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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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gut kennen, Pagan, und ich bin sicher, das tut Ihr auch. Aber Ihr kennt nur den Teil von ihm.«
    »Welchen Teil?«
    »Ihr kennt nur den Mann, der er nach dem Kreuzzug war. Früher war er anders.
    Davor.«
    »Und wie war er?«
    »Er und Eure Mutter, die beiden haben einander aufrichtig geliebt. Das hat jeder sehen können.«
    Griffyn blieb der Mund offen stehen. »Was?«
    »Sie war ihm lieber als die Rose, die zweimal im Jahr blüht, und das hat schon was zu bedeuten. Und Ihr wart unzertrennlich, immer hingt Ihr am Rockschoß Eures Vaters.« Fulk kniff die Augen zu. Er maß Griffyn mit einem undurchdringlichen Blick.
    »Ungefähr zwei Wochen vor dem Staatsstreich, mit dem es Stephen auf den Thron schaffte, hat Euer Vater hier zusammengepackt und ist in die Norman die gegangen.
    Er hat nur Euch und Eure Mutter mitgenommen. Warum hätte er das wohl tun sollen?« Er ließ Griffyn nicht aus den Augen. »Er hat Euch mitgenommen und alles andere zurückgelassen.«
    Eine unausgesprochene Frage schwebte zwischen ihnen.
    Griffyn spürte, wie der vertraute Zorn sich wieder seiner bemächtigte. Es stimmte, sein Vater hatte ihn und seine Mutter mitgenommen und ihm ein so grausames Erbe hinterlassen, dass sein Name unter den normannischen Pächtern und Edlen wie ein Fluch ausgestoßen wurde. Mal Amour, so hatten sie ihn genannt. »Schlechte Liebe.«
    »Und erinnert Ihr Euch?«, fragte Fulk. »Ihr wart dreizehn, als Euer Vater starb. Er wollte nie, dass man Euch für Euren Dienst ausbildete. Ich weiß nicht, was Euch das sagt, aber es ist eine Tatsache. Er wollte es nicht. Wer weiß, vielleicht hat er damit das
    Richtige getan. Seit Jahrhunderten ruhen die Heiligtümer. Vielleicht werden sie noch weitere tausend Jahre ruhen. Es ist ein uralter Schatz. Es gibt keinen Grund zur Eile, würde ich meinen.«
    »Für meinen Vater galt das ganz sicher nicht«, erwiderte Griffyn verbittert. »Er wollte den Schatz stets für sich haben. Er hat wohl geglaubt, er würde ewig leben.«
    Er zögerte. »Kann das sein? Könnte eines dieser Heiligtümer ihm ein ewiges Leben schenken?«
    Fulk blickte sich um, aber in der dunklen Gasse herrschten nur Stille und Leere. Die Laterne schwenkte in seiner Hand hin und her. »Es kursieren eine Menge Gerüchte, nicht wahr, Pagan? Was ich Euch sagen kann, wisst Ihr bereits: Es ist die reine Macht.«
    Sie gingen an einigen Läden vorbei. Die Holzbretter, die tagsüber als Auslagentische dienten, waren für die Nacht hochgezogen und mit Riegeln arretiert worden. Als sie ein schmales Gebäude passierten, murmelte Fulk: »Hier arbeitet der Goldschmied Agardly. Lady Gwyn hat ihre Harfen herbringen lassen.«
    Griffyn horchte auf. »Ihre Harfen?«
    »Die kleinen Harfen ihrer Mutter. Sie hat sie verkauft, um Saatgut kaufen zu können.
    Vermutlich sind die Harfen schon gar nicht mehr hier.«
    Sie erreichten das Gasthaus. Fulk hielt die Tür auf und starrte, das Schwert in der Rechten, ins Innere. Erst dann ließ er Griffyn vorbei. Sie gingen die Stiege hinauf und betraten die kleine Kammer, die auf der Rückseite des Hauses lag. Es war ein ungeahnter Luxus, dass sie eine eigene Kammer mit zwei Pritschen für sich hatten.
    »Es wird nachts schon empfindlich kalt«, knurrte Fulk, als er sich auf seine Bettstatt setzte. Die Kammer war eng, und die beiden Pritschen standen an den sich gegenüberliegenden Wänden. Fulk legte seinen Schwertgurt ab. Es war gerade genug Platz, dass man sich hinsetzen und die Stiefel ausziehen konnte, aber auch nur, wenn es einem nichts ausmachte, dabei mit der Nase die Strohmatratze des anderen Bettes zu berühren.
    Fulk löschte die Kerzenflamme, indem er sie zwischen Daumen und Zeigefinger ausdrückte. Dann legte er sich nieder und zog sich die Decke bis an die Ohren hoch.
    Er seufzte schwer. »Höchste Zeit, dass wir wieder heimkommen.«
    »Ja«, sagte Griffyn abwesend. »Ich muss aber morgen noch in die Schmiede von diesem Agardly, ehe wir aufbrechen.«
    Fulk hob den grauen Kopf und grinste Griffyn an. »Damit macht Ihr sie richtig glücklich, Mylord.«
    »So habe ich es geplant.«
    Auch Griffyn streckte sich auf seiner Pritsche aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Durch das Fenster konnte er die Mondsichel sehen. Ja, es wird allmählich kalt, dachte er. Nachts gab es schon Frost. Es dauerte nicht mehr lange, bis der erste Schnee fiel. Dieses Jahr wollte Griffyn das Weihnachtsfest im Nest verbringen. Henri fitzEmpress müsste ihn mit einer bewaffneten Eskorte aus der Burg

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