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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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ihre getan, und von der einstigen Pracht der Treppe war so wenig übrig wie vom ganzen Inka-Reich: Man sah, dass es existiert hatte, aber es war mit der einstigen Pracht nicht mehr zu vergleichen.
    Durch ein Loch im Fels war der tosende Urubamba zu sehen und fesselte Wilsons Aufmerksamkeit. Was für einen furchterregenden Anblick er bot, und wie passend der Lärm war, der damit einherging.
    Die Treppe mündete auf eine Terrasse, und der Pfad machte eine scharfe Kehre um eine etwa sieben Meter hohe Granitwand. Auf der anderen Seite würde man sicherlich zur Hängebrücke gelangen. Ein weißer Dunst hing in der Lücke zwischen den Felswänden, sodass dort nichts weiter zu erkennen war. Das unheilvolle Tosen des Flusses hallte ihnen wie zur Abschreckung entgegen. Für einen Hinterhalt war das der ideale Ort.
    Bingham passte nicht auf, wohin er ging, und rempelte Wilson von hinten an. »Verzeihung«, murmelte er. Er schnaufte vor Anstrengung und hatte ein rotes Gesicht. Er war offensichtlich erschöpft. »Ich werde diese Brücke nicht betreten«, sagte er. »Haben Sie sie gesehen? Die besteht aus dürren alten Lianen! Ich meine, es ist Zeit, diesen Unsinn zu beenden und nach Cusco zurückzukehren.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich.
    Wilson legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Man kann die Brücke gefahrlos überqueren, das versichere ich Ihnen.«
    In diesem Moment sah Wilson über Binghams Schulter hinweg, wie sich zwischen den hohen Farnbüschen und Gräsern am anderen Ufer des Nebenflusses etwas rührte. Selbst auf die Entfernung war zu erkennen, dass diese Bewegungen nicht vom Wind hervorgerufen wurden. Wilson spähte mit zusammengekniffenen Augen durch den Dunst, um auszumachen, ob dort vielleicht nur ein wilder Eber oder ein anderes Tier einen Weg zum Wasser suchte. Aber plötzlich bewegte es sich an wenigstens fünf Stellen gleichzeitig. Sein Herz machte einen Satz. Wilson duckte sich weg und zog Bingham mit sich in die Hocke.
    »Sehen Sie da rüber«, flüsterte er. Doch bis Bingham sich umgedreht hatte, war der Spuk vorbei.
    »Was soll denn da sein?« Bingham wischte sich das Regenwasser aus dem Gesicht und strengte die Augen an. »Haben Sie etwas entdeckt?«
    Die hohen Gräser und Farnwedel wiegten sich gleichmäßig im sachten Wind, der in das Tal hinabwehte.
    »Abwarten und schauen«, flüsterte Wilson.
    Die Sekunden verstrichen, aber nichts passierte. Nichts bewegte sich, außer durch den Wind.
    »Ich weiß nicht, was Sie entdeckt haben«, brummte Bingham, »aber wenn wir hier hocken bleiben, rauche ich eine Zigarette.« Er schob die Hand in die Jacke, um seinen Tabaksbeutel hervorzuziehen.
    Wilson hielt sein Handgelenk fest, um ihn am Aufstehen zu hindern. »Warten Sie doch ab! Die müssen früher oder später zum Vorschein kommen.«
    »Sie tun wirklich alles, um mich hier zu halten!« Bingham wollte sich losmachen.
    »Jetzt. Sehen Sie«, flüsterte Wilson.
    Aus dem Farn tauchten zwei halb nackte Kriegerinnen auf, braunhäutige, athletische Frauen, die kurze Bögen auf dem Rücken und lange Bambusrohre in der Hand trugen. Sie bewegten sich unglaublich schnell. Sie rannten vollkommen synchron, stießen ihr Bambusrohr in den Fluss und schwangen sich daran übers Wasser. Wilson wusste nicht, was ihn mehr erschreckte: die fast nackten Frauen oder ihre immense Schnelligkeit und Gewandtheit. Ehe er so recht begriff, was er sah, erschienen zwei weitere Kriegerinnen aus dem Unterholz und sprangen auf dieselbe mühelose Art über das Wasser.
    Bingham staunte mit offenem Mund. »Das kann nicht wahr sein, oder?«
    Dann erschien ein drittes Paar.
    Jetzt war das ganze Unterholz in Bewegung!
    Wilson riss Bingham hoch und zog ihn in den Schutz der Granitwand und dem Tosen des Großen Redners entgegen. »Wir müssen abhauen!«
    »Das sind Frauen!« Bingham schien fassungslos. »Haben Sie nicht gesehen? Es sind Frauen!«
    Wilson konnte jetzt sicher sein, dass er es mit einem alten Inka-Stamm zu tun hatte, der die spanische Besetzung irgendwie überdauert hatte. Die Frauen waren hervorragend in Form und sehr stark. Er konnte deutlich ihre Muskeln erkennen. Und die Sprünge, mit denen sie übers Wasser setzten, waren olympiareif. Er hatte wenigstens vier Frauenpaare gezählt. Sie wirkten majestätisch, wie Geparden beim Angriff. Er wäre zu gern geblieben, um ihre gesunden, nackten Körper zu betrachten, die nur mit einem ledernen Lendenschurz und einem ihrer Brust angepassten, bronzenen Panzer bedeckt waren. An den

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