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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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junger
    Freund soll entscheiden.«
    »Gut«, sagte ich und spürte, wie mir bereits die Röte ins
    Gesicht stieg. »Ich bin für Gladys-See.«
    »Wäre Zentralsee nicht angebrachter?« gab Professor
    Summerlee zu bedenken.
    »Vielleicht«, sagte ich. »Ich bin aber trotzdem für Gladys-
    See.«
    Challenger bedachte mich mit einem väterlich mitleidigen
    Blick. »Diese Kinder!« sagte er kopfschüttelnd. »Also
    meinetwegen – dann eben Gladys-See.«
    #12

Es war grauenvoll
    §
    Wie bereits erwähnt – oder vielleicht auch nicht, denn mein
    Gedächtnis spielt mir plötzlich bedauerliche Streiche, war ich
    stolz, daß drei so bedeutende Männer sich bei mir bedankt und
    betont hatten, ich habe die Situation gerettet beziehungsweise
    wesentlich verbessert. Als jüngster in unserer Gruppe – nicht
    allein an Jahren, sondern auch an Erfahrung, Wissen und all
    den anderen Dingen, die einen Mann ausmachen – hatte ich
    von Anfang an in ihrem Schatten gestanden. Und nun hatte ich
    bewiesen, daß auch ich etwas leisten konnte. Ich aalte mich in
    diesem
    Gedanken.
    Leider!
    Die
    aufglimmende
    Selbstzufriedenheit,
    dieses
    zusätzliche
    Maß
    an
    Selbstvertrauen sollten mich noch in derselben Nacht zum
    schrecklichsten Abenteuer meines Lebens verleiten. Wenn ich
    bloß daran denke, wird mir übel!
    Es kam so: Das Abenteuer auf dem Baum hatte mich
    übermäßig erregt, und an Schlaf war nicht zu denken.
    Summerlee hielt Wache. Er saß vornübergebeugt an unserem
    kleinen Feuer, eine komische, eckige Gestalt. Seine Flinte hatte
    er über die Knie gelegt, und sein spitzer Ziegenbart wackelte
    jedesmal, wenn er schläfrig nickte. Lord John lag still in seinen
    südamerikanischen Poncho gewickelt, und Challenger
    schnarchte, daß es nur so in den Bäumen grollte. Der
    Vollmond schien hell, und die Luft war frisch und kühl. Welch
    eine Nacht für einen Spaziergang!
    Warum eigentlich nicht? dachte ich plötzlich.
    Angenommen, ich schlich mich leise fort. Angenommen, ich
    fand einen Weg hinunter zum See. Angenommen, ich war zum
    Frühstück mit einer Beschreibung dieses Ortes zurück – würde
    man mich dann nicht für einen noch brauchbareren Mann
    halten?
    Und falls sich Summerlee dann durchsetzte und eine
    Möglichkeit zum Entkommen gefunden wurde, kehrten wir
    nach London zurück und kannten das innerste Geheimnis des
    Plateaus, zu dem ich allein und als einziger vorgedrungen
    war.
    Ich dachte an Gladys und McArdle. Einen Artikel von
    mindestens drei Spalten würde das geben, und damit war
    meine Karriere gesichert.
    Ich griff mir ein Gewehr, steckte mir die Taschen voll
    Patronen und schlüpfte zwischen den Dornbüschen am
    Eingang unserer Schutzhecke hindurch. Mein letzter Blick fiel
    auf den eingeschlafenen Summerlee, den unfähigsten aller
    Wachtposten, der noch immer vor dem verglimmenden Feuer
    saß und mit dem Kopf nickte.
    Ich war noch keine hundert Meter weit gegangen, als ich
    meinen voreiligen Entschluß schon bereute. Ich habe eine zu
    lebhafte Phantasie, um ein wirklich mutiger Mann zu sein,
    aber allein schon der Gedanke, für ängstlich gehalten zu
    werden, macht mich krank. Ich brachte es einfach nicht fertig,
    mich unverrichteter Dinge wieder zurückzuschleichen, also
    ging ich weiter, obwohl sich alles in mir dagegen sträubte.
    Es war grauenvoll. Die Bäume standen so dicht, und ihre
    Zweige waren so ineinander verfilzt, daß ich vom Mondlicht
    nichts sehen konnte. Nur da und dort bildeten die hohen
    Bäume vor dem Hintergrund des bestirnten Himmels ein
    wirres Netz. Als meine Augen sich an die Finsternis
    gewöhnt hatten, lernte ich verschiedene Grade der
    Dunkelheit unter den Bäumen unterscheiden. An einzelnen
    Stellen konnte man undeutliche Umrisse sehen. Dazwischen
    lagen wie Höhlenöffnungen tiefschwarze Schatten, vor
    denen ich voller Schrecken zurückzuckte. Ich mußte an den
    verzweifelten Schrei des gemarterten Iguanodons denken,
    jenen entsetzlichen Schrei, der die Wälder hatten erzittern
    lassen, und an die warzige, von Blut triefende Schnauze, die
    ich im Schein von Lord Johns Fackel gesehen hatte. Im
    Jagdgebiet dieser Bestie befand ich mich jetzt. Jeden
    Augenblick konnte sie sich aus dem Schatten auf mich
    stürzen – dieses namenlose, schreckliche Ungeheuer. Ich
    hielt an, nahm eine Patrone aus der Tasche und öffnete die
    Kammer meines Gewehrs. Als ich den Hebel berührte, setzte
    mein Herz aus. Was ich mitgenommen hatte, war die
    Schrotflinte und nicht mein Gewehr!
    Wieder war ich nahe

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