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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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nicht
    auch? Aber ungesellig. Ungehobelte rauhe Manieren Fremden
    gegenüber, wie Sie sich wahrscheinlich erinnern werden. Ich
    habe mir diese Rüstung gebastelt, damit sie mich nicht so
    herumschubsen können.«
    »Trotzdem begreife ich nicht, was Sie da unten in dem
    Sumpf wollen.«
    Lord John sah mich fragend an und zögerte einen Moment
    lang, bevor er antwortete.
    »Nicht nur Professoren sind von Forscherdrang beseelt, mein
    lieber Malone«, sagte er schließlich. »Ich will mir diese
    reizenden Tierchen etwas genauer ansehen, und das sollte Ihnen
    genügen.«
    »Verzeihen Sie, ich wollte nicht aufdringlich sein«, sagte ich
    hastig.
    In dem Moment fand Lord John wieder zu seiner sonst
    üblichen guten Laune zurück, und er lachte.
    »Schon gut, Malone. Ich will eines von den Biestern – ein
    ganz junges natürlich – für Challenger fangen. Das ist ein
    weiterer Grund. Nein, Sie sollen mich nicht begleiten. Also –
    bis dann. Bei Einbruch der Dunkelheit bin ich wieder
    zurück.«
    Damit schlüpfte er wieder in seine Rüstung und marschierte
    weiter.
    Wenn Lord Johns Betragen merkwürdig gewesen war, so
    konnte man das von Professor Challengers Betragen erst recht
    behaupten. Ich muß an dieser Stelle erzählen, daß er
    offensichtlich eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die
    indianischen Frauen ausübte und deshalb immer mit einem
    Palmenwedel bewaffnet war, mit dessen Hilfe er sie wie
    lästige Fliegen verscheuchte.
    Ich werde nie vergessen, wie er an jenem frühen Morgen
    wie ein Operettensultan einherstolzierte, das Zeichen seiner
    Würde in der Hand, den Bart gesträubt, die Fußspitzen bei
    jedem Schritt gerade nach vorn gerichtet und einen Schwarm
    von Indianerfrauen mit großen, glühenden Augen und
    spärlichen Gewändern aus Baumrinde hinter sich her. Alle paar
    Meter fuhr er herum und zischte wie ein erboster Gänserich,
    aber ohne Erfolg.
    Und Professor Summerlee, von diesem morgendlichen
    Spaziergang seines Kollegen völlig unbeeindruckt, saß am
    Rande des Geschehens und widmete sich der Betrachtung von
    Insekten und Vögeln, einer Beschäftigung, mit der er den Tag
    verbrachte, wenn er nicht gerade Challenger Vorwürfe machte,
    weil dieser immer noch keine Möglichkeit gefunden habe,
    diesen Zwangsaufenthalt zu beenden.
    Challenger war in den letzten Tagen allmorgendlich allein
    weggegangen und meistens mit der gewichtigen Miene eines
    Mannes zurückgekommen, der die ganze Last der
    Verantwortung allein auf den Schultern trägt. Eines Morgens
    forderte er uns auf, mitzukommen. Den Palmenwedel in der
    Hand, den Schwarm von Anbeterinnen auf den Fersen, führte
    er uns zu seiner verborgenen Werkstatt und weihte uns in
    seine Pläne ein.
    Der Schauplatz war eine kleine Lichtung inmitten eines
    Palmenhains. Hier befand sich jener brodelnde Schlammgeysir,
    den ich schon beschrieben habe. Daneben lag eine Anzahl von
    Riemen, die aus einer Iguanodonhaut geschnitten waren, und
    ein großer Sack – der getrocknete Magen einer Fischechse, wie
    sich herausstellte. Der Sack war am einen Ende zugenäht, am
    anderen war eine kleine Öffnung gelassen worden. In dieser
    Öffnung steckten mehrere Bambusrohre, deren anderes Ende
    Challenger jetzt in die trichterförmigen Vertiefungen bohrte,
    aus denen das Gas des Geysirs austrat.
    Es dauerte nicht lange, dann glätteten sich die schlaffen
    Wände des Sacks und schwollen an. Als es den Anschein hatte,
    als wolle der Sack in die Höhe schweben, band Challenger die
    Riemen, die daran befestigt waren, wie ich jetzt erst merkte, an
    Baumstämmen fest. Innerhalb von etwa dreißig Minuten hatte
    sich ein stattlicher Gasballon gebildet. Der Zug an den Riemen
    ließ erkennen, daß der Auftrieb beachtlich war.
    Challenger stand stolz lächelnd neben seiner Erfindung,
    strich
    sich
    wohlgefällig
    den
    Bart
    und
    war
    die
    Selbstzufriedenheit in Person.
    »Sie wollen aber doch hoffentlich nicht von uns verlangen,
    daß wir mit dem Ding da davonfliegen sollen?« sagte
    Summerlee mit eisiger Stimme.
    »Ich verlange gar nichts, werter Herr Kollege«, entgegnete
    der Professor. »Ich will Ihnen lediglich vorführen, welche
    Kraft der von mir erdachte und gefertigte Flugkörper besitzt.
    Anschließend, daran zweifle ich keine Sekunde, werden Sie sich
    ihm bedenkenlos anvertrauen.«
    »Das können Sie sich gleich aus dem Kopf schlagen, mein
    Lieber«, sagte Summerlee im Brustton der Überzeugung.
    »Keine zehn Pferde bringen mich dazu, eine solche Dummheit
    zu begehen.

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