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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Neubauviertel dirigierte, in dem Gruber wohnen sollte, wurde er das Gefühl nicht los, zu einer Baustellenbesichtigung aufgebrochen zu sein. Hier konnte doch unmöglich jemand wohnen! Die Straßen waren nicht geteert, der Schotter von den vielen Lastwagen ausgefahren und voller Schlaglöcher und Pfützen. Die Gärten waren noch nicht einmal eingezäunt, geschweige denn angelegt. Einige Häuser standen im Rohbau, bei anderen fehlte der Putz. Grubers Haus fanden sie nur, weil sie an einer Haustür den beschriebenen bunten Papierdrachen sahen – eine Hausnummer war noch nicht angebracht worden.
    Eine kleine pummelige Frau mit Baby auf dem Arm öffnete und bat die Ermittler, ihre Schuhe vor der Tür stehen zu lassen. Dann führte sie sie in einen Raum, der als Esszimmer diente. Herr Gruber sah viel jünger aus, als er sein konnte, und wirkte wie ein Mann, der gewohnt war, mit seinen Händen zu arbeiten.
    »Wenn ich richtig informiert bin, waren Sie Freitagnacht zusammen mit Achim Müller und Peter Siebert der letzte, der den Biergarten im Stadtpark verlassen hat«, begann Hackenholt.
    »Ja. Achim, Peter und ich haben in der Tat mal wieder die Nachhut gebildet.«
    »Können Sie sich irgendjemanden vorstellen, der Herrn Siebert nach dem Leben getrachtet hätte?«
    »Nein. Mir ist das völlig unbegreiflich.«
    »Wissen Sie, wie Herr Siebert finanziell zurechtkam?«
    »Sie meinen, weil er arbeitslos war? Geld war für Peter kein Thema, darüber sprach er nie. Er hat bei Ericsson gut verdient und reichlich Arbeitslosengeld bekommen, wie er immer wieder erwähnte. Zumindest im Biergarten konnte man nicht feststellen, dass er sich weniger leistete«, meinte Gruber mit einem schiefen Grinsen.
    »Herr Siebert soll sich vor ein paar Wochen von seiner Freundin getrennt haben. Wissen Sie etwas Näheres darüber? Gab es einen größeren Streit?«
    »Die Exfreundin kenne ich nur vom Erzählen. Aber Peter hatte doch schon wieder eine Neue im Auge, obwohl ich den Eindruck hatte, dass er da noch gewaltig was vor sich hatte, um die Frau rumzukriegen.«
    »Könnten Sie bitte versuchen, sich an alles zu erinnern, was Herr Siebert in dem Zusammenhang gesagt hat? Ht er vielleicht einen Namen erwähnt oder wo er die Dame kennengelernt hat?«
    »Das war eine ziemlich verrückte Geschichte. Deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob sie wirklich stimmt oder ich etwas falsch verstanden habe«, sagte der Mann unsicher.
    »Versuchen Sie es trotzdem«, ermutigte ihn Hackenholt.
    »Also, das Komische war, dass die Frau normalerweise nicht an Männern interessiert sein soll. Peter hat das sehr betont und Witze darüber gemacht. Außerdem hat er angedeutet, dass sie nur so im Geld schwimmen würde. Ich glaube, er nannte sie Siggi, aber da bin ich mir nicht sicher. Und wo er sie kennengelernt hat, weiß ich auch nicht. Es klang aber so, als würde er sie schon länger kennen. Warum fragen Sie nicht Günther Degel, der müsste Genaueres wissen.«
    Das dachte Hackenholt auch und nahm sich vor, Herrn Degel bald etwas intensiver auf den Zahn zu fühlen.
     
    »Jetzt steht der Degel aber ganz schön blöd da!«, stellte Berger geraume Zeit später fest, als sie zum Auto zurückliefen. »Das heißt doch, dass er uns absichtlich nichts von der Frau erzählt hat.«
    Der Hauptkommissar nickte zerstreut.
    »Wo fahren wir jetzt hin?«, wollte Berger wissen.
    Hackenholt riss sich zusammen und schob seine Gedanken zur beiseite. »Lass uns noch Frau Damps besuchen. Sieberts letzte Freundin, von der er sich angeblich erst vor kurzem getrennt hat. Sie wird uns hoffentlich ein bisschen mehr über seine persönlichen Verhältnisse und Gewohnheiten sagen können, als die Stammtischkumpels.«
     
    Wie sich kurze Zeit später jedoch herausstellte, war die Gesuchte nicht zu Hause. Hackenholt überlegte, ob er eine seiner Visitenkarten in den Briefkasten werfen sollte, auf der er sie um einen Anruf bat, entschied sich dann aber vorläufig dagegen.
    »Dann sind wir fertig für heute eigentlich«, entschied der Hauptkommissar. »Soll ich dich auf dem Rückweg zum Präsidium irgendwo rauslassen?«
    Berger schüttelte den Kopf und erklärte, er würde von der Hastverstraße aus laufen, weil er nur knapp fünf Minuten entfernt wohnte.
     
    Zwar hatte Hackenholt Berger gegenüber vorgeschlagen, zur Dienststelle zurückzufahren, da er nun jedoch allein dastand, entschied er sich anders: Er hatte aus einem Impuls heraus Peter Sieberts Wohnungsschlüssel eingesteckt, bevor Berger und

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