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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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nackte
    Mordlust. Es waren große Kerle, so groß wie Menschen, aber
    stärker. Komische glasige graue Augen haben sie, unter roten
    Büscheln. Sie saßen einfach da und glotzten und glotzten.
    Challenger ist bestimmt kein Hasenfuß, aber sogar er war
    eingeschüchtert. Er schaffte es schließlich, sich auf die Beine zu
    stellen. Dann brüllte er sie an, sie sollten doch ruhig tun, was
    sie mit uns vorhätten. Dann hätten wir’s wenigstens hinter
    uns. Ich glaube, der unerwartete Überfall hat ihn ein
    Stückchen Verstand gekostet, denn er hat wie ein Wahnsinniger
    geschimpft und getobt. Vor seinen verhaßten Journalisten hätte
    er sich nicht schlimmer aufführen können.«
    »Und dann?«
    »Dann dachte ich, daß jetzt alles aus ist, aber da kam
    plötzlich die Wende. Die Affen gackerten und schnatterten, bis
    sich endlich einer aus ihrer Mitte löste und neben Challenger
    stellte. Sie werden es nicht glauben, Malone, aber ich gebe
    Ihnen mein Wort, daß die beiden hätten Brüder sein können.
    Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich
    es selbst nicht glauben. Dieser alte Affenmensch – er war ganz
    offensichtlich der Anführer der Meute – war ein Challenger in
    rot, mit denselben Schönheitsmerkmalen ausgestattet wie unser
    Professor. Derselbe gestauchte Körperbau, dieselben breiten
    Schultern, derselbe gewölbte Brustkasten, auch kaum ein Hals,
    ein roter, gewellter Bart, buschige Brauen und dieser
    herausfordernde Blick, der einen auch bei Challenger rasend
    machen kann.«
    »Weiter«, drängte ich, als Lord John seine Erzählung
    unterbrach, um nach allen Seiten prüfende Blicke zu werfen.
    »Als der Affenmensch unserem Professor dann auch noch
    eine Pranke auf die Schulter legte«, fuhr er schließlich im
    Flüsterton fort, »war das Schauspiel komplett, und Summerlee
    lachte, bis ihm die Tränen über das Gesicht liefen. Nicht, daß
    er sich über seinen Kollegen lustig gemacht hätte, ich glaube,
    es war eher ein Anfall von Hysterie. Wie dem auch sei, die
    Affenmenschen stimmten plötzlich in das Lachen ein,
    klatschten sich auf die Bäuche und hüpften auf und ab. Die
    Fröhlichkeit hielt jedoch nicht lange an, und es wurde wieder
    blutiger Ernst. Die Affenmenschen schleppten uns durch den
    Wald. Unsere Waffen, die Munition und die anderen Geräte
    rührten sie nicht an. Sie hatten allem Anschein nach Angst
    davor. Dafür nahmen sie aber mit, was sie an Lebensmitteln
    finden konnten – bis auf die Konserven. Die ließen sie liegen,
    weil sie nicht ahnten, daß sich darin etwas Eßbares befindet.
    Summerlee und ich wurden herumgeboxt und herumgestoßen
    und durch die Dornen gezerrt. Sie brauchen sich ja bloß
    anzuschauen, wie ich aussehe. Den Affenmenschen macht das
    Gestrüpp nichts aus, denn sie haben eine Haut wie Leder.«
    »Sie sprechen immer nur von Summerlee und sich«, sagte
    ich. »Was war mit Challenger?«
    »Das will ich eben erzählen. Challenger wurde eine
    Sonderbehandlung zuteil. Ihn trugen vier von den Affen wie
    einen römischen Kaiser … Haben Sie das gehört?«
    In der Ferne ein klickendes Geräusch. Ähnlich wie das
    rhythmische Schlagen von Kastagnetten.
    »Da sind sie«, zischte Lord John und lud beide Läufe seines
    Gewehrs. »Alles durchladen, Malone. Wir lassen uns nicht
    lebend fangen, das schwöre ich Ihnen. Den Krach machen sie,
    wenn sie aufgeregt sind … Hören Sie noch etwas?«
    »Nur noch ganz weit entfernt«, antwortete ich.
    »Der kleine Haufen kann nicht viel ausrichten«, sagte Lord
    John, »aber wir müssen damit rechnen, daß es überall von
    ihren Suchtrupps wimmelt. Aber zurück zu dem, was
    geschehen ist. Sie haben uns in ihr Dorf geschleppt. Es besteht
    aus vielleicht tausend Hütten aus großen Blättern und Zweigen,
    die in einem Hain ziemlich dicht am Rand der Klippen stehen.
    Von hier aus sind es vielleicht drei bis vier Meilen dorthin.
    Diese stinkenden Kreaturen haben mich überall angefaßt, es
    graust mir vor mir selber. Sie haben uns gefesselt, derjenige,
    der mich eingeschnürt hat, konnte Knoten machen wie ein alter
    Seebär. Und da lagen wir dann unter einem Baum, die Beine
    am Stamm hochgebunden, und wurden von einer der größten
    dieser Mißgeburten bewacht, während Professor Challenger in
    einer Baumkrone hockte, Ananas aß und den lieben Gott einen
    guten Mann sein ließ. Ich muß allerdings sagen, daß er uns
    Obst zusteckte und schließlich eigenhändig unsere Fesseln
    löste. Aber erst einmal hockte er mit seinem

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