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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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wir
    uns auf den Weg.«
    Wir benutzten die Zeit dazu, eine Büchse zu öffnen und
    etwas zu essen. Lord John, der seit über vierundzwanzig
    Stunden nichts zu sich genommen hatte, verschlang
    Dreiviertel davon.
    Und schließlich brachen wir auf, die Taschen voll Patronen,
    die Gewehre durchgeladen. Zur Vorsicht markierten wir das
    Versteck, um es notfalls wieder finden zu können.
    Schweigend pirschten wir durch das Unterholz, bis wir am
    Rand der Klippen, ganz in der Nähe unseres ersten Lagers
    waren. Hier hielten wir einen Moment an, und Lord John
    legte mir seinen Schlachtplan vor.
    »Solange wir im Unterholz sind, sind uns die Affen
    überlegen«, sagte er. »Sie sehen uns, aber wir sehen sie nicht.
    Auf freiem Feld ist es umgekehrt. Da sind wir im Vorteil, weil
    wir schneller vorwärtskommen. Wir müssen uns also möglichst
    im offenen Gelände bewegen. Am Rande des Plateaus stehen
    nur vereinzelt hohe Bäume, folglich schleichen wir uns daran
    entlang. Gehen Sie langsam, halten Sie die Augen offen und das
    Gewehr schußbereit. Und das Wichtigste, Malone – lassen Sie
    sich um alles in der Welt nicht von ihnen gefangen nehmen,
    solange Sie noch eine Kugel im Lauf haben.«
    Am Rand der Klippen angekommen, blickte ich hinunter.
    Unser guter schwarzer Zambo hockte direkt unter uns auf
    einem Felsblock und rauchte eine dicke Zigarre. Ich hätte
    etwas darum gegeben, ihn rufen und ihm sagen zu können, wie
    es um uns stand, aber das wäre zu gefährlich gewesen. Um uns
    herum wimmelte es von scheußlichen Kreaturen. Immer wieder
    hörten wir ihr seltsames Schnattern, und immer wieder
    hechteten wir uns hinter einen Busch und rührten uns nicht,
    bis sie vorbei waren.
    Wir kamen daher nur sehr langsam vorwärts, und zwei
    Stunden waren wenigstens verstrichen, bis ich plötzlich an Lord
    Johns vorsichtigen Bewegungen sah, daß wir am Ziel sein
    mußten. Er befahl mir durch ein Zeichen, mich zu ducken,
    während er weiterkroch.
    Nach etwa einer Minute war er wieder zurück.
    »Schnell!« zischte er. »Los, schnell. Ich bete zu Gott, daß wir
    nicht zu spät kommen.«
    Ich zitterte vor Aufregung, als ich vorwärtskroch, mich
    neben ihn legte und zwischen den Büschen hindurch auf eine
    Lichtung spähte, die sich vor uns ausdehnte.
    Es war ein Anblick, den ich nie vergessen werde, bis an
    meinen letzten Tag nicht – so unwirklich, so unfaßlich, daß ich
    nicht weiß, wie ich ihn beschreiben soll. Falls es mir vergönnt ist,
    noch einmal auf dem Sofa im Savage-Club zu sitzen und auf die
    eintönige Uferpromenade hinauszublicken, wird mir dies alles
    wie ein übler Traum, wie ein Fieberdelirium vorkommen. So will
    ich es jetzt aufschreiben, solange ich es noch frisch im
    Gedächtnis habe. Lord John, der an meiner Seite im feuchten
    Gras gelegen hat, wird bezeugen können, daß ich die Wahrheit
    sage.
    Ein weiter freier Platz lag vor uns – einige hundert Meter im
    Durchmesser. Er reichte bis unmittelbar an den Rand der Klippen
    und war mit grünem Rasen und Farnbüschen bewachsen. Darum
    herum ein Halbkreis von Bäumen, in deren Zweigen,
    übereinandergebaut, merkwürdige Hütten aus Laub steckten. In
    den Eingängen der Hütten und auf den Asten der Bäume drängte
    sich eine dichte Menge von Affenmenschen, die ich wegen ihrer
    Größe für Frauen und Kinder des Stammes hielt. Sie bildeten den
    Hintergrund des Bildes und blickten mit gespanntem Interesse
    auf die Szene, die uns den Atem stocken ließ.

    Im Freien, dicht am Rande der Klippen, hatte sich eine
    Horde von ein paar hundert dieser zottigen, rothaarigen
    Kreaturen versammelt und zu meinem großen Erstaunen nach
    einer gewissen Ordnung postiert. Vorn stand eine Gruppe
    Indianer – kleine, wohlproportionierte, rothäutige Burschen,
    deren Haut im hellen Sonnenlicht wie Bronze leuchtete. Ein
    langer, dünner weißer Mann stand neben ihnen, den Kopf
    gesenkt, die Arme verschränkt. Seine Haltung drückte
    Verzweiflung und Niedergeschlagenheit aus. Die eckige
    Gestalt gehörte unverkennbar Professor Summerlee.
    Vor dieser kläglichen Gruppe von Gefangenen und um sie
    herum standen mehrere Affenmenschen, die sie scharf
    bewachten und jede Flucht unmöglich machten. Etwas abseits
    standen zwei Gestalten am Rand der Klippen. Sie wirkten
    derart merkwürdig und trotz der ernsten Lage lächerlich, daß
    ihnen meine ganze Aufmerksamkeit galt. Die eine davon war
    unser Professor Challenger. Die Überreste seiner Jacke hingen
    ihm in Fetzen von den Schultern, sein Hemd

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