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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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dem die Tiere leben, und sie mit
    eigenen Augen sehen. Wenn Sie jedoch meine Angaben
    überprüfen, dann finde ich es nicht mehr als recht und billig,
    wenn Sie von einer oder zwei Personen begleitet werden, die
    wiederum in meinem Interesse Ihre Angaben überprüfen. Ich
    will Ihnen nicht verhehlen, daß es eine schwierige und
    gefährliche Angelegenheit werden wird. Professor Summerlee
    sollte daher von jüngeren Männern begleitet werden. Möchte
    sich jemand freiwillig melden?«
    Und so kann es geschehen, daß ein Mensch plötzlich vor
    dem entscheidenden Wendepunkt seines Lebens steht. Hatte
    ich bei Betreten des Saals ahnen können, daß ich mich hier zu
    einem Abenteuer verpflichten würde, das mir nicht einmal im
    Traum eingefallen wäre? Aber Gladys – war das nicht die
    Chance, die sie gemeint hatte? Gladys würde mir geraten
    haben, mich zu melden. Und so stand ich auch schon und
    redete, ohne mir die Worte vorher überlegt zu haben.
    Tarp Henry, mein Begleiter, zupfte und zog pausenlos an
    meinem Ärmel.
    »Mensch, Malone«, zischte er. »Hast du den Verstand
    verloren? Mach dich doch nicht in aller Öffentlichkeit zur
    Tulpe.«
    Ich hörte nicht auf ihn, stellte aber fest, daß ein paar Plätze
    von mir entfernt ein großer, schlanker Mann mit flachsblonden
    Haaren ebenfalls aufgestanden war und mich mit ablehnendem
    und wütendem Blick musterte. Aber das war mir egal.
    »Ich möchte mitkommen, verehrte Herren«, sagte ich
    mindestens zehnmal.
    »Name!« schrie jemand aus dem Publikum. »Namen
    nennen!«
    »Ich heiße Edward Dünn Malone und bin Reporter von der
    Daily Gazette. Ich behaupte, ein absolut unvoreingenommener
    Zeuge zu sein.«
    »Und Sie, Sir?« fragte der Dekan der Fakultät den großen,
    schlanken Mann, der offensichtlich mein Rivale war.
    »Ich bin Lord John Roxton«, antwortete er. »Ich bin schon
    den Amazonas hinaufgefahren, kenne das Gebiet und halte
    mich daher für diese Expedition für besonders geeignet.«
    »Lord John Roxtons Ruf als Sportler und Weltreisender ist
    weltweit und unumstritten«, sagte der Dekan. »Auf der anderen
    Seite wäre es zu begrüßen, wenn ein Mitglied der Presse an
    der Forschungsreise teilnehmen würde.«
    »Dann würde ich doch vorschlagen«, schaltete sich
    Professor Challenger ein, »daß beide gewählt werden, als
    Vertreter der hier Anwesenden Professor Summerlee nach
    Südamerika zu begleiten und mit ihm zusammen die
    Richtigkeit meiner Angaben an Ort und Stelle zu überprüfen.«
    Und so war unter Beifallsrufen und Applaus unser Schicksal
    besiegelt, und ich wurde von einem Menschenstrom zum
    Ausgang gedrängt. Ich war völlig benommen und begriff nur
    halb, welches ungeheure Geschehen sich da plötzlich für mich
    entwickelt hatte.
    Als ich auf der Straße stand, stob eine Gruppe lärmender
    Studenten an mir vorbei. Einer der jungen Männer hatte einen
    Schirm aufgespannt und fuchtelte wie ein Wilder damit in der
    Luft herum. Ich sah, wie Professor Challenger von Schmäh-
    und Hochrufen verfolgt in eine Droschke stieg, und war
    plötzlich allein unter den silbrig schimmernden Lichtern der
    Regent Street und dachte an Gladys und meine ungewisse
    Zukunft.
    Plötzlich berührte mich jemand am Ellbogen. Ich drehte
    den Kopf und sah in die lustigen, etwas hochmütigen Augen
    des großen, schlanken Mannes, der mein Reisebegleiter sein
    sollte.
    »Mr. Malone«, sagte er. »Wir sitzen bald im selben Boot.
    Ich wohne gleich da drüben, im Albany. Hätten Sie vielleicht
    eine halbe Stunde für mich Zeit? Ich möchte nämlich ein paar
    Dinge mit Ihnen besprechen.«
    #6
    Damals war ich die strafende Hand Gottes
    §
    Lord John Roxton und ich gingen die Vigo Street hinunter
    und dann durch das düstere Portal des berühmten
    aristokratischen Wohnblocks Albany. Am Ende eines langen,
    schlecht
    beleuchteten
    Korridors
    stieß
    meine
    neue
    Bekanntschaft eine Tür auf und drehte einen Lichtschalter um.
    Eine Reihe von Lampen mit farbigen Schirmen verlieh dem
    Raum
    vor
    uns
    rötliches
    Licht.
    Eine
    Atmosphäre
    außergewöhnlicher Eleganz und betonter Männlichkeit schlug
    mir entgegen. Eine Mischung aus Luxus, Wohlstand,
    Geschmack und der für einen Junggesellen typischen
    Unordnung. Dicke Teppiche und Brücken aus arabischen
    Ländern, Gemälde und Stiche, deren Wert sicher unschätzbar
    war, Trophäen, die von Lord Roxtons Siegen als Sportsmann
    und Athlet zeugten, und eine ganze Reihe ausgestopfter
    Tierköpfe aus allen Teilen der Welt, darunter der Kopf
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