Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Strophantussaft getaucht
    und in verwestem Fleisch aufbewahrt – mehr Erfolg beschieden
    sein. Für den einzelnen Jäger allerdings, der eine solche Bestie
    angreift, sind solche Pfeile kaum von Nutzen, weil das Gift in
    dem schwerfälligen Kreislauf nur langsam wirkt und das
    Ungeheuer, bevor seine Kräfte erlahmen, seinen Angreifer
    immer noch überfallen und zermalmen kann. In unserem Fall
    aber hagelte ein Schauer von Pfeilen aus allen Felsspalten auf
    die Drachen herab, die uns bis zum Fuß der Treppen gefolgt
    waren. Innerhalb einer Minute waren sie damit regelrecht
    gespickt, kratzten und geiferten aber immer noch ohne
    jegliches Schmerzempfinden an den Stufen, krochen sogar
    einige Meter hinauf und rutschten dann wieder nach unten.
    Endlich wirkte das Gift. Der erste stöhnte auf und ließ den
    riesigen breiten Kopf zur Erde sinken. Der andere sprang mit
    schrillen, jaulenden Schreien im Kreis herum, stürzte dann
    ebenfalls nieder und zuckte noch einige Minuten lang im
    Todeskampf, bevor auch er starr und still liegen blieb.
    Mit Triumphgeheul kamen die Indianer aus ihren Höhlen
    herab und vollführten einen wilden Siegestanz um die riesigen
    Kadaver. In der Nacht zerteilten sie die Ungeheuer und
    schafften sie fort, nicht etwa, um sie zu essen – das Gift war
    noch wirksam –, sondern, um dem Aufkommen einer Seuche
    vorzubeugen. Die riesigen Herzen jedoch, jedes so groß wie ein
    Kissen, lagen noch dort und schlugen langsam und gleichmäßig
    mit sanftem Heben und Senken in schrecklichem Eigenleben
    weiter. Erst am dritten Tag hörten die Ganglien auf zu arbeiten.
    Später, wenn mir statt einer Blechkiste wieder ein
    Schreibtisch zur Verfügung stehen wird und besseres
    Schreibmaterial als ein abgenutzter Bleistiftstummel und ein
    letztes zerknittertes Notizbuch, werde ich einen ausführlichen
    Bericht über die Accala-Indianer schreiben, über unser Leben
    bei ihnen und die Einblicke in weitere seltsame Verhältnisse
    des wunderlichen Maple-White-Landes, die sich uns auftaten.
    Mein Gedächtnis wird mich bis dahin bestimmt nicht im Stich
    lassen, denn solange ich atme, wird jede einzelne Stunde und
    jedes Ereignis dieser Zeit genauso klar und scharf in meiner
    Erinnerung bleiben wie die ersten bewußten Kindheitserlebnisse.
    Der Tag wird kommen, an dem ich jene wundersame
    Mondnacht beschreiben werde, in der ein junger Ichthyosaurus
    – ein absonderliches Geschöpf, halb wie ein Seehund, halb
    wie ein Fisch aussehend, mit knöchern überdachten Augen
    beiderseits der Schnauze und einem dritten Auge oben auf
    dem Kopf – sich im Netz der Indianer verfing und unser Kanu
    beinahe umwarf, ehe wir ihn ans Ufer gezogen hatten. In der
    gleichen Nacht schoß eine grüne Wasserschlange aus dem
    Schilf hervor und riß den Steuermann aus Challengers Kanu
    mit sich in die Tiefe. Ich werde auch von dem großen weißen,
    nächtlichen Lebewesen erzählen – war es ein Säugetier oder
    Reptil? –, das in einem unzugänglichen Sumpf östlich des Sees
    lebte und mit schwach phosphoreszierendem Glanz im Dunkeln
    umherstreifte. Die Indianer hatten derartige Angst vor ihm, daß
    sie die Gegend sorgsam mieden. Obwohl wir zweimal
    hingingen und es beide Male sehen konnten, kamen wir nicht
    durch den tiefen Sumpf hindurch, in dem es hauste. Ich kann
    daher nur sagen, daß es größer als eine Kuh war und einen
    starken Moschusgeruch ausströmte. Ich werde auch von dem
    riesigen Vogel berichten, der Professor Challenger eines Tages
    bis zu den Höhlen verfolgte – von einem Laufvogel, viel größer
    als ein Strauß, mit geierartigem Hals und einem Kopf wie der
    leibhaftige Tod. Noch während Challenger sich über die Stufen
    in Sicherheit brachte, schlug ein einziger Hieb des scharfen
    Krummschnabels den Absatz von seinem Stiefel, als wäre er
    abgemeißelt. Hier aber bewährten sich die modernen Waffen,
    und die riesige Bestie, zwölf Fuß von Kopf bis Kralle, brach
    unter Lord Johns Schüssen zusammen. Mit den mächtigen
    Flügeln flatternd und mit den Beinen um sich schlagend, starrte
    sie uns aus gelben Augen an. Hoffentlich erlebe ich es, den
    heimtückischen flachen Schädel dieses Phororachus unter den
    Jagdtrophäen im Albany zu sehen. Und schließlich werde ich
    eine
    Beschreibung
    des
    Toxodon
    geben,
    des
    Riesenmeerschweins von zehn Fuß Länge mit vorstehenden
    Meißelzähnen, das wir erlegten, als es im Morgengrauen
    am Seeufer trank.
    Auch jene herrlichen Sommerabende will ich skizzieren, an
    denen wir

Weitere Kostenlose Bücher