Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
auf.
Prompt stieß er sich den Kopf an der niedrigen Decke.
    Mike rieb sich den schmerzenden Schädel. Das Privileg, als einziger eine Kabine für sich allein zu haben,
hatte er mit dem Nachteil bezahlen müssen, daß es
der kleinste Raum an Bord war und auch der niedrigste.
Lautlos vor sich hin fluchend, öffnete er die Tür, trat
auf den Gang hinaus und nur einen Augenblick später in das, was Singh am vergangenen Abend in
einem Anfall von Größenwahn als Messe bezeichnet
hatte.
Er platzte mitten in eine Rauferei hinein. Ben und
Paul waren aufeinander losgegangen.
Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte
Paul bei dem ungleichen Kampf den kürzeren gezogen. Er lag auf dem Rücken, mitten in den Trümmern
eines Stuhles, den er bei seinem Sturz offensichtlich
zerbrochen hatte, und der einzige Grund, aus dem
Ben sich nicht wieder auf ihn stürzte, war wohl Juan,
der ihn am Arm gepackt hatte und ihn zurückhielt.
Aber Ben war so aufgebracht, daß er sich neuerlich
auf ihn stürzen wollte, da trat Miß McCrooder dazu.
»Hört sofort auf«, sagte sie scharf. »Gewalt und Streit
bringen uns nicht weiter.« Mike ahnte den Grund der
Auseinandersetzung.
»Was war hier los?« fragte er.
»Ben wollte, daß Paul aus dem Zimmer geht, wenn
wir miteinander reden«, antwortete Juan.
»Was soll denn der Unsinn?« fragte Mike.
»Stimmt
das?«
»Es ist kein Unsinn!« antwortete Ben gereizt. Er fuhr
sich mit dem Handrücken über das Gesicht, um das
Blut wegzuwischen, das aus seiner Nase lief. »Ich bleibe nicht in einem Raum mit diesem Spion.«
»Ich dachte, das Thema wäre bereits erledigt«, sagte
Mike.
Ben schnaubte. »Und? Ich traue dem Kerl keinen
Schritt über den Weg! Hat er uns gestern abend nicht
beinahe ans Messer geliefert?«
»Wie kommst du auf die Idee?« fragte Mike.
Ben zog eine Grimasse, dann deutete er auf Paul.
»Dann frag ihn doch einmal, wer gestern abend einen
solchen Krach gemacht hat, daß die Wachen auf uns
aufmerksam geworden sind!«
»Ich war es jedenfalls nicht!« sagte Paul aufgebracht,
der sich in der Zwischenzeit vom Boden erhoben hatte.
»Aber das ist doch Unsinn«, widersprach Mike. »Überleg doch mal! Sie haben auf uns geschossen! Genausogut hätten sie auch Paul treffen können.«
»Haben sie aber nicht!« gab Ben ungerührt zurück.
»Sie haben überhaupt niemanden getroffen. Ein Dutzend gut ausgebildeter Soldaten schießt aus allen Rohren auf uns, und keiner kriegt auch nur eine Schramme ab - findet ihr das nicht auch komisch? Seht euch
mal das Deck draußen an. Es sieht aus wie ein
Schweizer Käse! Sie müssen ein paar hundert Schuß
abgefeuert haben!«
»Vielleicht sind sie miserable Schützen«, sagte Mike.
Aber die Worte klangen selbst in seinen eigenen Ohren nicht ganz so überzeugend, wie er es gerne gehabt
hätte.
»Oder ganz ausgezeichnete«, antwortete Ben.
Mike blinzelte. »Wie meinst du das?«
»Vielleicht haben sie ja absichtlich danebengeschossen«, knurrte Ben. »Wer weiß - vielleicht sollten wir
ja entkommen.«
»Also, das ist nun wirklich Quatsch«, sagte Juan.
»Warum sollte Winterfeld uns entkommen lassen nach aller Mühe, die er sich gemacht hat, uns gefangenzunehmen?«
»Damit wir ihn freiwillig an den Ort führen, den er
mit Gewalt nicht von Mike erfahren hat«, sagte Ben.
»Solange jemand bei uns ist, der uns auf Schritt und
Tritt beobachtet, kann er uns getrost an der langen
Leine laufen lassen, nicht wahr?«
»Allmählich reicht es mir«, grollte Paul. Mike hob beruhigend die Hand, aber Paul schob ihn einfach zur
Seite, ballte die Fäuste und baute sich herausfordernd
vor dem größeren Jungen auf. »Wenn du das wirklich
glaubst, dann komm mit mir an Deck, und wir bringen die Sache hinter uns.«
Bens Augen glitzerten tückisch.
»Gern«, sagte er.
»Kommst du allein, oder bringst du deinen Aufpasser
mit?« Er deutete auf Mike. »Ich nehm's auch mit euch
beiden auf, wenn es sein muß.«
Plötzlich lag eine Stimmung von Gewalttätigkeit in
der Luft, die Mike fast anfassen zu können glaubte.
»Jetzt ist es endgültig genug!« mischte sich Miß McCrooder energisch ein. »Wir wollen lieber überlegen,
was wir als nächstes tun.«
»Wir fahren nach Hause, denke ich«, antwortete Juan
schnell. Auch er war froh, daß jemand von dem Streit
ablenkte.
»Das dachte ich bis vorhin auch«, sagte Miß McCrooder. »War einer von euch heute morgen schon an
Deck?«
Ein allgemeines Kopfschütteln antwortete ihr. »Das
dachte ich mir. Ich verstehe nicht viel von Nautik,
wißt ihr, aber

Weitere Kostenlose Bücher