Die Verdammten der Taiga
einmal die Tür eingesetzt werden sollte. »Das ist ein Haus! Sieh es dir an, solange noch der Himmel hineinblickt. Ist erst ein Dach drauf, kommt nur ein Weib rein, das seinen Rock hochhält –«
Er lachte dröhnend, winkte mit beiden Armen, und Nadeshna ging zu ihm hinüber, das Wunderwerk zu betrachten.
Putkin empfing sie mit einer tiefen Verbeugung, gab die Tür frei und ließ Nadeshna an sich vorbeigehen. Kaum hatte sie ihm den Rücken zugedreht, packte er sie von hinten, preßte seine Hände um ihre Brüste, zerriß dabei ihr Kleid und drückte seine Knie zwischen ihre Beine.
Nadeshna wollte schreien, aber Putkin klatschte ihr die linke Hand auf den Mund, und obgleich sie sofort hinein biß und Blut herausspritzte, ließ er sie nicht los, warf sie mit dem Gesicht in den Schnee, riß ihr den Rock hoch und zerfetzte ihre Unterwäsche.
»Mein Kätzchen!« schrie er dabei. »Beiß, beiß, mein Pantherchen! Wie lange haben wir darauf gewartet, nicht wahr? Warum lügst du so, mein Krällchen? Schnitzt den heiligen Josef, ein Schäfchen und den Balthasar, klemmt sie sich zwischen die Beine, und woran denkt sie, ha? Bin ich blind? Kann ich deine Augen nicht lesen? Ich höre dein Gehirn, wenn du bei Semjon Pawlowitsch liegst, und es schreit Igor – Igor … Warum verstecken wir uns? Diese Heuchelei, diese verdammte Heuchelei. Betet und bekreuzigt sich und guckt mir auf die Hose! Mein Kätzchen, verdammtes …«
Sie rollten in den Schnee, Nadeshna biß noch einmal zu, erwischte Putkins dicke Nase und hieb die spitzen Zähne hinein. Er jaulte auf wie ein angeschossener Wolf, zerriß völlig ihr Kleid, packte ihren schmalen nackten Körper wie ein gebleichtes Stück Holz und warf ihn dreimal in den Schnee, bis er ausgestreckt liegenblieb, von Putkins Blut besprüht, und sich ergab.
Nach drei Stunden kamen sie zum Fluß zurück.
Zuerst tauchte Morotzkij auf … man hörte ihn schon von weitem. Sein ständiges ›rouh-rouh‹, dieser kehlige Ruf der Elchhirsche, flog ihm voraus.
Igor Fillipowitsch Putkin hatte sich in seinem halbfertigen Blockhaus verschanzt. Er hatte dicke Steine gesammelt, einige gewaltige Knüppel bereitgelegt und war somit gerüstet, sein Leben so gut wie möglich zu verteidigen. Daß sie alle gemeinsam über ihn herfallen und ihn totschlagen würden, war ihm klar … es war nur eine Frage der Zeit, daß die Meute der Rachsüchtigen die Oberhand über ihn gewann.
Nadeshna hatte er nach zwei Stunden Liebe gnädig entlassen. Sie hatte sich nach der ersten Überwältigung nicht mehr gewehrt. Sie weinte nur in den zerstampften und blutbefleckten Schnee, und später, als Putkin sie umdrehte und auf ihr lag wie ein Felsblock, den ein Erdbeben durchrüttelt, tropfte sein Blut aus der aufgebissenen Nase über ihr Gesicht. Sie schloß die Augen und ertrug stumm und fast demütig die Leidenschaft dieses Bären. Aber dann erlebte Putkin fast ein Wunder. Als er schon fürchtete, Nadeshna sei unter ihm gestorben, grub sie plötzlich ihre langen Fingernägel in seinen Nacken und seinen Rücken, bewegte sich unter ihm wie eine Schlange auf einem heißen Felsen, schrie ihn an mit Ausdrücken, die eine so gebildete Frau wie die Abramowa eigentlich nicht kennen durfte, nannte ihn Hurenbock und Stutenstößel, Schwarzschwanz und Wassersack, und das alles aus einem so schönen Mund, von so roten, fein geschwungenen Lippen, die bisher nur Gebete gesprochen hatten. Putkin war so überrascht, daß er von da an nicht mehr der Sieger, sondern der Besiegte war, und Nadeshna verfuhr mit ihm wie mit einem jugendlichen Liebhaber, der verwirrt die Kraft seines Körpers erkennt.
Jetzt saß Nadeshna in der Hütte und versuchte, ihre zerrissenen Kleider zu nähen. Das war nicht einfach … man hatte nur die Fäden zur Verfügung, die man aus anderen Stellen der Kleidung herauszog, und als Nadel dienten einige stabile Gräten, in die Morotzkij – praktisch wie immer – die Nadelöhre gebohrt hatte. Es war eine Quälerei, damit zu nähen, aber wo es nichts gibt, muß selbst der Teufel vom eigenen Schwanz leben.
Putkin schob den dicken Kopf über die Wand aus groben Stämmen und beobachtete Morotzkij und die zahme Elchkuh Maruta, die von ihrem Spaziergang zurückkamen. Morotzkij allein war keine Gefahr. Andreas und die Susskaja hatten das Gewehr und die Messer mit; es gab jetzt nur eine Axt im Haus, und die hatte Putkin sich geholt. Griffbereit lag sie neben ihm, in seinen gewaltigen Händen eine Waffe, die man erst einmal
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