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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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daran umzukehren, aber wieder
    wehrte sich mein verrückter Stolz gegen den Gedanken. Ich
    konnte und durfte nicht aufgeben. Letzten Endes war ein
    Gewehr bei den Gefahren, die mir begegnen konnten, ebenso
    nutzlos wie eine Schrotflinte.
    War schon die Dunkelheit im Walde erschreckend genug
    gewesen, so wirkte das stille weiße Mondlicht auf der Wiese
    der Iguanodons noch unheimlicher. Im Gebüsch versteckt,
    blickte ich lange Zeit hinüber. Keines der riesigen Tiere war zu
    sehen. Vielleicht hatte die Tragödie, der eines von ihnen zum
    Opfer gefallen war, sie von der Weide vertrieben. Im
    dunstigen, silbrigen Licht konnte ich keine Spur von
    irgendeinem Lebewesen entdecken. Ich raffte mich auf und
    huschte rasch über die Lichtung. Im Dschungel auf der anderen
    Seite fand ich den Bach wieder, der mein Wegweiser sein sollte.
    Wenn ich ihm folgte, mußte ich zum See kommen, und wenn
    ich an ihm entlang zurückging, konnte ich unser Lager nicht
    verfehlen. Das verfilzte Gestrüpp zwang mich mehrmals, ihn
    aus den Augen zu lassen, aber ich blieb stets in Hörweite seines
    Plätscherns und Rauschens.
    Auf meinem Weg den Hang hinab lichtete sich der Wald,
    und Büsche mit einzelnen hohen Bäumen dazwischen traten an
    seine Stelle. Hier kam ich gut vorwärts und konnte sehen, ohne
    selbst gesehen zu werden. Ich ging dicht am Sumpf der
    Pterodactylen vorbei. Eines dieser großen Untiere stieg mit
    trockenem, ledernem Flügelschlag ganz in meiner Nähe auf –
    es hatte eine Spannweite von mindestens zwanzig Fuß – und
    schoß in die Lüfte empor. Als es vor dem Mond vorbeiflog,
    schien das Licht durch seine Hautflügel hindurch, und es sah
    aus wie ein fliegendes Gerippe. Ich duckte mich tief zwischen
    die Büsche, denn ich wußte, daß die Kreatur mit einem
    einzigen Schrei Hunderte ihrer abscheulichen Genossen auf
    mich hetzen konnte. Erst als sie weg war, wagte ich es, mich
    weiterzuschleichen.
    Die Nacht war bisher außerordentlich still gewesen, doch
    jetzt vernahm ich plötzlich ein leises, polterndes Geräusch, ein
    unaufhörliches Gemurmel, irgendwo vor mir. Je weiter ich
    kam, desto lauter wurde es, bis es endlich unmittelbar in
    meiner Nähe war. Als ich stehenblieb, hörte ich das Geräusch
    gleichmäßig laut, also mußte es von derselben Stelle kommen.
    Es klang wie ein überkochender Kessel oder wie das Brodeln in
    einem großen Topf. Bald entdeckte ich die Ursache. In der
    Mitte einer kleinen Lichtung stieß ich auf einen Teich aus
    einer schwarzen, teerartigen Masse, deren Oberfläche sich in
    großen Blasen hob und senkte. Die Luft darüber zitterte vor
    Hitze, und der Boden in der Umgebung war so heiß, daß ich
    ihn nicht anfassen konnte.
    Der vulkanische Ausbruch, der vor so vielen Jahren dieses
    Plateau emporgehoben hatte, war also noch nicht am Ende
    seiner Kraft. Da und dort waren mir schon geschwärzte Felsen
    und Lavahügel unter der üppigen Vegetation aufgefallen,
    aber dieser Asphaltteich im Dschungel war für mich das erste
    Anzeichen dafür, daß der alte Vulkan noch aktiv war. Für eine
    eingehende Untersuchung hatte ich jedoch keine Zeit, denn ich
    mußte mich beeilen, wenn ich bis zum Morgen wieder im
    Lager sein wollte.
    Wie gesagt, es war grauenvoll, und ich werde mich noch
    lange an diese nächtliche Wanderung erinnern. Ich schlich
    mich am Rande großer Lichtungen entlang, ich tastete mich
    durch den Dschungel und blieb mit klopfendem Herzen stehen,
    wenn ein Ast knackte. Immer wieder tauchten für einen
    Augenblick riesige Schatten auf und waren sofort wieder
    verschwunden. Große, schweigende Schatten, die auf weichen
    Sohlen dahinschlichen. Wie oft hielt ich an und wollte
    umkehren, aber jedesmal besiegte mein Stolz die Furcht und
    befahl mir unerbittlich, weiterzugehen.
    Endlich, gegen ein Uhr früh, sah ich Wasser durch die
    Bäume schimmern. Und nach weiteren zehn Minuten stand ich
    im Schilf am Ufer des Gladys-Sees. Ich war sehr durstig, und
    so legte ich mich zunächst auf den Bauch und trank in langen
    Zügen von dem frischen, kalten Wasser. Dicht am Seeufer lag
    ein riesiger einzelner Lavablock. Dort hinauf stieg ich, und flach
    auf seiner Oberfläche ausgestreckt, hatte ich von dort aus nach
    allen Richtungen einen ausgezeichneten Ausblick.
    Schon das erste, was ich sah, erfüllte mich mit Erstaunen.
    Als ich das Panorama von der Spitze des großen Baumes
    beschrieb, sagte ich, daß ich an der gegenüberliegenden Seite
    der Klippen eine Anzahl dunkler Flecken bemerkt hatte,

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