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Die Verfolgerin - Roman

Die Verfolgerin - Roman

Titel: Die Verfolgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: edition 8
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Arrangement vor, das ich gebucht habe. Wir bestellen uns vegetarische Gerichte. Bruschetta, eine Suppe, Pasta mit Spargel und dunkle Schokolade mit Pfefferminze und Erdbeeren. Ich frage Celine, ob die Männer, mit denen sie sich trifft, nicht ihre Telefonnummer haben wollen, ob keine Liebesbeziehungen entstünden. Sie sagt ja, aber sie gebe ihre Telefonnummer nicht heraus. Das sei vertraglich festgelegt. Ich frage sie, ob sie sich daran halte und ob sie nicht das Bedürfnis habe, jemanden wieder zu sehen. Sie sagt, dass manche Männer Stammkunden seien. Der Kellner serviert die Suppe; Ingwer-Karotte. Celine sagt, es gebe sie, die Männer, die sie brauche. Männer, die wohl die meisten Frauen sich wünschen. Aber sie seien selten. Ein Prozent, schätze sie. Unter ihren Stammkunden befinde sich kein solcher. Ich schaue mir das Gesicht des Kellners an. Es ist wohlgenährt. Er ist jung. Er ist mit seinen Gedanken bei den zwei jungen Männern, die an der Bar sitzen. Zu denen stellt er sich, wenn er von den Tischen zurückkehrt. Wenn die Glocke in der Küche läutet oder neue Gäste sich an einem der Tische niederlassen oder jemand bezahlen will, eilt er davon. Ich denke, dass Menschen mit leeren Gesichtern selten sind. Etwas Besonderes. Ich frage Celine, warum sie dann den Job mache. Wegen dem Geld. Geld bedeute Freiheit. Sie kaufe sich, was sie zum Wohlfühlen benötige. Und vielleicht mache sie den Job auch, weil die Männer, mit denen sie sich trifft, ihr für einen Abend oder eine Nacht die Illusion geben, sie gehörten zu dem einen Prozent der Männer, die mit Frauen gut umgehen können. Der Kellner bringt die Pasta mit Spargel. Ich frage ihn, ob er einen Moment so stehen bleiben könne. Ich stehe auf und rücke seinen Kopf so zurecht, dass das Licht besser darauf fällt. Ein Schatten huscht darüber. Der kommt von einer winzigen Bewegung der Gesichtsmuskeln. So drücken sich die Empfindungen Unwillen und Ungeduld in seinem Gesicht aus. Beide sind zeitgleich über sein Gesicht gehuscht und eine jede hat andere Muskeln bewegt. Kaum sichtbar. Sie haben einen aussergewöhnlichen Ausdruck in ihrem Gesicht, sage ich. Ich sage es so, dass es bewundernd klingt. Wahrscheinlich hat sich sein Gesicht bei meinen Worten aufgehellt. Ich schaue nicht hin. Sein Gesicht interessiert mich nicht mehr. Es ist nicht leer. Celine macht mich darauf aufmerksam, dass wir wegen mir hier sind. Sie fragt wieder, wie es mir gehe, als wolle sie an den Ausgangspunkt anknüpfen, als seien wir vom Drehbuch abgekommen. Ich würde müde und traurig aussehen, sagt sie. Sie beugt sich vor und streicht mir über den rechten Unterarm. Celine hat braune Augen mit orangen Flecken darin. Ich habe Celine dafür bezahlt, dass sie mir sagt, dass ich eine ungewöhnliche Augenfarbe habe. Olivgrünbraungrau, schwarz umrandet. Ich drehe Pasta auf meine Gabel, spiesse ein Spargelstück auf. Mein Handy klingelt. Till. Ich nehme den Anruf nicht an, schalte das Handy aus. Celine habe ich für vier Stunden gebucht. Zwei Stunden Dinner und zwei Stunden im Hotel. Ich bestelle uns ein Taxi. Wir reden nicht auf dem Weg zum Hotel. Wir berühren uns nicht. Jede schaut vor sich hin. Im Hotelzimmer schenkt mir Celine ein Glas Sekt ein. Vielleicht ist es auch Champagner. Wir trinken einen Schluck, sie küsst mich auf die Lippen, wir trinken einen weiteren Schluck. Sie sagt, ich solle mich ausziehen und aufs Bett legen. Sie lässt Champagner über meine Brust laufen und trinkt davon. Sie fragt, was ich wolle. Ich sage, dass sie mich da berühren soll, wo es ihr am meisten Spass mache. Sie sagt, dass dies unterschiedlich sei. Ich stimme ihr zu. Sie sagt, ich solle mir die Schamhaare mit Wachs entfernen lassen, das mache mehr Lust. Sie nimmt meine Hände und führt sie. Gegen zwei verlassen wir das Hotel, stehen auf der Strasse, sehen uns kurz in die Augen und gehen auseinander. Mit einer Frau zu schlafen ist kein Sex. Es ist schön.

29
    Ich habe mir heute freigenommen. Mir geht es nicht gut. Als ich erwachte, spürte ich Mattigkeit in mir. Ich musste niemanden anrufen, um zu sagen, dass ich heute nicht komme. Für einen kurzen Moment habe ich gelacht, als ich mir vorstellte, durch alle U-Bahnhöfe ertöne die Ansage: Sehr geehrte Fahrgäste, wegen Unwohlseins weilt heute die Verfolgerin nicht unter Ihnen. Wir bitten, das zu entschuldigen und wünschen Ihnen eine gute Fahrt. Dann weinte ich. Lange. Drei Stunden. Weinen ist wie ein Gewitter. Eine Spannung, die so gross ist, dass

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