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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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der
    Professor sein zynisches und skeptisches Lächeln manchmal
    vergißt. Roxton erzählte uns zum Beispiel die Geschichte dieses
    mächtigen, so rasch erforschten Stroms. Einige der ersten
    Konquistadoren hatten auf seinen Wassern den gesamten
    Kontinent durchquert. Aber das, was hinter seinen ständig
    wechselnden Ufern lag, war unbekannt geblieben.
    »Was liegt dort?« rief der Lord im Verlauf seines Berichtes
    und
    deutete
    nach
    Norden.
    »Wälder,
    Moor
    und
    undurchdringlicher Dschungel. Wer weiß, was sich dort
    verborgen hält? Und im Süden? Eine Wildnis aus sumpfigen
    Wäldern, die noch kein Weißer betreten hat. Von allen Seiten
    umgibt uns das Unbekannte. Kennt jemand das Land dort
    jenseits der engen Flußläufe? Wer will sagen, was dort
    möglich ist und was nicht? Warum sollte der gute alte
    Challenger nicht recht haben?«
    Bei so direkten Herausforderungen pflegt dann das
    verbohrte, verächtliche Lächeln wieder auf Professor
    Summerlees Gesicht zu erscheinen. Er sitzt dann schweigend
    da, schüttelt mißbilligend den Kopf und hüllt sich in die
    Wolken, die seiner Pfeife entsteigen.
    Soviel über meine beiden weißen Gefährten, deren Vorzüge
    und Schwächen im weiteren Verlauf dieser Erzählung noch
    deutlicher zutage treten werden. Wir haben aber auch schon eine
    Anzahl von Hilfskräften angeheuert, die für die weitere
    Entwicklung nicht ohne Bedeutung sein werden. Der erste ist
    ein hünenhafter Neger namens Zambo, ein schwarzer Herkules,
    willig wie ein Pferd und wohl auch von entsprechender
    Intelligenz. Wir haben ihn in Para eingestellt, auf Empfehlung
    der Schiffahrtsgesellschaft, auf deren Dampfern er auch sein
    holperiges Englisch gelernt hat.
    Ebenfalls in Para traten Gomez und Manuel in unsere
    Dienste, zwei Mestizen, die weiter stromaufwärts leben und
    gerade mit einer Ladung Mahagoni heruntergekommen waren.
    Sie sind dunkelhäutige Burschen, bärtig und wild, vital und
    geschmeidig wie Panther. Beide haben ihr ganzes Leben am
    oberen Lauf des Amazonas verbracht, also genau in dem
    Gebiet, das wir erforschen wollen. Dieser Umstand hat Lord
    John bewogen, sie anzustellen. Der eine von ihnen, Gomez,
    spricht ausgezeichnet englisch. Die Männer erklärten sich
    bereit, uns gegen einen Monatslohn von fünfzehn Dollar
    dienlich zu sein, für uns zu kochen, zu rudern und sich
    anderweitig nützlich zu machen. Ferner haben wir drei Mojo-
    Indianer aus Bolivien angeworben, die unter allen am Fluß
    lebenden Stämmen die geschicktesten Fischer und Bootsbauer
    sein sollen. Ihren Anführer nennen wir Mojo, nach seinem
    Stamm, und die anderen hören auf die Namen Jose und
    Fernando.
    Drei Weiße also, zwei Mischlinge, ein Neger und drei
    Indianer bilden die Mannschaft der kleinen Expedition, auf die
    jetzt in Manaos Instruktionen warten, um endlich aufbrechen
    zu können.
    §
    Nach einer Woche mühseligen Wartens waren endlich Tag
    und Stunde gekommen. Versuchen Sie, sich den kühlen
    Wohnraum der Fazenda St. Ingatio vorzustellen, zwei Meilen
    landeinwärts von Manaos. Draußen das gleißende Licht einer
    gnadenlosen Sonne. Die Schatten der Palmen ebenso schwarz
    wie die Bäume selbst. Kein Lüftchen regt sich, und über allem
    das ewige Summen der zahllosen Insekten. An die Veranda
    schließt sich ein kleiner, von Kakteen gesäumter Garten an.
    Die dichten, von Blüten übersäten Sträucher sind von
    Schmetterlingen umschwärmt, Kolibris schweben zitternd in der
    Luft, die langen Schnäbel in Blütenkelche getaucht.
    Wir saßen um den Bambustisch herum, auf dem der
    versiegelte Umschlag lag. Instruktionen an Lord John Roxton
    und seine Begleiter, stand in Challengers eckiger Handschrift
    darauf. Zu öffnen am 15. Juli 12 Uhr mittags in Manaos.
    Lord John hatte seine Uhr vor sich auf den Tisch gelegt.
    »Noch sieben Minuten«, sagte er. »Der alte Querkopf soll
    seinen Willen haben.«
    Mit einem säuerlichen Lächeln nahm Professor Summerlee
    den Umschlag vom Tisch.
    »Jetzt oder in sieben Minuten«, sagte er, »das wird doch
    bitteschön nichts ausmachen, oder? Die Zwänge, die man uns
    da auferlegen will, gehören doch bloß zu dem System aus
    Betrug und Schwindel, wofür Professor Challenger nun einmal
    berühmt und berüchtigt ist.«
    »Ich bin dafür, daß wir uns an die Spielregeln halten«,
    meinte Lord John. »Wie ich eben schon sagte, lassen wir ihm
    doch seinen Willen. Ohne ihn säßen wir nicht hier, und für
    mein Dafürhalten wäre es verdammt ungehörig, wenn wir

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