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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Professor nickt freundlich und hebt die
    Hand, als wolle er dem Saal den päpstlichen Segen erteilen.
    »Ich wurde dazu auserkoren, Mr. Waldron ein Wort des
    Dankes für den phantasievollen und bildhaften Vortrag
    auszusprechen, den wir eben hören durften. Es gibt Punkte, in
    denen ich mit Mr. Waldron nicht konform gehe, und ich habe
    es für meine Pflicht gehalten, jeweils meine Bedenken
    anzumelden. Mr. Waldron hat seine Aufgabe aber dessen
    ungeachtet gut gelöst – vorausgesetzt, daß diese Aufgabe darin
    bestand, einen einfachen, interessanten Bericht davon zu geben,
    was er für die Geschichte, die Entwicklungsgeschichte unseres
    Planeten hält. Populärwissenschaftliche Vorlesungen strengen
    weder den Redner noch den Zuhörer an, aber Mr. Waldron wird
    mir verzeihen …« – ein Lächeln –, »wenn ich sage, daß sie
    deshalb nicht oberflächlich sein und auf ein niedriges Niveau
    gebracht werden müssen.«
    Spöttischer Beifall.
    »Menschen, die populärwissenschaftliche Vorträge halten,
    sind von Haus aus Parasiten.«
    Gesten des Protests von Waldron.
    »Sie
    bedienen
    sich
    der
    hart
    erarbeiteten
    Forschungsergebnisse ihrer Kollegen, um sich finanziell zu
    bereichern oder zu Ruhm und Ehre zu kommen. Eine winzig
    kleine Erkenntnis, im Labor gewonnen, ein Baustein, in den
    Tempel der Wissenschaft gemauert, sind viel mehr wert als
    irgendein Vortrag aus zweiter Hand, der allenfalls die Zeit
    vertreibt, dessen Ergebnis jedoch gleich Null ist. Ich sage das
    nicht etwa, weil ich Mr. Waldron runtermachen will, sondern
    weil ich es für nötig halte, Sie darauf aufmerksam zu machen,
    daß richtige Maßstäbe angesetzt werden müssen, wenn man
    nicht den Meßdiener mit dem Hohepriester verwechseln will.«
    Mr. Waldron flüstert dem Dekan der Fakultät etwas zu,
    dieser steht auf und richtet einige tadelnde Worte an die
    Karaffe.
    »Aber genug davon.«
    Lauter, anhaltender Beifall.
    »Kommen wir zu einem Thema, das interessanter sein
    dürfte. Welche spezielle Aussage hat mich, den gewissenhaften
    Forscher,
    dazu
    veranlaßt,
    die
    Glaubwürdigkeit
    beziehungsweise das Wissen unseres Redners in Frage zu
    stellen? Die Aussage, daß gewisse Arten tierischen Lebens auf
    diesem Planeten ausgestorben seien. Ich bin, was den
    Fortbestand gewisser Tierarten anbelangt, beileibe kein
    Amateur, noch bin ich einer dieser Populärwissenschaftler, der
    seine Hörer fesseln will. Ich bin ein Mensch, dessen
    wissenschaftlicher Ethos ihn dazu veranlaßt, sich strikt an die
    Tatsachen zu halten, und behaupte, daß Mr. Waldron im
    Irrtum ist, wenn er meint, es könne keine sogenannten
    prähistorischen Tiere mehr geben. Die Tatsache, daß er noch
    nie eines gesehen hat, ist kein Beweis. Diese Tiere sind
    tatsächlich – das hat Mr. Waldron richtig erkannt – unsere
    Vorfahren, aber ich möchte sagen, sie sind zeitgenössische
    Vorfahren, die mit all ihren abscheulichen und furchterregenden
    Charakteristiken auch heute noch zu finden sind – wenn man
    die Energie aufbringt und nicht die Anstrengung scheut, ihre
    Schlupfwinkel aufzusuchen. Man schrieb diese Kreaturen
    allgemein dem Jurazeitalter zu und hielt sie durch Jahrhunderte
    hindurch für völlig ausgestorben, doch sie existieren.«
    Protestrufe: Quatsch, erst einmal beweisen, woher wollen
    Sie das wissen, infame Lüge!
    »Woher ich das wissen will?« Kunstpause und
    schweifender Blick über die Köpfe der Hörer hinweg. »Ich weiß
    es, weil ich ihre geheimen Schlupfwinkel aufgesucht habe.«
    Beifall.
    »Lügner!« Eine Stimme aus dem Publikum.
    »Hat mich da gerade jemand einen Lügner genannt?«
    Erstaunter Blick. »Würde derjenige, der mich einen Lügner
    genannt hat, gefälligst aufstehen und sich zu erkennen
    geben?«
    »Hier ist er, Sir!«
    Tumult in einer der letzten Reihen. Ein schmächtiger junger
    Mann mit Brille wird von einer Gruppe von Studenten in die
    Höhe gehoben. Zappelt und wehrt sich.
    »Sie haben es gewagt, mich einen Lügner zu nennen?«
    Donnerstimme.
    »Nein, Sir!« Der Student verschwindet wieder nach unten.
    Challenger bläht den Brustkorb. »Wenn jemand hier in
    diesem Hörsaal es wagen sollte, an der Glaubwürdigkeit
    meiner Worte zu zweifeln, würde ich nach Abschluß der
    Veranstaltung gern ein Wörtchen mit dem Betreffenden
    reden.«
    »Lügner!«
    Wieder wird der schmächtige Student mit Brille
    hochgehoben.
    »Ich komme gleich zu euch rauf!« Challenger droht mit der
    Faust.
    Im Chor: »Komm, Süßer, komm!«
    Unterbrechung. Dekan steht
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