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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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Loge verlassen – weder eilends noch zögerlich, als sei er verwirrt. Er würde ein paar Bekannte begrüßen, und dann würde er sich ihr nähern. Bei dem Gedanken, Arabella Fermor in seiner Reichweite zu haben, wurde ihm die Kehle ein wenig eng. Er verspürte fast so etwas wie Panik, aber es war pure Vorfreude. Er würde sich gestatten, sie zur Begrüßung zu küssen, erst auf die eine, dann auf die andere Wange. So wollte es der Brauch.
    Aber angenommen, sie wäre nicht da – dann wäre es eine Qual, herumzustehen und Konversation zu machen. Und es wäre auch sonst niemand zum Flirten da, keine, bei der ihm auch nur die Andeutung eines Flirts erträglich wäre. Wenn Arabella nicht in der Oper war, dann würde er gehen müssen.
    Er schenkte auch Steele keinerlei Beachtung, als der mit immer lauterem Überschwang schrie: »Die Vögel! Die Vögel! Ich glaube, sie haben sich schon über Lady Sandwichs Frisur hergemacht!« Die ganze Gesellschaft lachte und lugte über die Brüstung, um sie zu betrachten, aber Lord Petre verharrte ungeduldig in seiner dunklen Ecke und sehnte das Ende des Aktes herbei.
    Arabella saß neben der Tante der Schwestern Blount. Aus ihrer Position in der Damenloge heraus konnte sie auf der gegenüberliegenden Seite des Theaters sehr deutlich Lord Petre erkennen, wie er dort mit den anderen Männern zusammenstand. Warum blieben Männer eigentlich immer stehen, fragte sie sich. Wahrscheinlich, um ihre Gleichgültigkeit gegenüber der italienischen Oper zu demonstrieren. Und diesen Eindruck erweckten sie ja auch ohne Schwierigkeiten.
    Sie beobachtete, wie er sich von seinen Freunden entfernte und sich umwandte, um in den Zuschauerraum zu schauen. Sie war überzeugt, er hielt nach ihr Ausschau. Wie wunderbar. Sie hatte dafür gesorgt, dass sie ziemlich hinten saß, wo sie nicht leicht auszumachen war.
    Die Tür zu Arabellas Loge ging auf, und zwei elegant gekleidete Damen traten ein: Lady Salisbury und ihre mondäne Freundin Henrietta Oldmixon. Sie blickte auf und lächelte, als sie hereinkamen, hoffte, sie würden sie erkennen. Sie nickten ihrerseits und wollten gerade etwas sagen, da entdeckten sie Freundinnen, die inmitten einer Damengruppe vorn in der Loge saßen. Arabella erkannte in dieser eleganten Schar Charlotte Castlecomber und Lady Mary Pierrepont. Und enttäuscht musste sie zusehen, wie Lady Salisbury und Henrietta Oldmixon sie im Stich ließen, um auf die beiden zuzueilen und sie zu begrüßen.
    Zu ihrer Linken hörte sie die Damen Blount sich über ihren Freund Alexander Pope ereifern. Martha sagte: »Ich glaube, der amüsiert sich, obwohl er alles daransetzt, es zu verbergen. Ich möchte mal wissen, wer dieser Geistliche da ist? Alexander schaut ihn ja so beflissen an.«
    »Alexanders beflissene Blicke sind ziemlich nervtötend, findest du nicht auch?«, meinte Teresa. »Wenn er lernen könnte, die Welt mit größerer Distanziertheit zu betrachten, dann würde er sich dadurch allgemein beliebter machen.«
    Tante Blount unterbrach ihr stummes Lauschen:
    »Was halten Sie von Lady Tewkesbury, Miss Fermor?«, fragte sie Arabella. »Wie würden Sie die Farbe der Spitze an ihrer Brust nennen: Ist das Gold oder Gelb? Sieht prächtig aus neben der reichen Bemalung ihres Gesichts, nicht wahr? Und was meinen Sie, wie alt die wohl ist, Miss Fermor?«
    Arabella wandte sich geduldig lächelnd der alten Mrs. Blount zu, denn sie musste sich natürlich interessiert zeigen. Also entgegnete sie, die Spitze erschiene ihr eher golden als gelb, die Wirkung der Schminke sei doch hübsch und (wobei sie der Versuchung widerstand, zu sagen, sie könne keinen Tag älter als hundertzwanzig sein) dass Lady Tewkesbury vermutlich unter fünfundvierzig sei.
    Als sie zu Ende gesprochen hatte, lächelte Tante Blount und sagte: »Ich merke, ich langweile Sie, meine Liebe.«
    Arabella fuhr zusammen und hoffte, dass ihre scharfsinnige Begleiterin wenigstens ihre Verblüffung nicht mitbekam. Sie wäre nie darauf gekommen, dass Mrs. Blount so klarsichtig war.
    »Aber Sie haben so viel Charme und Eleganz, Miss Fermor«, fuhr die alte Dame fort, ohne Arabellas Verdrossenheit zu beachten, »dass ich an Ihrem künftigen Glück nicht zweifeln kann. Sie haben zum Beispiel während der letzten halben Stunde kein einziges Mal verstohlen in die Herrenloge hinübergesehen – und das ist weit mehr, als man von meiner armen Nichte Teresa behaupten kann.«
    Arabella wusste kaum, was sie darauf antworten sollte. Mrs. Blount

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