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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Gänsehaut. Es war ein böser Ort, und sie war froh, davon wegzukommen.
    »Komm, Sontane, wir haben einen langen Weg vor uns.« Aclla sprintete zwischen den Sträuchern hindurch und die Treppe hinauf zum Inka-Pfad. Sie hatte vor, Sontane anzutreiben, bis diese vor Erschöpfung umfiel. Aclla war Oberste und würde nicht dulden, dass man ihre Entscheidungen anzweifelte.

37.
    A NDEN , P ERU M ACHU P ICCHU O RTSZEIT : 21.24 U HR 19. J ANUAR 1908
    Die Nacht war so dunkel, dass der Schein der Milchstraße ein Band über den Himmel spannte. Das Kreuz des Südens war deutlich zu sehen, ebenso wie die anderen großen Sternbilder, die die schwarze Kuppel sprenkelten: im Süden Centaurus, der Kentaur, im Norden Argo, das Schiff Jasons und der Argonauten, im Westen Pavo, der Pfau, und Dorado, der Schwertfisch. Der beeindruckendste Stern war die Venus mit der vierfachen relativen Helligkeit im Vergleich zu anderen Himmelslichtern.
    Der Mond würde erst in ein paar Stunden aufgehen, aber Wilson genügte das vorhandene Licht, um gut zu sehen. Er hatte beschlossen, sich dem Sonnentempel von Osten her zu nähern und die Steilwand wieder hochzuklettern, von der er in die Tiefe gesprungen war. Das war ein so schwieriger Aufstieg, dass ihn die Amazonen aus dieser Richtung sicher nicht erwarteten, wenn sie es überhaupt taten.
    Seine Landung im Wald war heftig gewesen. Zum Glück hatte er sich in Lianen verfangen, die kreuz und quer zwischen den Bäumen hingen. Sie hatten sich um Beine, Arme und Schultern gewickelt, was seinen Aufprall auf dem Schutt eines verfallenen Hauses gedämpft hatte. Eine besonders dicke Liane hatte sich um seinen Hals geschlungen, und er hatte seine ganze Kraft aufbringen müssen, um sie durchzureißen, sonst wäre er erstickt. Als er zerschmettert am Boden lag, hatte er sich erst einmal heilen müssen, bevor er auch nur aufstehen konnte. Danach war er auf Nahrungssuche gegangen. Er hatte so viele Käferlarven und Beeren gegessen, dass er sich am liebsten übergeben hätte, doch er brauchte die Energie, um stark zu bleiben.
    Nachdem er sicheren Halt an der Felswand gefunden hatte, kletterte er geschickt weiter hinauf. In der Dunkelheit hinter ihm hallte das Tosen des Urubamba durchs Tal. Wilson war klar, dass er einen eventuellen Angriff nicht rechtzeitig hören würde, doch das Risiko nahm er auf sich. Er konnte im Zwielicht besser sehen als jeder andere und vertraute darauf, dass das genügte, um ihn zu schützen.
    Die Aussicht, Helena wiederzusehen, lockte ihn so sehr, dass er seine brennenden Muskeln beim schnellen Klettern kaum spürte. Zwischendurch dachte er immer wieder besorgt an Bingham, der den Amazonen ausgeliefert war. Wilson konnte nur hoffen, dass dessen schicksalhafte Verbindung mit der Inka-Stätte ihn vor Schlimmerem bewahrte.
    Wie ein Reptil schob sich Wilson leise und mit flachen, langsamen Bewegungen über die Mauer. Die Silhouette des Sonnentempels ragte erneut vor ihm auf. Er blickte suchend zu den Fenstern und Mauerkanten der umliegenden Ruinen, dann zu den Wäldern auf den südlichen Hängen. Ein paar Minuten lang wartete er, aber alles blieb vollkommen still.
    Vorsichtig ging er um den herausgesprengten Granitklotz herum und näherte sich der Öffnung zur Tempelkammer. Mit klopfendem Herzen spähte er hinein.
    »Helena«, flüsterte er.
    Nach ein paar Sekunden begann er sich zu fragen, ob er sie wirklich gesehen oder es sich nur eingebildet hatte. Ihm wurde mulmig bei der Überlegung, ob es richtig gewesen war, Aclla zu verlassen. Er trat ein paar Schritte zurück und schaute von außen an dem Rundbau hinauf, über dem die Sterne funkelten.
    Was habe ich getan?, dachte er.
    Plötzlich erschien ein milchiger, walnussgroßer Fleck in der Dunkelheit, der zu schweben schien. Zunächst war er noch schwer auszumachen, weil er so diffus war, doch dann wuchs er und nahm eine längliche Form an, bis er wie ein menschlicher Torso aussah. Er wurde heller, und Helena kam in ihm zum Vorschein. Sie stand in der dunklen Kammer und drückte ihre Hand auf die Granitstufe, wo der Inka-Würfel gelegen hatte.
    »Ich wollte, dass du verschwindest, aber nicht, dass du in die Schlucht springst!« Sie war offensichtlich aufgebracht. »Ich dachte schon, du hättest dir den Hals gebrochen!«
    »Freut mich auch, dich zu sehen«, sagte Wilson.
    »Ich habe da hinüber gezeigt! Du hättest dort entlang fliehen sollen!«
    »Springen schien mir in dem Moment die beste Wahl zu sein.«
    »Irgendwann wirst du dich

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