Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
den
    Notfall bereit, pflegten aber andererseits freundschaftliche
    Beziehungen zu ihnen. Wir besuchten auch ihre Höhlen,
    äußerst merkwürdige Behausungen, von denen wir nicht
    wußten, ob sie durch Menschenhand oder Naturgewalten
    entstanden waren. Sie lagen sämtlich in einer Schicht von
    verhältnismäßig
    weichem
    Gestein,
    die
    zwischen
    vulkanischem Basalt und hartem Granit verlief.
    Die Öffnungen waren etwa achtzig Fuß über dem Boden.
    Lange Steintreppen führten zu ihnen hinauf. Sie waren so
    schmal und steil, daß kein Tier sie ersteigen konnte. Innen
    waren die Höhlen warm und trocken. Gerade Gänge von
    unterschiedlicher Länge führten in den Fels hinein, ihre glatten
    grauen Wände waren mit Kohlezeichnungen bemalt, welche
    die verschiedenen Formen tierischen Lebens darstellten, von
    denen die Einwohner des Plateaus umgeben waren. Selbst wenn
    plötzlich alles Leben in Maple-White-Land erlosch, konnte ein
    künftiger Forscher hier immer noch im Überfluß Beweise für
    die einmalige Fauna finden, die in grauer Vorzeit einmal die
    ganze Erde bevölkert hatte.
    Seit wir erfahren hatten, daß die riesigen Iguanodone als
    zahme Herdentiere von den Indianern gehalten wurden und
    einfach wandelnde Fleischvorräte darstellten, glaubten wir,
    daß der Mensch hier sogar mit seinen primitiven Waffen die
    Vorherrschaft erlangt hatte. Daß er in Wirklichkeit aber nur
    geduldet wurde, sollten wir bald feststellen müssen.
    Am dritten Tag nach der Errichtung unseres Lagers bei den
    Höhlen waren Challenger und Summerlee gemeinsam zum See
    hinuntergegangen, wo einige Eingeborene nach ihren
    Anweisungen einzelne Exemplare großer Echsen harpunierten.
    Lord John und ich waren im Lager zurückgeblieben. Eine
    Anzahl von Indianern war auf dem grasbewachsenen Hang vor
    den Höhlen mit den verschiedensten Arbeiten beschäftigt.
    Plötzlich hörten wir einen schrillen Entsetzensschrei, und das
    Wort Stoa erscholl aus hundert Kehlen. Männer, Frauen und
    Kinder stürzten von allen Seiten in panikartiger Flucht herbei,
    jagten die Treppen hoch und verschwanden in den Höhlen.
    Mit wilden Gesten versuchten sie, uns zu verstehen zu
    geben, daß wir ihnen folgen sollten, doch wir hatten bereits zu
    den Gewehren gegriffen und wollten erst einmal sehen, welche
    Gefahr hier drohte. Plötzlich brach aus dem nahen
    Baumgürtel eine Gruppe von zwölf bis fünfzehn Indianern
    hervor, die um ihr Leben rannten. Ihnen folgten unmittelbar auf
    den Fersen zwei jener grausigen Ungeheuer, die einmal unser
    Lager umschlichen und mich auf meiner Nachtwanderung
    verfolgt hatten. In der Gestalt glichen sie scheußlichen Kröten.
    Sie bewegten sich in langen Sprüngen vorwärts und übertrafen
    an Größe und Massigkeit jeden Elefanten. Bisher hatten wir sie
    nur während der Nacht gesehen – sie sind tatsächlich auch
    Nachttiere und lassen sich tagsüber nur dann blicken, wenn
    sie, so wie diese beiden, in ihren Schlupfwinkeln gestört
    wurden. Ihre fleckige, warzige Haut schillerte bei jeder ihrer
    Bewegungen, wir hatten jedoch nicht viel Zeit, sie zu
    betrachten, denn in Sekundenschnelle hatten sie die fliehenden
    Indianer eingeholt und begannen ein furchtbares Blutbad unter
    ihnen anzurichten.
    Ihre Methode war einfach: sie ließen sich mit ihrem ganzen
    Gewicht auf ihr Opfer fallen, zermalmten es unter sich und
    stürzten sich sofort auf das nächste. Die unglückseligen
    Indianer schrien vor Entsetzen. Wehrlos waren sie der blinden
    Zerstörungswut dieser Kreaturen ausgeliefert.
    Kein halbes Dutzend war mehr am Leben, als Lord John
    und ich versuchten, ihnen zu Hilfe zu kommen. Unsere
    Bemühung hatte nur geringen Erfolg und brachte uns selber in
    größte Gefahr. Auf eine Entfernung von nur wenigen hundert
    Metern schossen wir unsere Magazine leer und jagten den
    Bestien Kugel auf Kugel in den Leib. Die Wirkung war nicht
    größer, als hätten wir sie mit Papierkügelchen beworfen. Ihre
    Reptiliennatur macht sich nichts aus Wunden, und ihre
    Lebenszentren, die nicht in einem Gehirn vereinigt, sondern
    über das ganze Rückenmark verteilt sind, konnten durch
    unsere modernen Waffen nicht zerstört werden. Das Äußerste,
    was wir erreichten, war, daß wir sie mit dem Krach und
    Mündungsfeuer unserer Gewehre ablenkten und so für die
    Indianer und uns Zeit gewannen, die Höhlen zu erreichen.
    Wo jedoch die Explosivgeschosse des zwanzigsten
    Jahrhunderts wirkungslos geblieben waren, sollte den
    vergifteten Pfeilen der Indianer – in

Weitere Kostenlose Bücher