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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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riesiger Füße und dem Keuchen gigantischer Lungen
    der Drache wieder hinter mir her. Er war mir unmittelbar auf
    den Fersen.
    Was für ein Narr war ich gewesen, so lange zu überlegen,
    ehe ich die Flucht ergriffen hatte. Bis dahin hatte er mich nur
    nach dem Geruch verfolgt und war verhältnismäßig langsam
    vorangekommen. Als ich aber zu rennen anfing, hatte er mich
    gesehen. Und von da ab sprang er in gewaltigen Sätzen. Das
    Mondlicht schien auf seine riesigen vorstehenden Augen, auf
    die gewaltigen Zahnreihen in seinem offenen Maul und die
    blanken Krallen an seinen kurzen, mächtigen Vorderarmen.
    Mit einem Entsetzensschrei warf ich mich herum und stürzte
    kopflos weiter. Hinter mir wurde der schwere, keuchende Atem
    des Ungeheuers lauter und lauter. Schon waren seine schweren
    Tritte neben mir, und ich erwartete jeden Augenblick, seinen
    Würgegriff im Nacken zu spüren. Da gab es plötzlich einen
    Krach – ich stürzte ins Leere, und alles versank in Stille und
    Dunkelheit.
    §
    Als ich wieder zu mir kam – lange konnte ich nicht
    besinnungslos gewesen sein, höchstens ein paar Minuten –,
    bemerkte ich als erstes den ekelerregenden Gestank. Ich tastete
    umher und griff mit der einen Hand in etwas, das sich wie ein
    Klumpen Fleisch anfühlte, während ich in der anderen plötzlich
    einen Knochen hatte. Über mir ein kreisrunder Ausschnitt des
    Sternenhimmels – ich lag also auf dem Grund einer Grube.
    Ich rappelte mich auf. Jeder einzelne Knochen tat mir weh,
    aber gebrochen schien nichts zu sein. Ich konnte alle Glieder
    und Gelenke bewegen.
    Als mir langsam wieder einfiel, warum ich überhaupt in
    diese Grube gestürzt war, riß ich erschreckt den Kopf hoch,
    aber nirgends eine Spur des Ungeheuers. Auch nicht das
    geringste Geräusch.
    Ich tastete mich vorsichtig durch die Dunkelheit. Die
    Wände der Grube fielen schräg ab. Ihr Boden war eben, der
    Durchmesser betrug etwa zwanzig Fuß. Überall lagen
    Fleischfetzen herum. Sie waren halb verwest, daher der
    unerträgliche Gestank.
    Genau in der Mitte der Grube berührten meine Finger etwas
    Hartes: einen senkrecht stehenden Pfahl, der in den Boden
    gerammt war. Er war so hoch, daß ich seine Spitze mit der
    Hand nicht erreichen konnte. Er schien mit Fett oder Öl
    eingeschmiert zu sein.
    Plötzlich erinnerte ich mich an die Schachtel mit
    Streichhölzern in meiner Hosentasche. Ich zog sie heraus,
    zündete eines an und sah mich in seinem flackernden Schein
    um.
    Wozu die Grube diente, war mir im selben Moment klar. Es
    handelte sich um eine Falle – von Menschenhand gebaut. Der
    Pfahl in der Mitte war an die neun Fuß hoch, an seiner Spitze
    klebte das vertrocknete Blut von den Tieren, die sich hier
    aufgespießt hatten. Die Fleischfetzen auf dem Boden dienten
    als Köder.
    Menschen könnten sich auf dem Plateau nicht behaupten,
    hatte Professor Challenger einmal gesagt. Ihre jämmerlichen
    Waffen und Hilfsmittel seien gegen die Untiere, die es
    bewohnten, nicht ausreichend. Aber sie hatten sich zu helfen
    gewußt und eine Möglichkeit gefunden, zu überleben. In ihre
    kleinen Höhlen konnten die Ungeheuer nicht eindringen, sie
    boten den Menschen, wie sie nun auch immer aussehen
    mochten, Schutz vor räuberischen Angriffen. Gegen die
    grenzenlose Kraft der Bestien machtlos, hatten sie auf den
    Trampelpfaden Gruben angelegt und damit bewiesen, daß sie
    den Tieren doch überlegen waren.
    Für einen durchtrainierten Mann wie mich war es keine
    Schwierigkeit, die schrägen Wände der Grube zu überwinden,
    aber ich brauchte meine Zeit, bis ich wieder nach oben und
    damit in die Reichweite des Ungeheuers gelangte, dem ich so
    knapp entronnen war. Woher konnte ich wissen, ob es mir nicht
    immer noch auflauerte?
    Beim Gedanken an ein Gespräch zwischen den beiden
    Professoren über die Lebensgewohnheiten der Saurier faßte ich
    schließlich Mut. Challenger und Summerlee waren sich einig
    gewesen, daß diese Tiere praktisch kein Gehirn besitzen, weil
    in ihrer winzigen Schädelhöhle kein Platz dafür vorhanden ist.
    Ihr Aussterben sei in erster Linie auf ihre eigene Dummheit
    zurückzuführen, die es ihnen nicht ermöglicht hatte, sich neuen
    Umweltbedingungen anzupassen.
    Falls die Bestie noch auf der Lauer lag, war das ein Beweis
    dafür, daß sie begriffen haben mußte, was mit mir passiert war,
    und somit die Fähigkeit besaß, Ursache und Wirkung
    miteinander in Verbindung zu bringen.
    Da der Saurier jedoch laut Challenger und Summerlee

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