Die Vergessene Welt
daran umzukehren, aber wieder
wehrte sich mein verrückter Stolz gegen den Gedanken. Ich
konnte und durfte nicht aufgeben. Letzten Endes war ein
Gewehr bei den Gefahren, die mir begegnen konnten, ebenso
nutzlos wie eine Schrotflinte.
War schon die Dunkelheit im Walde erschreckend genug
gewesen, so wirkte das stille weiße Mondlicht auf der Wiese
der Iguanodons noch unheimlicher. Im Gebüsch versteckt,
blickte ich lange Zeit hinüber. Keines der riesigen Tiere war zu
sehen. Vielleicht hatte die Tragödie, der eines von ihnen zum
Opfer gefallen war, sie von der Weide vertrieben. Im
dunstigen, silbrigen Licht konnte ich keine Spur von
irgendeinem Lebewesen entdecken. Ich raffte mich auf und
huschte rasch über die Lichtung. Im Dschungel auf der anderen
Seite fand ich den Bach wieder, der mein Wegweiser sein sollte.
Wenn ich ihm folgte, mußte ich zum See kommen, und wenn
ich an ihm entlang zurückging, konnte ich unser Lager nicht
verfehlen. Das verfilzte Gestrüpp zwang mich mehrmals, ihn
aus den Augen zu lassen, aber ich blieb stets in Hörweite seines
Plätscherns und Rauschens.
Auf meinem Weg den Hang hinab lichtete sich der Wald,
und Büsche mit einzelnen hohen Bäumen dazwischen traten an
seine Stelle. Hier kam ich gut vorwärts und konnte sehen, ohne
selbst gesehen zu werden. Ich ging dicht am Sumpf der
Pterodactylen vorbei. Eines dieser großen Untiere stieg mit
trockenem, ledernem Flügelschlag ganz in meiner Nähe auf –
es hatte eine Spannweite von mindestens zwanzig Fuß – und
schoß in die Lüfte empor. Als es vor dem Mond vorbeiflog,
schien das Licht durch seine Hautflügel hindurch, und es sah
aus wie ein fliegendes Gerippe. Ich duckte mich tief zwischen
die Büsche, denn ich wußte, daß die Kreatur mit einem
einzigen Schrei Hunderte ihrer abscheulichen Genossen auf
mich hetzen konnte. Erst als sie weg war, wagte ich es, mich
weiterzuschleichen.
Die Nacht war bisher außerordentlich still gewesen, doch
jetzt vernahm ich plötzlich ein leises, polterndes Geräusch, ein
unaufhörliches Gemurmel, irgendwo vor mir. Je weiter ich
kam, desto lauter wurde es, bis es endlich unmittelbar in
meiner Nähe war. Als ich stehenblieb, hörte ich das Geräusch
gleichmäßig laut, also mußte es von derselben Stelle kommen.
Es klang wie ein überkochender Kessel oder wie das Brodeln in
einem großen Topf. Bald entdeckte ich die Ursache. In der
Mitte einer kleinen Lichtung stieß ich auf einen Teich aus
einer schwarzen, teerartigen Masse, deren Oberfläche sich in
großen Blasen hob und senkte. Die Luft darüber zitterte vor
Hitze, und der Boden in der Umgebung war so heiß, daß ich
ihn nicht anfassen konnte.
Der vulkanische Ausbruch, der vor so vielen Jahren dieses
Plateau emporgehoben hatte, war also noch nicht am Ende
seiner Kraft. Da und dort waren mir schon geschwärzte Felsen
und Lavahügel unter der üppigen Vegetation aufgefallen,
aber dieser Asphaltteich im Dschungel war für mich das erste
Anzeichen dafür, daß der alte Vulkan noch aktiv war. Für eine
eingehende Untersuchung hatte ich jedoch keine Zeit, denn ich
mußte mich beeilen, wenn ich bis zum Morgen wieder im
Lager sein wollte.
Wie gesagt, es war grauenvoll, und ich werde mich noch
lange an diese nächtliche Wanderung erinnern. Ich schlich
mich am Rande großer Lichtungen entlang, ich tastete mich
durch den Dschungel und blieb mit klopfendem Herzen stehen,
wenn ein Ast knackte. Immer wieder tauchten für einen
Augenblick riesige Schatten auf und waren sofort wieder
verschwunden. Große, schweigende Schatten, die auf weichen
Sohlen dahinschlichen. Wie oft hielt ich an und wollte
umkehren, aber jedesmal besiegte mein Stolz die Furcht und
befahl mir unerbittlich, weiterzugehen.
Endlich, gegen ein Uhr früh, sah ich Wasser durch die
Bäume schimmern. Und nach weiteren zehn Minuten stand ich
im Schilf am Ufer des Gladys-Sees. Ich war sehr durstig, und
so legte ich mich zunächst auf den Bauch und trank in langen
Zügen von dem frischen, kalten Wasser. Dicht am Seeufer lag
ein riesiger einzelner Lavablock. Dort hinauf stieg ich, und flach
auf seiner Oberfläche ausgestreckt, hatte ich von dort aus nach
allen Richtungen einen ausgezeichneten Ausblick.
Schon das erste, was ich sah, erfüllte mich mit Erstaunen.
Als ich das Panorama von der Spitze des großen Baumes
beschrieb, sagte ich, daß ich an der gegenüberliegenden Seite
der Klippen eine Anzahl dunkler Flecken bemerkt hatte,
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