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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Blasen
    bildete. Er steckte ein hohles Schilfrohr hinein und schrie in
    kindlichem Entzücken auf, als er mit einem brennenden
    Streichholz am anderen Ende des Rohres einen Knall und eine
    blaue Stichflamme produzieren konnte. Noch erfreuter zeigte
    er sich, als es ihm gelang, einen Lederbeutel, den er über das
    Rohr gestülpt und mit Gas gefüllt hatte, in die Luft steigen zu
    lassen.
    »Ein brennbares Gas, das entschieden leichter als Luft ist«,
    erklärte er. »Ich möchte behaupten, daß es einen beträchtlichen
    Anteil von freiem Wasserstoff enthält. Die Flut erfinderischer
    Einfalle ist bei G.E.Ch. noch nicht versiegt, mein junger
    Freund. Ich werde Ihnen noch beweisen, wie man sich die
    Natur nach seinem Willen dienstbar machen kann.«
    Er war erfüllt von einem geheimen Plan, wollte aber nichts
    weiter verraten.
    Von allem, was wir am Ufer sahen, erschien mir nichts so
    wundervoll wie die gewaltige Wasserfläche vor uns. Unsere
    Anwesenheit hatte alle Lebewesen vom Ufer verscheucht. Bis
    auf einige Pterodactylen, die hoch über unseren Köpfen ihre
    Kreise zogen und auf Abfälle wartete, blieb um das Lager
    herum alles still.
    Ganz anders war es aber auf den rötlich leuchtenden
    Wassern des Gladys-Sees. Er kochte und brodelte vor Leben.
    Große
    schieferfarbene
    Leiber
    und
    hohe,
    gezackte
    Rückenflossen schossen in silbrigem Schaum aus dem Wasser
    empor und stürzten sich wieder hinab in die Tiefe. Auf den
    Sandbänken weiter draußen krochen schwerfällige Tiere herum
    – riesige Schildkröten, sonderbare Saurier und eine große, platte
    Kreatur, die sich wie eine pulsierende, fettig schwarze Masse
    langsam zum See hinunterwand. Da und dort ragten
    Schlangenköpfe aus dem Wasser, die mit einem kleinen
    Schaumkragen vorn und einer langen, strudelnden Welle hinten
    sich schnell dahinzogen, wobei sie in graziösen Bewegungen
    auf- und niederwogten. Als eines dieser Geschöpfe ein paar
    hundert Meter vor uns auf eine Sandbank glitt und dabei
    unterhalb des langen Schlangenhalses ein plumper,
    faßförmiger Rumpf mit riesigen Ruderflossen zum Vorschein
    kam, brachen Challenger und Summerlee, der sich inzwischen
    zu uns gesellt hatte, in Begeisterungsstürme aus.
    »Ein Plesiosaurus! Ein Süßwasser-Plesiosaurus!« rief
    Summerlee. »Daß ich einen solchen Anblick erleben darf! Wir
    sind die glücklichsten aller Zoologen seit Weltbeginn, mein
    lieber Challenger!«
    Erst als die Nacht hereingebrochen war und die Feuer
    unserer Verbündeten rot im Dunkeln leuchteten, konnten sich
    unsere beiden Gelehrten von den Wundern dieses urzeitlichen
    Sees losreißen. Am Ufer liegend, hörten wir bis spät in die
    Nacht hinein ihr Schnaufen und Platschen.
    §
    Mit dem Morgengrauen wurde es in unserem Lager lebendig,
    und schon eine Stunde später waren wir zu unserer
    denkwürdigen Expedition unterwegs. Oft hatte ich davon
    geträumt, einmal Kriegsberichterstatter zu werden. Aber einen
    Feldzug wie diesen hätte ich mir auch im wildesten Traum
    nicht ausmalen können. Hier folgt also mein erster Bericht
    vom Schlachtfeld:
    Ein weiterer Trupp von Eingeborenen war während der
    Nacht aus den Höhlen gekommen und hatte unsere Zahl
    verstärkt. Wir mögen beim Abmarsch vier- bis fünfhundert
    Mann gewesen sein. Ein Halbkreis von Spähern ging voraus.
    Dahinter bewegte sich der Rest in zusammenhängender
    Marschsäule den langen Abhang des Buschgebiets hinauf, bis
    wir dicht am Waldrand waren. Hier schwärmten sie zu einer
    langen, ununterbrochenen Linie von Speerwerfern und
    Bogenschützen aus. Roxton und Challenger begaben sich an
    die rechte Flanke, Summerlee und ich an die linke. Ein
    Steinzeitheer war es, das wir in die Schlacht begleiteten – wir,
    die
    wir
    mit
    den
    letzten
    Erzeugnissen
    moderner
    Büchsenmacherkunst ausgerüstet waren.
    Wir brauchten nicht lange auf den Feind zu warten. Ein
    wüstes, schrilles Geheul erhob sich am Waldrand, und
    plötzlich stürzte eine Horde mit Keulen und Steinen
    bewaffneter Affenmenschen hervor und stürmte auf das
    Zentrum der Schützenkette los. Ein tapferer, aber idiotischer
    Angriff, denn die großen krummbeinigen Kreaturen waren
    schlecht zu Fuß, während ihre Gegner katzenhafte
    Behendigkeit bewiesen. Es war entsetzlich, mit anzusehen, wie
    die wütenden Bestien mit schäumendem Maul und
    hervorquellenden Augen auf die Indianer losgingen und sie
    packen wollten, sie aber stets verfehlten, während sich Pfeil auf
    Pfeil in ihr Fell bohrte. Ein großer Kerl, ein Dutzend

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