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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mußte ihm wohl den Weg zu Miß
McCrooders Kabine gewiesen haben, denn er eilte unverzüglich hin und betrat auch sie, ohne anzuklopfen.
Juan erstarrte mitten in der Bewegung, als er den toten Soldaten sah, und André schlug erschrocken die
Hand vor den Mund. Ben blickte den Leichnam nur
kurz an und
wirkte zufrieden, wie Mike schaudernd
registrierte.
Wenige Sekunden
später erschienen auch Miß McCrooder und Chris auf dem Gang. Miß McCrooder sog
erschrocken die Luft ein, zog Chris an sich und bedeckte seine Augen mit der Hand, während der Fremde sich wieder an Mike wandte.
»Schnell jetzt, Herr«, sagte er. »Wir müssen -« Er
stockte mitten im Wort. Seine Augen wurden schmal,
als er Paul erblickte, der hinter Mike unter der Tür
erschienen war.
Dann spannte sich seine Gestalt.
Mike sah, wie sich seine Hand fester um den Dolch
schloß, den er noch immer in der Rechten trug. »Wer
ist das?« fragte er.
»Ein Freund«, sagte Mike hastig. »Er gehört zu uns.«
Der Fremde warf ihm einen mißtrauischen Blick zu.
Mike sah, wie es in seinem dunklen Gesicht arbeitete.
Dann nickte er. »Er kommt mit uns«, sagte er.
»Ich gehe nirgendwohin, ehe ich nicht weiß, was hier
gespielt
wird!«
erwiderte Paul, und Ben sagte: »Er
kommt auf keinen Fall mit! Da können wir ja genausogut Winterfeld selbst einladen, uns zu begleiten!«
    »Aber er kann auch nicht hierbleiben«, fügte Juan ruhig hinzu. »Er würde uns verraten.«
Mike wies auf die Toten. »Warum ... haben Sie das getan?« fragte er leise.
»Es mußte sein, Herr«, antwortete der Fremde. »Sie
hätten Alarm geschlagen. Wenn mein Eindringen bemerkt wird, sind wir alle verloren.« In drängenderem
Ton fügte er hinzu: »Wir müssen gehen, Herr. Die
Deckwache dreht gleich ihre Runde. Wenn sie das
Boot bemerken, ist es um uns geschehen.«
»Ich rühre mich nicht von der Stelle!« sagte Paul. Er
sprach sehr laut, aber seine Stimme zitterte auch hörbar. Das Entsetzen mußte ihm ebenso in die Knochen
gefahren sein wie allen anderen.
»Dann werden wir dich wohl fesseln und
knebeln
müssen«, sagte Ben grinsend. »Ich übernehme das
gern.« Er trat einen Schritt vor, aber der Fremde hielt
ihn mit einer hastigen Bewegung zurück.
»Er weiß schon zuviel«, sagte er. »Er kommt mit oder
stirbt.«
Mike zweifelte keine Sekunde daran, daß der Fremde
seine Worte auch ausführen würde. »Bitte, Paul«, sagte er, »sei vernünftig. Er meint es ernst.«
Paul schien das wohl ebenso zu sehen, denn von seiner Entschlossenheit war nicht mehr viel geblieben.
»Was ... was geht hier überhaupt vor?« sagte er
stockend. »Wer ist das?«
»Wir ziehen aus, das geht vor, Schlaumeier«, sagte
Ben fröhlich. »Mit oder ohne dich, das ist egal. Und
wenn du dort oben auch nur einen Mucks von dir
gibst, dann drehe ich dir höchstpersönlich den Hals
um, das verspreche ich dir.«
»Schnell jetzt, Herr«, drängte der Fremde. »Sie dürfen
das Boot nicht entdecken!«
Alles in Mike sträubte sich dagegen, über den Leich
    nam des Soldaten hinwegzusteigen, aber das mußte
er, um die Treppe auf der anderen Seite des Ganges
zu erreichen. Eng an die Wand gepreßt und mit geschlossenen Augen machte er einen Schritt über den
reglosen Körper hinweg und dann noch zwei, drei
weitere, hastige Schritte, um sich möglichst schnell
von ihm zu entfernen. Plötzlich begann sein Herz zu
hämmern, und er zitterte am ganzen Leib.
Angeführt von dem geheimnisvollen Fremden bewegten sie sich die Treppe hinauf. Mike und Paul gingen
unmittelbar hinter ihm, dicht gefolgt von Miß McCrooder und Chris, während Juan Ben vorsichtshalber ans
Ende der kleinen Kolonne verbannt hatte. Ihr Führer
öffnete lautlos die Tür, gab ihnen ein Handzeichen,zurückzubleiben, und huschte hindurch. Schon nach
einer Sekunde kam er zurück und winkte. »Keinen
Laut!« flüsterte er, während Mike und Paul sich an
ihm vorbeischoben.
Es war dunkel, als sie an Deck hinaustraten - aber
längst nicht so dunkel, wie Mike gehofft hatte. Die
Nacht war sternenklar, und als hätten Winterfeld und
seine Männer selbst die Natur auf ihrer Seite, stand
auf dem Himmel ein fast vollkommen gerundeter
Mond, der den Hafen wie ein übergroßer,
bleicher
Scheinwerfer beschien. Zudem brannten hinter den
Fenstern der Brücke noch etliche Lichter, so daß jeder, der dort oben stand und zufällig herabsah, sie bemerken mußte.
Ihr Führer deutete auf den schwarzen Schlagschatten
der erhöhten Frachtluke, einige Schritte entfernt.
Mike zeigte ihm mit einem stummen

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