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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Triana
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Unfall bauen konnte. Ich war also diejenige, die nicht zurückkommen würde, wegen einer schlimmen Karambolage mit einem entgegenkommenden Auto in St. Thomas. Die letzten Minuten meines Lebens zusammen mit einem unglückseligen Einheimischen. Doch dann fiel mir ein, dass die Inseln früher ja mal britisch gewesen waren, daher gab es noch Linksverkehr.

    Puuuh! Stress ist schon was Komisches.
    Mein Fahrer sagte nicht viel, was gut war. Unterhaltungen mit Fremden lagen mir nicht besonders, wenn ich mich auch allmählich lieber daran gewöhnen sollte, wo ich doch nach New York ging und so. Außerdem besuchte ich zum ersten Mal ohne meine Mutter oder meine Freundinnen eine Stadt, deshalb wollte ich nicht, dass mich irgendwas davon ablenkte, mir den Weg zurück zum Schiff einzuprägen. Der Mann summte bei einem Lied aus den Achtzigern mit, das im Radio lief. Je höher wir fuhren, desto unglaublicher wurde die Aussicht auf den Hafen, einer der schönsten Ausblicke meines Lebens. Fischerkähne und Tauchboote waren über das Wasser verstreut, und mittendrin lag die Temptress, riesig und modern, wie die schicke junge Mutter der anderen Boote. Da liegt meine Ferienwohnung! Ich zückte meinen Fotoapparat und knipste drauflos.
    »Das ist noch gar nichts«, sagte der Fahrer. »Warten Sie, bis wir oben sind.« Er hatte recht. Es war sinnlos, durch eine schmutzige Scheibe Bilder zu machen, wo ich nur noch ein paar Minuten von der wahren Aussicht entfernt war.
    Nach zwanzig Minuten waren wir endlich oben angekommen und er parkte neben den anderen Taxis. »Die Aussicht, Miss«, sagte er und öffnete mir die Tür.
    »Danke.« Ich stieg aus und ging an den Rand der umzäunten Klippe. Dort standen viele Leute, von denen ich einige vom Schiff her kannte, und bewunderten das Panorama. Ich musste mich anstrengen, dass mir nicht die Tränen kamen. Es war so … wow. Unbeschreiblich.
    Ich starrte hinunter auf die geschwungene Bucht, die Berge, die kleinen Häuser am Hang. Ein Paradies. Das war es. Wie traurig, dass ich es nicht mit jemandem teilen konnte. Trotzdem, ich war auch froh, dass keiner da war, der mich
davon ablenkte. Es war, als ob der Ausblick mir allein gehörte, nur mir. Na gut, mir und den anderen hier. Aber es war leicht, sie auszublenden. Ich kniff einfach die Augen zusammen und konzentrierte mich auf die Szenerie.
    So stand ich eine Weile da und bildete mir ein, eine Entdeckerin zu sein, die gerade gelandet war, und überlegte, ob sie sich hier ansiedeln, vielleicht eine Hafenstadt gründen sollte. Eine unbewohnte Insel ganz für mich allein. Ich konnte mir nicht recht vorstellen, wie das war, so weit von daheim fort zu sein, an einem neuen Ort. Ich hatte immer gewusst, wo ich zu Hause war. Ich hatte immer bei meiner Mutter gelebt. Nach New York zu gehen, war das Aufregendste, was ich mir je vorgenommen hatte, aber dort würde ich immerhin meine Arbeit haben. Den Kurs absitzen und dann schnell wieder nach Hause kommen. Was bedeutete es wohl, irgendwo ganz ohne Ziel und Richtung anzukommen? Der Gedanke war zwar aufregend, aber … auch unheimlich. So etwas könnte ich nie.
    »Soll ich ein Foto machen?« Die Stimme meines Fahrers holte mich aus meinem Tagtraum.
    »Bitte?« Ich drehte mich nach ihm um.
    Er lächelte mir zu und streckte die Hand nach meinem Fotoapparat aus. »Oder wollen Sie sich lieber selbst knipsen?«, fragte er lachend.
    Ganz bestimmt. Solche Bilder wurden immer schrecklich, man hatte darauf immer ein viel zu großes Kinn. »Gern.« Ich reichte ihm den Fotoapparat. »Einfach draufdrücken.«
    »Fotos, Fotos«, trällerte er und trat etwas zurück.
    Ich warf die Haare zurück, damit der Wind hineinfahren konnte. Vielleicht würde das schön windzerzaust und tropisch wirken. Vielleicht würde mich Lorenzo unglaublich sexy finden und das Bild in seinem Zimmer aufstellen, neben seinen
Spielen und DVDs. Obwohl ich mir das irgendwie nicht vorstellen konnte. Er hatte von mir nur ein Bild aufgestellt, und zwar von seinem Computerklub-Bankett von vor zwei Jahren. Ich sah darauf jung und dumm aus. Also lächelte ich jetzt einfach, weil es so ein schöner Tag war. Und weil ich oben auf einem üppig grünen Berg stand mit einer wahrhaftigen Postkartenszenerie hinter mir. Und weil ich dieses Bild eines Tages meinen Kindern zeigen und sagen würde: »Seht mal, wie jung und hübsch Mommy da war!«
    Und sie würden sagen: »Du bist doch immer noch hübsch, Mommy.«
    Cheeeese …

    Mein Fahrer, der Charles hieß, wie ich

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