
    Behutsam klopfte Hella an diese Tür. Dahinter wurde es still. Vorsichtig drückte sie auf die Klinke und war überrascht, dass die Tür sich ohne weiteres öffnen ließ.
    Hella trat ein, erkannte ein Bett, auf dem ein Mensch lag, dessen Mitte sich stark nach oben wölbte.
    «Gelobt sei Jesus Christus», flüsterte sie.
    «In Ewigkeit. Amen», flüsterte eine Stimme zurück.
    Hella hätte beinahe vor Überraschung aufgeschrien, denn die Stimme war keine unbekannte.
    «Lilo? Seifensieder-Lilo? Bist du das?»
    «Ja», flüsterte die Stimme zurück. «Seid Ihr das, Richtersweib?»
    «Ja.»
    Hella schlich näher, ließ die Tür zum Flur aber einen Spaltbreit offen, sodass nichts, was draußen vor sich ging, vor ihr verborgen blieb.
    Dann setzte sie sich zu Lilo auf das Bett.
    «Wie geht es dir?», fragte Hella leise. «Und, vor allem, was machst du hier?»
    «Mir geht es gar

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