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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Mitternacht
    abgeben
    zu
    müssen,
    veranlaßte
    mich
    schließlich,
    aufzubrechen.
    Als ich Lord Roxton verließ, saß er in dem rötlichen Licht
    seines Zimmers, ölte das Schloß seines Lieblingsgewehrs und
    lächelte in sich hinein. Er war in Gedanken bei den Abenteuern,
    die uns erwarteten, und mir war klar, daß ich mir für die
    bevorstehenden Strapazen keinen kühleren Kopf und keinen
    mutigeren Mann hätte wünschen können.
    §
    Müde, wie ich war, saß ich nach den wundersamen
    Ereignissen des Tages noch lange bei McArdle, dem
    Nachrichtenredakteur, und erklärte ihm den gegenwärtigen
    Stand der Dinge, die er für wichtig genug erachtete, um am
    Tag darauf Sir George Beaumont, den Chef, darüber zu
    unterrichten. Wir kamen überein, daß ich nacheinander
    ausführliche Berichte über die Ereignisse und den Fortgang
    der Expedition in Briefform nach Hause schicken würde und
    diese veröffentlicht werden sollten, wenn Professor Challenger
    uns sein Einverständnis erteilt hatte. Bisher wußten wir ja noch
    nicht einmal, in welchen Teil des Landes wir verschlagen
    werden und welche Bedingungen sich an die Bekanntgabe der
    geografischen Lage knüpfen würden. Eine diesbezügliche
    telefonische Anfrage brachte uns lediglich eine wütende
    Schmährede über die Presse im allgemeinen und die Gazette im
    besonderen ein. Wir bekamen allerdings mitgeteilt, daß wir die
    nötigen Informationen bei Abreise ausgehändigt bekämen –
    falls wir die Höflichkeit besäßen, Tag und Stunde
    bekanntzugeben. Bei einem zweiten Anruf bekamen wir nur die
    jammernde Mrs. Challenger an den Apparat. Sie flehte uns an,
    ihren schlecht gelaunten Mann doch um alles in der Welt in
    Ruhe zu lassen, sie müsse schließlich seine Wutanfälle über sich
    ergehen lassen. Ein dritter Versuch begann und endete
    gleichzeitig mit einem fürchterlichen Geräusch und der
    Mitteilung des Fernmeldeamts, daß Professor Challengers
    Anschluß außer Betrieb sei. Danach unternahmen wir keine
    weiteren Versuche, mit ihm in Verbindung zu treten.
    Und nun, geduldiger Leser, kann ich mich nicht mehr direkt
    an Sie wenden. Von jetzt an wird dies nur noch – wenn
    überhaupt – durch die Zeitung geschehen, die ich vertrete. Den
    Bericht
    über
    die
    Ereignisse,
    die
    zu
    einer
    der
    bemerkenswertesten Expeditionen aller Zeiten führten,
    übergebe ich meinem Vorgesetzten, Mr. McArdle. Falls ich je
    nach England zurückkehren werde, liegt dann wenigstens eine
    Aufzeichnung darüber vor, wie alles zustande kam. Ich
    schreibe diese letzten Zeilen an Bord des Überseedampfers
    Francisca. Bevor ich sie beendet habe und sie dem Lotsen
    anvertraue, der sie Mr. McArdle überbringen wird, lassen Sie
    mich ein letztes Bild, eine letzte Erinnerung an das Land
    skizzieren, das ich mit mir nehmen werde.
    Es ist ein feuchter, nebeliger Morgen im Spätfrühling.
    Kalter Nieselregen fällt träge auf das Pflaster. Drei Gestalten in
    Regenmänteln mit hochgeschlagenen Kragen gehen den Kai
    entlang zur Gangway des großen Dampfers, der die
    Abfahrtsflagge gehißt hat. Vor ihnen schiebt ein Gepäckträger
    einen Karren her, der mit Kisten, Zeltplanen und Gewehrkästen
    beladen ist. Professor Summerlee, eine lange, melancholische
    Gestalt, läßt den Kopf hängen. Sein Schritt ist schleppend; er
    bedauert offensichtlich jetzt schon seine Entscheidung. Lord
    John Roxton schreitet munter aus, das Gesicht unter der
    Jagdkappe mit den Ohrenschützern erwartungsvoll gespannt.
    Und was mich anbelangt, so bin ich froh, die mühsamen Tage
    der Vorbereitungen und des Abschiednehmens hinter mir zu
    haben, was man mir zweifelsohne ansieht.
    Und plötzlich, wir sind gerade an der Gangway
    angekommen, ein Brüllen hinter uns. Es ist Professor
    Challenger, der uns versprochen hat, uns Lebewohl zu sagen.
    Er rennt hinter uns her – keuchend, mit rotem Gesicht und
    cholerisch wie immer.
    »Nein, danke«, sagte er, ohne dazu aufgefordert zu sein,
    »ich komme nicht mit an Bord. Bloß ein paar Worte, und das
    läßt sich auch sehr gut hier erledigen. Glauben Sie bloß nicht,
    daß ich mich Ihnen gegenüber zu Dank verpflichtet fühle, weil
    Sie diese Reise unternehmen. Mich läßt es völlig kalt, womit Sie
    sich die Zeit vertreiben, und ich lehne jede Art von
    Verantwortung ab. Wahr bleibt, was wahr ist, und Sie können
    berichten, was Sie wollen, das ändert daran absolut gar nichts.
    Sie erreichen höchstens, daß ein Haufen sensationsgieriger
    Menschen auf seine Kosten kommt. Meine

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