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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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plattgedrückten,
    spatenförmigen Kopf. Ungefähr eine Minute lang wand und
    ringelte sie sich über unseren Köpfen, dann glitt sie wieder
    zurück und war aus unserem Blickfeld verschwunden.
    Summerlee, der wie hypnotisiert nach oben gestarrt hatte,
    schüttelte erst jetzt Professor Challengers Hände ab und
    plusterte sich sofort auf.
    »Ich wäre Ihnen zu großem Dank verbunden, werter Herr
    Kollege«, sagte er, »wenn Sie Ihre Feststellungen in Zukunft
    verbal mitteilen und es unterlassen könnten, mich körperlich zu
    belästigen. Das plötzliche Auftauchen einer ganz gewöhnlichen
    Felspythonschlange rechtfertigt kaum ein derart flegelhaftes
    Benehmen.«
    »Trotzdem gibt es da droben tierisches Leben«, sagte der
    Professor triumphierend. »Und da diese bedeutsame Tatsache
    nun bewiesen ist, schlage ich vor, daß wir das Lager
    abbrechen und nach Westen wandern, bis wir eine geeignete
    Aufstiegsmöglichkeit gefunden haben.«
    Der Boden am Fuße der Klippen war felsig und uneben, und
    wir kamen nur langsam und unter Schwierigkeiten voran.
    Plötzlich stießen wir jedoch auf etwas, was unsere Herzen höher
    schlagen ließ. Es war ein verlassener Lagerplatz. Einige leere
    Büchsen einer Fleischfabrik aus Chicago lagen herum, eine leere
    Cognacflasche, ein abgebrochener Büchsenöffner und weitere
    Abfälle. Eine zerrissene, zerknitterte Zeitung ließ sich gerade
    noch als eine Ausgabe des Chicago Democrat identifizieren. Das
    Datum war leider nicht mehr feststellbar.
    »Von mir stammt der Abfall nicht«, sagte Challenger.
    »Also stammt er von Maple White.«
    Lord John, der damit beschäftigt gewesen war, den
    Baumfarn zu untersuchen, der den Lagerplatz beschattete, bat
    um unsere Aufmerksamkeit. »Schauen Sie sich das an«, sagte
    er. »Ich halte das für eine Wegmarkierung.«
    Er deutete auf ein Stück Holz, das in einem nach Westen
    weisenden Winkel an den Stamm des Farns genagelt war.
    »Natürlich ist das eine Wegmarkierung«, knurrte Professor
    Challenger. »Was denn sonst? Wenn man sich auf
    gefährlichen Pfaden befindet, hat man größtes Interesse daran,
    eventuell nachfolgenden Gruppen ein Zeichen zu hinterlassen.
    Vielleicht stoßen wir noch auf weitere Anhaltspunkte.«
    Dies war der Fall, aber sie waren von schrecklicher und
    völlig unerwarteter Art. Der untere Rand der Felswand war
    von einem Bambusdickicht überwuchert, das dem glich,
    welches wir auf unserem Marsch hatten durchqueren müssen.
    Die Rohre waren bis zu zwanzig Fuß hoch und hatten scharfe,
    kantige Spitzen. Als wir an diesem Dickicht entlanggingen, fiel
    mein Blick zufällig auf etwas Weißes. Ich betrachtete es näher
    und mußte entsetzt feststellen, daß es sich um den Schädel
    eines Menschen handelte. Das Skelett, von dem er sich gelöst
    hatte, lag einen Meter weiter vom Wegrand entfernt.
    Mit ein paar Machetehieben legten unsere Indianer die
    Stelle frei, und so konnten wir die Einzelheiten dieser lange
    zurückliegenden Tragödie studieren. Nur noch ein paar
    Stoffetzen waren zu erkennen, an den Fußknochen Reste von
    Stiefeln, an den Unterarmknochen hing eine Armbanduhr,
    Marke Hudson, New York. Wir fanden außerdem noch einen
    silbernen Drehbleistift und ein silbernes Zigarettenetui, auf
    dessen Deckel Für F.C. von A.E.S. eingraviert war.
    »Wer das wohl gewesen sein mag?« sagte Lord John.
    »Armer Teufel. Jeder einzelne Knochen gebrochen.«
    »Und der Bambus wächst zwischen seinen zerschmetterten
    Rippen durch«, stellte Professor Summerlee fest. »Er gehört
    zu den schnell wachsenden Pflanzen, aber ich kann mir nicht
    vorstellen, daß die Leiche schon so lange hier liegt, wie die
    Rohre gebraucht haben, eine Höhe von über zwanzig Fuß zu
    erreichen.«
    »Bezüglich der Identität des Mannes gibt es für mich nicht
    den geringsten Zweifel«, sagte Professor Challenger. »Auf
    meinem Weg den Fluß hinauf zur Fazenda, wo ich zu Ihnen
    gestoßen bin, habe ich alle nur möglichen Ermittlungen über
    Maple White angestellt. In Para wußte niemand etwas. Zum
    Glück hatte ich einen festen Anhaltspunkt, denn in seinem
    Zeichenheft ist eine Skizze, die ihn beim Mittagessen mit
    einem Geistlichen zeigt. Aus der Randbemerkung unter der
    Skizze wußte ich, daß der Geistliche in Rosario lebt. Ihn zu
    finden war kein Problem, ihn zu besänftigen – ich hatte
    dummerweise angedeutet, daß die moderne Wissenschaft eine
    zersetzende Wirkung auf seinen Glauben habe – wie gesagt,
    ihn zu besänftigen war dagegen nicht so leicht.

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