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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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gegenüber
    erwähnt, Professor Challenger.«
    Der Professor nickte. »Unser junger Freund hat tatsächlich
    etwas Derartiges gesagt. Er ist ja auch als einziger von uns mit
    dem keltischen Temperament begabt, das ihn für derartige
    Wahrnehmungen empfänglich macht.«
    »Diese Theorien über Telepathie …«, schnaubte Summerlee
    geringschätzig und stopfte sich seine Pfeife.
    »Sind zu umfangreich, um hier diskutiert zu werden«, schnitt
    ihm Challenger mit Bestimmtheit das Wort ab. »Und jetzt
    sagen Sie einmal, junger Mann, haben Sie zufällig beobachtet,
    ob dieses Wesen imstande ist, den Daumen über die
    Handfläche zu kreuzen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Besitzt es einen Schwanz?«
    »Nein.«
    »Hat es Füße, mit denen es greifen kann?«
    »Ich glaube nicht, daß es so schnell hätte die Flucht
    ergreifen können, wenn es keinen festen Halt mit den Füßen
    gehabt hätte.«
    » Falls mich mein Gedächtnis nicht im Stich läßt, gibt es in
    Südamerika – ich bitte Sie, mich zu korrigieren, wenn es nicht
    stimmt, Professor Summerlee – an die sechsunddreißig
    Affenarten, zu denen der Menschenaffe jedoch nicht zählt. Hier
    auf diesem Plateau scheint es ihn allerdings zu geben, er
    unterscheidet sich jedoch in seinem Äußeren vom Gorilla, den
    man nur in Afrika und im Fernen Osten antrifft. Hier handelt es
    sich nach der Beschreibung unseres jungen Freundes um einen
    bärtigen, pigmentarmen Typus, was durch sein Leben im
    Schatten der Bäume erklärt wird. Wir müssen uns nun die Frage
    stellen, ob er mehr dem Affen oder mehr dem Menschen gleicht.
    Trifft das letztere zu, so könnte es sich um das vielberedete
    ›Bindeglied‹ handeln – wie sich Laien auszudrücken pflegen. Die
    Beantwortung dieser Frage dürfte im Moment unser dringendstes
    Anliegen sein.«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Professor Summerlee. »Da wir
    mit Hilfe der Intelligenz und Tatkraft Mr. Malones …«
    (Verzeihen Sie, Mr. McArdle, aber ich kann nicht umhin,
    seine genauen Worte zu zitieren, denn ich bin stolz darauf.)
    Also: »Da wir mit Hilfe der Intelligenz und Tatkraft Mr.
    Malones endlich im Besitz einer Karte sind und somit die
    geografische Beschaffenheit des Plateaus kennen, muß es
    unser dringendstes und einziges Anliegen sein, so schnell wie
    möglich von hier wegzukommen.«
    »An den Suppentopf der Zivilisation«, setzte Professor
    Challenger geringschätzig hinzu.
    »O nein, werter Kollege – an das Tintenfaß der Zivilisation.«
    Professor Summerlee lächelte überlegen. »Es ist jetzt unsere
    zwingende Pflicht, die von uns ermittelten Ergebnisse zu
    Protokoll zu bringen und die weitere Erforschung des Gebiets
    anderen zu überlassen. Bevor Mr. Malone auf den Baum
    gestiegen ist, waren in dem Punkt alle mit mir einig.«
    »Ich gebe zu«, sagte Professor Challenger, »daß auch ich
    ruhiger schlafen werde, wenn das Ergebnis unserer Expedition
    dem Zoologischen Institut in London und seinen notorischen
    Zweiflern übergeben ist. Wie wir allerdings von diesem
    Plateau herunterkommen sollen, ist mir nach wie vor ein Rätsel.
    Da es jedoch für mich noch kein Problem gegeben hat, das ich
    nicht bewältigt hätte, verspreche ich Ihnen, mich morgen
    eingehend damit zu beschäftigen.« – Und dabei blieb es erst
    einmal.
    §
    Am Abend wurde beim Schein des Lagerfeuers und einer
    Kerze die erste Karte der verschollenen Welt aufgezeichnet.
    Jedes von mir nur grob angedeutete Detail wurde ausgearbeitet
    und in die richtige Relation gebracht.
    Challengers Bleistift blieb schließlich über der Stelle
    hängen, die den See darstellte.
    »Und wie nennen wir ihn?« fragte er.
    »Vielleicht nach Ihnen«, sagte Professor Summerlee spitz.
    »Das wäre für Sie doch die Gelegenheit, Ihren Namen endlich
    verewigen zu können.«
    »Mein Name, mein Bester, wird durch gravierendere Dinge
    verewigt und der Nachwelt überliefert werden«, sagte
    Professor Challenger ebenso spitz. »Jeder Dummkopf kann
    einen Berg oder einen Fluß nach sich benennen. Ich habe das
    nicht nötig, denn mir stehen andere Mittel zur Verfügung.«
    Professor Summerlee verzog den Mund zu einem
    spöttischen Grinsen und wollte gerade zur nächsten Stichelei
    übergehen, aber Lord John schaltete sich schnell ein.
    »Ich finde«, sagte er, »daß Mr. Melone den Namen
    bestimmen sollte. Er hat ihn schließlich als erster gesehen, und
    wenn er ihn Malone-See nennen will, so ist das sein gutes
    Recht.«
    »Aber natürlich!« rief Professor Challenger. »Unser

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